4. Juli «Independence Day» – vom Klassiker zur Lachnummer

Von Fabian Tschamper

4.7.2019

Die Amerikaner machen den Unabhängigkeitstag zum weltweiten Ereignis mit dem Kampf gegen eine Alien-Invasion. Was damals wunderbar funktionierte, ist 20 Jahre später ein Reinfall.

Mancher Menschen Albtraum ist es wohl, am Morgen aufzuwachen und ein riesiges Alien-Mutterschiff am Himmel schweben zu sehen. Im Film «Independence Day» von 1996 verwandelte Hollywood den Zusammenschluss der ehemals britischen dreizehn Kolonien zu den Vereinigten Staaten von Amerika in ein globales Ereignis. Die Menschheit wird nämlich am 4. Juli von Ausseriridischen angegriffen, und natürlich sind es die Amerikaner, die die zündende Idee für die Abwehr der Invasion haben.

Der Science-Fiction-Streifen bedient sich vieler Klischees rund um die USA, wie sie eben im Filmgeschäft der 90er üblich waren. Der Film trieft vor Patriotismus – das war wohl auch der Grund für dessen immensen Erfolg. Aliens werden verprügelt, Zigarren geraucht und abermals deftige Einzeiler vom Stapel gelassen, dies überwiegend vom damaligen Neuling Will Smith.

Newcomer und alte Hasen

Neben dem «Prinz von Bel-Air» stand auch Jeff Goldblum vor der Kamera. Der ebenso brillante Theaterschauspieler hatte sich nur drei Jahre zuvor mit «Jurassic Park» einen Namen machen können – und natürlich schon in den 80ern mit dem schrecklich überholten Film «Die Fliege», in dem sich ein Mann langsam in eine solche verwandelt.

Bill Pullman spielte indes den Präsidenten der USA im Jahr 1996. Realiter war es Bill Clinton, aber viele Amerikaner hätten sich wohl nach gewissen Ereignissen lieber Pullman im Oval Office gewünscht.



Goldblum wie auch Pullman nahmen ihre Rollen erneut wahr in der Fortsetzung des Films. In «Independence Day: Wiederkehr» sind sie jedoch die Veteranen des Filmbusiness und geben jüngeren Schauspielern eine Plattform, sich zu profilieren.

Liam Hemsworth versucht dies, schafft es aber nicht. Die Rolle schien zu anspruchsvoll für ihn und das Drehbuch zu seicht, als dass dieser Film einen ähnlichen Einfluss auf seine Karriere hätte haben können, wie es vor über 20 Jahren bei Will Smith der Fall gewesen war. Liam Hemsworth scheint in Hollywood im Schatten «Thors» leben zu müssen. Wie bekannt, hat diesen sein älterer Bruder Chris gespielt.

Ein veraltetes Konzept

Aber warum ist «Independence Day: Wiederkehr» tatsächlich gefloppt? Es ist ja nicht so, dass Skript und Schauspiel im ersten Teil herausragend gewesen wären. Aber da ist der Ton des ersten Films – dieser hat die damalige Mentalität der Amerikaner beispiellos erfasst. Mit Patriotismus, gepaart mit Heldentum und Romantik, damit liess sich das grosse Geld im Hollywood der 90er verdienen. Das war es, was die Menschen im Kino sehen wollten. Und das haben sie auch gekriegt.

«Armageddon», «Terminator», «Forrest Gump» oder auch «Titanic» sind Geschichten, die die Menschen bewegt haben. Viele dieser Filme dürften auch heute noch funktionieren, mit dem Patriotismus funktioniert es allerdings nicht mehr so gut.

Damals traf «Independence Day» den Nerv der Zeit vorzüglich. Heute jedoch will man die ohnehin schon Mächtigen nicht mehr gewinnen sehen – bloss den Underdog.

Die Kino-Highlights im Juli
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