Bestseller Gute Buchadaptionen und eine, die man getrost vergessen kann

Von Fabian Tschamper

21.6.2020

Michael Clarke Duncan («The Green Mile»), Javier Bardem («No Country For Old Men») und Matt Damon («The Martian»).
Michael Clarke Duncan («The Green Mile»), Javier Bardem («No Country For Old Men») und Matt Damon («The Martian»).
Warner Bros/Paramount/Twentieth Century Fox

Vor den Blockbustern kamen meist Bestseller. Die Umsetzung solcher Bücher auf die Leinwand sollte eigentlich keine Herausforderung sein für Hollywood. Doch immer wieder setzt es grandiose Vorlagen in den Sand.

Oft diente ein Buch schon als Skript für einen Hollywood-Film, berühmte Beispiele dafür sind Tolkiens «Herr der Ringe» oder auch J.K. Rowlings «Harry Potter»-Bände. Der Job der sogenannten Screenwriter besteht darin, ein Buch oder eine Novelle für die Leinwand anzupassen. Wie man es nicht machen sollte, bewiesen erst jüngst D.B. Weiss und David Benioff: Sie adaptierten die Bestseller von Autor George R.R. Martin und bastelten daraus das kurzweilige Ende einer bis anhin langatmigen Geschichte. Der Aufschrei zum Ende von «Game Of Thrones» hörte selbst jemand, der mit Bewegtbild überhaupt nichts am Hut hat.

Es scheint also schwieriger zu sein, als vermutet.

Der Fairness halber gilt es zu sagen, dass ein 500-Seiten-Schinken wahrscheinlich ziemlich schwierig auf einen zweistündigen Film herunterzubrechen ist. Doch immerhin die Geschichte sollte doch dieselbe bleiben, oder nicht? Darum wurde ein Buch schliesslich zum Bestseller.

Brillante Köpfe hinter den Kulissen

Einen herausragenden Job machten die Verantwortlichen beispielsweise bei «Der Marsianer», einem Buch von Autor Andy Weir aus dem Jahr 2011. Nur vier Jahre später erschien der Film mit Matt Damon in der Hauptrolle. Die Detailtreue von Weir wurde unheimlich präzise übernommen sowie auch sein Sinn für Humor. Damon erledigte seinen Job mehr als nur genügend – «The Martian» ist als Film wie auch als Buch ein Meisterwerk.

Gleiches gilt für «The Green Mile». Der Film mit Tom Hanks und Michael Clarke Duncan als Gefängniswärter beziehungsweise Insasse wird vom Dialog getragen. Die Leinwand-Adaption steht dem Buch in nichts nach und gehört darum ins Bücherregal wie auch in die Filmsammlung.

Ebenfalls mitten ins Schwarze trafen die Coen-Brüder mit ihrem Streifen «No Country For Old Men». Der Film beruht auf dem Cormac-McCarthy-Roman «Kein Land für alte Männer» und schafft es meisterlich, die Atmosphäre von McCarthys Prosa komplett einzufangen.

Was für ein Trauerspiel

Interessanter wird es erst dann, wenn Filmemacher zwar ein Buch als Vorlage nehmen, die Botschaft aber komplett ignorieren und ein Thema oder eine Idee «hollywoodisieren». Das traurige Beispiel dafür ist der Will-Smith-Film «I Am Legend».

An und für sich ein unterhaltsamer Streifen über einen Mann, der verzweifelt nach einem Gegenmittel sucht, als die Weltbevölkerung aufgrund eines Virus mutiert. Er ist komplett alleine, kämpft gegen die Kreaturen und seinen eigenen Verstand. Es ist die klassische Geschichte des einsamen Wolfs, der sich schliesslich für das Allgemeinwohl opfert.

Der Actionfilm basiert auf Richard Mathesons gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1954. Die Prämisse ist dieselbe wie im Film, allerdings hat Mathesons Buch mehr Substanz und einen philosophischen Ansatz – ganz im Gegensatz zum hohlen Hollywood-Streifen.

Will Smith mit seinem Hund Sam im Hollywood-Blockbuster «I Am Legend».
Will Smith mit seinem Hund Sam im Hollywood-Blockbuster «I Am Legend».
Warner Bros

Die Hauptfigur in beiden Werken ist Robert Neville, der anscheinend immun ist gegen eine Krankheit, die Menschen zu Vampiren werden lässt, übertragen durch Moskitos. Verzweifelt und mehrheitlich alkoholisiert, versucht Neville ein Gegenmittel für den Vampirismus zu finden. Er macht sein Haus zu einer Festung, verteidigt sich mit Pflöcken und Knoblauch und führt an den getöteten Vampiren Experimente durch.

Im Gegensatz zum Film haben die Kreaturen im Buch einen Verstand, ein Gewissen. Sie sind Vampire, ja, aber verhalten sich immer noch wie ein vernünftiger Mensch.

Der Punkt des Buchs ist folgender: Durch die Krankheit hat sich die menschliche Gesellschaft gewandelt. Die Vampire waren zu Beginn die Aussenseiter, die Monster, die vernichtet gehörten. Nun sind sie in der Mehrzahl, bis schliesslich nur noch Robert Neville als Nichtinfizierter existiert. Eine neue Gesellschaft hat sich gebildet, in der Neville das Monster ist, das Familienangehörige und Freunde tötet, um an ihnen kranke Experimente durchzuführen.

Kurz vor seinem Tod lächelt Neville. Er hatte es verstanden. Er ist Legende.

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