Dialekte und AkzenteSprache in Filmen – unscheinbar, aber bedeutsam
Von Fabian Tschamper
23.8.2020
Sei es auf Deutsch oder Englisch: Ein schlechter Dialekt oder ein unsauberer Akzent nehmen einem Film – und Schauspieler – jegliche Glaubwürdigkeit. Und doch treten nach wie vor viele Projekte in diese Falle.
Die Sprache eines Charakters macht in einem Film viel von dessen Persönlichkeit aus – meist spricht eine Figur passend zu ihrer Hintergrundgeschichte. Dies ist im echten Leben auch so – verstehen Sie mich nicht falsch –, doch in Film und Fernsehen wird Sprache gezielter verwendet und klischiert.
Wird im «Tatort» beispielsweise ein abgelegenes Dorf besucht, verwendet der dortige Bewohner einen Dialekt, der einfältig wirkt. Oder sobald es in amerikanischen Spielfilmen um einen stereotypen, konservativen, gar fremdenfeindlichen Charakter geht, spricht dieser wohl in den meisten Fällen mit breitestem texanischem Akzent. Die Leute werden alle in eine Schublade gepackt, was gänzlich unfair ist.
Dieses Klischee lässt sich aber eben auch so einsetzen, dass dem Zuschauer klar wird: Okay, das ist definitiv eine masslose Übertreibung. Der Schauspieler spricht dermassen überspitzt, dass es einer Parodie nahe kommt. Bestes Beispiel dafür dürfte Brad Pitts Charakter in «Snatch» sein: Der versiffte Schläger Mickey O'Neil gehört mit seiner Familie zum fahrenden Volk und spricht einen schier unverständlichen Dialekt. Selbst die anderen Charaktere im Film verstehen ihn nur bedingt – es ist herrlich. Oder wie es im Film selbst formuliert wird: «Es gab nur ein Problem mit den Zigeunern: ihre Sprache. Es ist nicht Irisch, nicht Englisch. Es ist ein Hinterwälder-Kauderwelsch.»
So wird Sprache also gezielt eingesetzt. Gewisse Schauspieler denken sich auch einen eigenen Dialekt oder Akzent zu ihrer Rolle aus. Das geht nur selten gut – leider.
Ein Geniestreich – und ein Reinfall
Erst jüngst gab es ein sehr schlechtes Beispiel dafür und ein – überraschenderweise – sehr gutes. Für Letzteres gehört der zukünftige Ex-James-Bond Daniel Craig gelobt. In seiner Rolle als Privatdetektiv Benoit Blanc in «Knives Out» spricht der britische Craig mit dem amerikanischen Kentucky-Akzent, der dort umgangssprachlich auch als «Hillbilly»-Akzent bezeichnet wird – sehr abwertend und damit wiederum einfältig. Dies spielt dem brillanten Detektiv in die Hände, denn die übrigen Figuren vermuten aufgrund dessen Sprache, er sei inkompetent. Weit gefehlt.
Das schlechte Beispiel für einen Akzent war ebenfalls erst letztes Jahr zu hören. Robert Downey Jr. entschied sich dafür, im Film «Dolittle» mit einem walisischen Akzent zu sprechen. Nicht nur ist das für Nichtmuttersprachler einer der schwierigsten Akzente überhaupt, Downey Jr. traf diese Entscheidung völlig willkürlich. Der ursprüngliche Dolittle, Rex Harrison, sprach mit einem noblen, britischen Englisch – so wie Harrison privat auch gesprochen hat. Eddie Murphy tat damals dasselbe und verstellte seinen leichten New Yorker Akzent nicht.
Doktor Dolittle hat sich nie über die Sprache definiert, bis Robert Downey Jr. kam und bewies, dass Sprache im Film mehr Gewicht hat, als man zunächst denkt.