Interview mit Paul Rudd Interview: Was den «Ant-Man» genervt und was ihn entzückt hat

tsch

26.7.2018

Zum zweiten Mal schlüpft Paul Rudd in die Rolle des «Ant-Man». Im Interview verrät er, wie die Arbeit mit Hollywood-Grössen wie Michael Douglas und Michelle Pfeiffer war. 

Paul Rudd schaut sehnsüchtig auf die Attraktionen und Achterbahnen im Disneyland Paris. Es sei fast schon eine Qual, dass er nicht fahren dürfe, verrät er. Statt sich im Vergnügungspark zu amüsieren, spaziert der Schauspieler nämlich bei der Europapremiere von «Ant-Man and the Wasp» (Kinostart: 26. Juli) über den roten Teppich. Er ist locker, entspannt und immer für einen Scherz aufgelegt - fast wie in seiner Rolle als Scott Lang. Im Interview verrät der sympathische 49-Jährige, wie es war, mit Michelle Pfeiffer und Michael Douglas zusammenzuarbeiten und was seine eigenen Kinder über «Ant-Man» denken.

«Bluewin»: Bei «Ant-Man and the Wasp» spielt die Familie eine zentrale Rolle. Wie wichtig war das für Sie?

Paul Rudd: Wir wollten das unbedingt! Der ganze Film dreht sich um Eltern und ihre Kinder und spiegelt diesbezüglich die reale Welt wider. Alle Altersklassen können «Ant-Man and the Wasp» geniessen. Vor allem war es mir wichtig, dass auch Jüngere den Film anschauen können, ohne Angst zu haben und zu viel Gewalt zu sehen.

Haben Ihre Kinder den Film schon gesehen und was haben sie dazu gesagt?

Mein Sohn mochte den Film sehr gerne. Er ist wirklich begeistert vom Marvel Universum. Er ist jetzt 13 Jahre alt, und auch seine Freunde fangen an, sich dafür zu interessieren. Meine Tochter ist acht, sie hat noch nicht alle Filme gesehen, aber sie malt dauernd Bilder von «Ant-Man». Ausserdem hat sie eine kleine Actionfigur von mir neben ihrem Bett stehen - super süss.

Waren Ihre Kinder am Set?

Sie waren gleichzeitig mit Evangeline Lillys Kindern da und haben sich etwa zehn Minuten lang eine Szene angesehen. Dann fragten sie nur: «Wo ist der Tisch mit dem Essen? Wo sind die Süssigkeiten?» Das war ihr Hauptinteresse. Nachdem sie sich vollgestopft hatten, war ihnen langweilig und sie wollten nach Hause (lacht).

War Ihnen selbst denn je langweilig während des Drehs?

Nein, denn ich liebe meine Arbeit! Es gibt immer Tage, an denen es hart ist. Zum Beispiel die Szene, in der ich ungefähr 60 Zentimeter gross bin und Evangeline Normalgrösse hat, war sehr mühsam zu drehen. Das war der einzige Moment, in dem ich dachte: Ich kann es nicht abwarten, bis die Szene vorbei ist.

Solange Scott den Anzug nicht trägt, ist er auch kein Superheld. Warum eignet er sich trotzdem für das Business?

Ich glaube, er möchte ein guter Vater und eine gute Person sein und anderen helfen. All das macht ihn eigentlich zu einem Superhelden. Dass er ein normaler Typ ist, unterscheidet ihn von den anderen Avengers und macht diese Rolle wirklich ansprechend. Man sieht, dass es für normale Menschen manchmal stressig sein kann, ein Superheld zu sein.

Ist Scott daher so ein grosser Fan von Captain America und den Avengers, weil er sich doch deutlich von Ihnen unterscheidet?

Ja, das ergibt Sinn. Ich selbst dachte während «The First Avenger: Civil War» manchmal: «Wow! Schau, da ist Chris Evans. Da ist sein Schild. Sie tragen alle Anzüge! Und da ist Iron Man!» Ich habe mich wie ein Zehnjähriger gefühlt. Wenn man mit so einem beeindruckenden Cast zusammenarbeitet, muss man die Begeisterung nicht spielen.

Wie viel Paul Rudd steckt denn in Scott Lang?

Meine Tochter ist etwa gleich alt, also identifiziere ich mich mit ihm als Vater. Ich kann mich in Scotts Dilemma hineinversetzen: Wie kann ich für meine Tochter da und gleichzeitig «Ant-Man» sein? Können diese beiden Aufgaben koexistieren? Das ist ein echter Kampf. Als Schauspieler muss ich viel reisen, um den Film zu promoten oder um zu drehen. Ich rede mir dann ein: Das ist das Richtige. Aber manchmal verpasse ich ein Fussballspiel meiner Kinder oder einen Schultermin, und das fühlt sich nicht schön an. Dieser Zwiespalt verbindet mich sehr mit meiner Rolle.

Woher haben Sie all die Energie, die Sie für diese Rolle brauchen?

Sehr viel Kaffee (lacht). Nein im Ernst, das gehört zum Job dazu. Wenn die Kameras laufen dann bündle ich diese Energie und entspanne mich erst wieder, während das neue Set vorbereitet wird. Ich trainiere, ich esse gesund, ich trinke keinen Alkohol und nehme keine Kohlenhydrate zu mir, so habe ich viel mehr Energie. Das kann zwar anstrengend sein, weil man nach dem Dreh erst mal richtig Lust auf ein Glas Guinness und eine Portion Pommes hat. Aber wenn ich das essen würde, dann wäre ich den ganzen Tag müde.

Wie war es, Evangeline Lilly in der Rolle der Hope als ebenbürtige Kämpferin neben sich zu haben?

Es war grossartig. Wir wussten schon nach dem ersten «Ant-Man», dass der nächste «and the Wasp» wird, wie es auch die Comics vorgeben. Es ist wundervoll, in so einem Film mitzuwirken, in dem so viele Kulturen vertreten sind. Und dann ist es auch noch der erste Marvel-Film, bei dem eine Frau im Titel genannt wird. Dazu ist Evangeline eine fantastische Person und grossartig in ihrer Rolle. Und sind wir mal ehrlich: Hope ist der wahre Superheld. Sie hätte schon im ersten Film in den Anzug schlüpfen sollen. Jetzt ergänzen wir uns perfekt als Team.

Und wie war die Arbeit mit Michael Douglas?

Ich liebe ihn (lacht). Wir verstehen uns unglaublich gut. Ihn kennenzulernen war eine der grossen Freuden bei diesem Film. Jeder ist ein Fan seiner Arbeit, aber jetzt bin ich ein noch grösserer Fan vom Menschen Michael Douglas.

Mit Michelle Pfeiffer haben Sie zuvor bereits zusammengearbeitet ...

Ich verehre sie, so wie jeder das tut. Sie ist talentiert und eine tolle Frau. Ich habe das Gefühl, Michael Douglas, Laurence Fishburne und Michelle Pfeiffer zusammen geben einem Film die Legitimation, gut zu sein. Sie fügen dem Film so viel Würde hinzu. Es war brillant, alle drei kennenzulernen und mich in ihrer Gesellschaft wohl genug zu fühlen, um ihnen Fragen über ihr Leben zu stellen.

Was haben Sie die drei gefragt?

Michelle und Michael kannte ich ja schon. Aber bei Laurence Fishburne wusste ich gar nicht, was mich erwartet. Gleich am ersten Tag krümmte ich mich vor Lachen, weil er so witzig ist. Er hat es geschafft, dass ich mich so locker gefühlt habe, dass ich ihn am dritten Tag fragte, wie es war, «Apocalypse Now» zu drehen. Solche Menschen kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören, ist ein Privileg.

«Ant-Man and the Wasp»

Mit Michelle Pfeiffer und Michael Dogulas hat die Garde der Superhelden nun auch einige ältere, erfahrene Mitglieder ...

Ja, sehr cool! Michael zum Beispiel hat gesagt, jetzt, wo die Technik so weit ist, wäre es doch sicher auch möglich, dass er den echten «Ant-Man» spielt (lacht). Wenn wir am Set arbeiten und Michelle und Michael zusammen drehen, dann geht selbst die Crew einen Schritt zurück und schaut einfach zu. Die Temperatur im Raum ändert sich.

Sie haben auch am Drehbuch mitgeschrieben. Wie war diese Erfahrung?

Wir waren eine ganze Gruppe rund um Chris McKenna und Erik Sommers, Peyton Reed und Kevin Feige waren dabei. Wir sitzen zusammen und denken über die Geschichte nach. Sowas kann Jahre dauern, denn man erschafft das Ganze von Grund auf. Ich bin nie einzelne Zeilen durchgegangen, sondern ich wollte viel mehr die ganze Story kreieren. Wir haben alle am Skript gearbeitet und uns dann die Seiten hin und her geschickt.

Die alles entscheidende Frage: Wie sieht es mit einem dritten Film zu «Ant-Man» aus?

Ich habe wirklich keine Ahnung. Es würde sicher Spass machen. Aber Marvel ist ziemlich gut darin, die Karten bedeckt zu halten, nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch den Schauspielern gegenüber. Ich weiss nicht, wie der Masterplan aussieht, und ich frage auch nicht. Sie werden es mich rechtzeitig wissen lassen, wenn ich darin vorkomme (lacht).

Hat Ihnen die Marvel-Rolle die eine oder andere Türe geöffnet?

Ich habe einige Optionen und Möglichkeiten, die sich vielleicht erst durch Marvel ergeben haben. Vielleicht wird es aber manchmal auch schwer sein, denn man wird oft damit identifiziert. Ich habe nie wirklich versucht, meine Karriere in eine bestimmte Richtung zu lenken. Letztendlich entscheide ich mich für das, was sich gut anfühlt.

«Ant-Man and the Wasp» läuft ab Donnerstag, 26. Juli, in unseren Kinos.

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