Musicalverfilmung «Katastrophe»: Warum die Filmkritiker «Cats» hassen

tsha

23.12.2019

Katzenjammer bei den Kritikern – und an den Kinokassen: Die Musicalverfilmung «Cats» ist der Flop des Jahres.

Das gab es noch nie: Am Freitag startete die Musicalverfilmung «Cats» in den US-Kinos – und schon wenig später wurde eine neue Kopie des Films an die Kinos ausgeliefert. Die überarbeitete Version enthalte «einige verbesserte visuelle Effekte», zitiert der «Hollywood Reporter» aus einem Schreiben des Verleihers. Der Schritt sei von «Cats»-Regisseur Tom Hooper persönlich ausgegangen, so das Branchenblatt. Dass eine Filmkopie während ihres Einsatzes ausgetauscht werde, sei so noch nie passiert, heisst es in dem Bericht weiter.

Allein: Wirklich überraschend kommt der Schritt nicht. Denn glaubt man denen, die «Cats» schon gesehen haben, dann ist der Film, der hierzulande am 25. Dezember in die Kinos kommt, nicht weniger als eine Katastrophe.

«Keine Story»

Die Handlung des Films lässt sich in nur einem Satz zusammenfassen: Eine Gruppe Katzen, die Jellicats, versammelt sich in London, um eine Katze aus ihrer Mitte zu bestimmen, die am Ende des Abends wiedergeboren werden darf. Glaubt man den Kritikern, passiert sonst in dem Film: nichts. Es wird gesungen, getanzt, so wie schon in der Bühnenversion von Andrew Lloyd Webber. Aber: «Es gibt keine Story, die der Rede wert wäre», schreibt etwa das «Wall Street Journal». Und die «Süddeutsche Zeitung» meint, es sei problematisch, «dass Tom Hooper sinnentleert zwischen Kulissen wechselt, manchmal innerhalb eines einzigen Lieds, bis einem endlich bewusst wird, dass ‹Cats› eigentlich eine Nummernrevue ist».

Vor allem aber stören sich die Kritiker an einem: dem Aussehen der Katzen. Denn damit Darsteller wie Taylor Swift, James Corden, Jennifer Hudson, Ian McKellen, Idris Elba, Judi Dench, Rebel Wilson und Jason Derulo auf der Leinwand auch wie Katzen aussehen, hat man sie in digitale Kostüme gesteckt. Die Kritikerin von «Spiegel Online» hat das Ergebnis derart verschreckt, dass sie fordert: «Vielleicht sollte man ‹Cats› einfach als Horrorfilm einordnen.»

«Ein Allzeitunglück»

Weiter Beispiele gefällig? «‹Cats› ist ein sehr, sehr seltsamer Film, und nicht auf eine gute Art und Weise», schreibt Moira Macdonald von «The Seattle Times». Johnny Oleksinski von der «New York Post» spielt auf den bekanntesten Song von «Cats» an: «Bitte löschen Sie diesen Film aus meinem ‹Memory›.» Tim Robey von «The Telegraph» glaubt: «Der einzig realistische Weg, ‹Cats› zu reparieren, wäre es, zu sterilisieren, oder einfach so zu tun, als wäre es nie passiert. Es ein Allzeitunglück – eine seltene und mit Sternen übersättigte Katastrophe.» Und Michael Phillips von der «Chicago Tribune» fragt sich: «Ist das der schlechteste Film 2019?»

«Cats» – die Bilder

Die neue Version, die nun an die US-Kinos ausgeliefert wurde (und die mutmasslich auch in der Schweiz zum Einsatz kommen wird), hat all diese Probleme freilich nicht gelöst. Vielmehr sind die Macher offenbar ein Problem angegangen, das viele Kritiker ebenfalls oft bemängelt haben: die nicht nur optisch, sondern auch technisch miesen CGI-Effekte.

Bisweilen würden die am Computer aufgehübschen Katzenmenschen in den Kulissen geradezu schweben, weil sie einfach nur schlecht in die Szenerie eingefügt worden seien, so der Tenor. Zwischen den Pfoten der Darsteller und dem Boden der Kulissen könne man manchmal einen Spalt erkennen, der da nicht hingehöre. Hin und wieder sehe man gar Reste der Green Screens, vor denen «Cats» gedreht wurde. Bei einem Film, der angeblich 100 Millionen US-Dollar gekostet hat, dürften derartige technische Fehler eigentlich nicht passieren. Aber die Nachbearbeitung kommt sowieso viel zu spät: An den US-Kinokassen legte «Cats» bereits eine Bauchlandung hin. Ganz vorne am Boxoffice: «Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers».

Blockbuster satt: So spektakulär wird das Kinojahr 2020

Zurück zur Startseite