Interview Rowan Atkinson im Interview: Man muss anderen mal ans Bein pinkeln dürfen

dpa

18.10.2018

Rowan Atkinson gibt zum dritten Mal den Agenten Johnny English.
Rowan Atkinson gibt zum dritten Mal den Agenten Johnny English.
Bild: Keystone

Als «Mr. Bean» wurde er weltweit bekannt. Nun schlüpft Rowan Atkinson wieder in die Rolle des trotteligen Agenten Johnny English. Ein Interview zum Kinostart.

Einige Jahre lang war der britische Comedian Rowan Atkinson (63) nicht auf der grossen Leinwand zu sehen. Nun aber kommt der als «Mr. Bean» bekannt gewordene Schauspieler mit der Spionage-Komödie «Johnny English – Man lebt nur dreimal» am Donnerstag, 18. Oktober, in die Kinos. Es ist das dritte Mal, dass er den Charakter des zweifelhaften Agenten verkörpert. Mit Olga Kurylenko («James Bond 007: Ein Quantum Trost») steht ihm sogar ein echtes Bond-Girl zur Seite. Im Interview erzählt Atkinson, warum er in Sachen Humor auf politische Korrektheit pfeift.

Mr. Atkinson, wie war es für Sie, nach sieben Jahren erneut in die Rolle des «Johnny English» zu schlüpfen?

Das war ein grosser Spass! Ob es nun Mr. Bean ist oder Johnny English – wenn ich einen Charakter spiele, den ich schon kenne, ist es ein bisschen so, als würde ich ein altes Paar Hausschuhe anziehen. Alles ist vertraut und man kann direkt loslegen.

Können Sie sich den Film anschauen und über sich selbst lachen?

Ich bin generell kein Fan meiner eigenen Arbeit. Ich versuche mir deshalb nach Möglichkeit keinen meiner Filme mehr anzusehen, wenn sie fertig sind. Aber ich muss zugeben: Ich mag diesen Film ziemlich. Das liegt in erster Linie an der Rolle des Mr. English. Er liebt die Welt, in der er sich befindet, und die Idee, ein Spion zu sein, einfach so sehr. Mir gefällt seine Art der Selbsttäuschung, die ihn glauben lässt, dass er James Bond ist, obwohl er es ganz offensichtlich nicht ist.

Im dritten Film kämpft Johnny English mit analogen Mitteln in der digitalisierten Welt. Sind Sie selbst auch so misstrauisch, wenn es um neue Technologien geht?

Ich bin weniger technikfeindlich als es Johnny English ist. Wie die meisten Menschen meines Alters hänge ich fest zwischen dem Analogen und Digitalen. Ich benutze Mobiltelefone und Tabletts. Ich habe aber auch noch viel Freude an altmodischen Dingen.

Woran im Speziellen?

Es ist spassig, in einem Auto aus den 1970ern zu sitzen, das ständig piept und klopft und dir damit Hinweise gibt, was du zu tun hast. In der guten alten Zeit hatte man noch die Obhut über sein Auto. Heutzutage hat man immer mehr das Gefühl, dass das Auto die Kontrolle über einen hat.

Inwieweit gehören Mr. Bean und Johnny English mittlerweile zu den nationalen Kulturgütern Grossbritanniens?

Das müssen andere beurteilen. Ich selbst würde nie von mir behaupten, zu den Kulturschätzen des Landes zu gehören. Sie waren beide erfolgreich – so viel ist sicher. Und ich bin hoch erfreut, dass wir deshalb die Möglichkeit bekamen, einen weiteren «Johnny English»-Film zu drehen.

Wie stehen Sie zum Brexit?

Es ist so ein kontroverses Thema. Und es ist ganz sicher keine Debatte, in die ich mich einmischen werde. Es entzweit Europa, aber es entzweit auch extrem in Grossbritannien. Das liegt aber in der Natur eines Referendums, denn die sind nie 90 Prozent das eine und 10 Prozent das andere. Es ist immer sehr knapp und fast schon ausgewogen. Also wird eine Hälfte immer unglücklich über das Ergebnis sein. Damit müssen wir nun leben und sehen, welche Kompromisse gemacht werden können. Ich hoffe einfach, dass es eine gütliche Einigung mit Europa geben wird.

In Bezug auf politische Korrektheit im Humor sind Sie da schon deutlicher!

Oh ja, ich bin sehr bedacht auf freie Meinungsäusserung und Ausdrucksfreiheit, wenn es um Humor geht. Das ist etwas, wofür ich mich schon seit 15 Jahren im Stillen einsetze. Dazu gehört auch das Recht, anderen mal ans Bein zu pinkeln, denn ohne das gibt es keine freie Meinungsäusserung. Sich jedoch für das Recht zu engagieren, andere beleidigen zu dürfen, ist in modernen Zeiten eine schwierige Angelegenheit und zunehmend unpopuläre Idee. Denn viele Menschen denken heutzutage, dass sie ein Recht darauf haben, nicht beleidigt zu werden.

ZUR PERSON: Der Komiker, Schauspieler und Drehbuchschreiber Rowan Sebastian Atkinson kam 1955 als jüngster von vier Brüdern in Consett im Nordosten Englands auf die Welt. Seine Karriere begann Atkinson 1979 als Ensemblemitglied der Comedy-Show «Not The Nine O'Clock News». Ab 1982 war er in der Sitcom «Blackadder» in der Titelrolle zu sehen. Im selben Jahr spielte er im James-Bond-Film «Sag niemals nie» mit. Zu seiner Paraderolle wurde Anfang der Neunziger der Sonderling «Mr. Bean», den er später auch in Kinofilmen verkörperte und der ihm den Spitznamen «Rubber Face» (Gummigesicht) einbrachte. Privat liess sich Atkinson 2015 nach 25 Jahren Ehe von der Make-up-Artistin Sunetra Sastry scheiden. Seit 2014 ist er mit der 29 Jahre jüngeren Louise Ford liiert und wurde zum dritten Mal Vater.

Das Interview mit Rowan Atkinson führte Katja Schwemmers, dpa.

Die Kino-Highlights im Oktober
Zurück zur Startseite