Kino Warum Horrorfilme ein Phänomen sind

Fabian Tschamper

26.3.2019

Ein Talent für das Horror-Genre: Jordan Peele holte sich für «Get Out» den Oscar für das beste Drehbuch, auch für «Us» dürfte es wieder diverse Auszeichnungen geben.
Ein Talent für das Horror-Genre: Jordan Peele holte sich für «Get Out» den Oscar für das beste Drehbuch, auch für «Us» dürfte es wieder diverse Auszeichnungen geben.
Universal Pictures/Keystone

Vor zwei Jahren war es «Get Out», aktuell heisst der Horror-Kassenschlager in den Kinos «Us». Worin besteht der Reiz bei diesem Genre? Ein Erklärungsversuch.

Horrorfilme sind ein Phänomen. Warum will der Kinobesucher wissentlich Angst verspüren? Will er Blut sehen? Die Paranoia erfahren? Vielleicht ist der Alltag zu fad geworden. Aktuell feiern Horrorfilme trotz der Marvel-Film-Flut eine kleine Wiedergeburt , vor allem wegen der haarsträubenden Geschichten von Oscarpreisträger Jordan Peele.

Aber der Reihe nach: Horrorfilme sind nicht gleich Horrorfilme. Mitunter gibt es da die absurd brutalen Streifen wie etwa die «Saw»-Reihe, in der – wer hätte es gedacht – Menschen zersägt werden. Das mag den einen plump vorkommen, andere schockt diese explizite Zurschaustellung von Gewalt.

Vom Komiker zum Drehbuchautor und schliesslich zum Oscarpreisträger für sein Regiedebüt «Get Out»: Jordan Peele.
Vom Komiker zum Drehbuchautor und schliesslich zum Oscarpreisträger für sein Regiedebüt «Get Out»: Jordan Peele.
Keystone

Ein grosser Teil des Horror-Genres besteht auch aus dem impliziten Bösen. In der äusserst erfolgreichen «Paranormal Activity»-Reihe findet alles im Kopf des Zuschauers statt. Ein Geräusch, ein Licht, der passende bedrückende Soundtrack dazu, und schon entsteht Angst vor dem Unbekannten. War es ein Geist? Oder Zufall? Diese Art Horror kann einen auch noch nach dem Kinoverlass verfolgen, wenn zuhause der Boden knirscht oder die Katze eine Vase umwirft.

Momentan begeistert ein Name die Horrorfilmwelt: Jordan Peele. Der Amerikaner hat 2017 den Oscar geholt für sein Regiedebüt «Get Out», zu jenem Film er auch das Drehbuch schrieb. Im Mystery-Horror-Thriller besuchen ein Afroamerikaner und seine weisse Freundin deren Eltern. Der Hauptcharakter ist irritiert, als er bei dem älteren weissen Ehepaar lauter afroamerikanische Angestellte sieht. Bald schon wird der Aufenthalt zum psychologischen Krieg.

Das oscarprämierte Drehbuch des Films fasst den Alltagsrassismus in den USA grauenvoll auf und schockt mit Szenen, die dem Zuschauer durch Mark und Bein gehen.

Weiterhin auf der Erfolgswelle

Nach «Get Out», dem Film mit dem grössten Gewinn im Jahr 2017, setzte sich Jordan Peele gleich wieder hin und begann zu schreiben. Das Resultat der knapp zweijährigen Tüftelei läuft derzeit in unseren Kinos: «Us». Peeles Rezept scheint wieder aufzugehen, denn der Film reiht sich hinter dem Ungetüm «Captain Marvel» schon nach einer Woche im Besucherranking auf Platz zwei ein.

«Us» verfolgt das Leben einer kleinen Vorstadtfamilie. Vater und Mutter sowie Sohn und Tochter haben ihre Eigenheiten, wie sie zum Menschen halt dazu gehören. Als eines Abends eine andere Familie in ihrer Einfahrt steht, nimmt der Horror seinen Lauf. Es sind nämlich Doppelgänger, deren Leben geprägt waren von Schattenseiten, und sie machen erstere Familie dafür verantwortlich.

Mit der Oscarpreisträgerin Lupita Nyong'o («12 Years a Slave») hat sich Regisseur Jordan Peele eine ausdrucksstarke Hauptdarstellerin mit ins Boot geholt, die in der Doppelrolle brilliert.

Warum gehen bei «Get Out» und «Us» die Kinotickets also weg wie warme Semmeln? Der Deutsche Ulrich Kobbé vom Institut für subjektpsychologische Wissenschaften in Lippstadt gab in einem Interview im Spiegel an, dass es sich dabei um die sogenannte Angstlust handle. «Wir verlassen nur in Gedanken unsere sichere reale Welt, setzen uns mit Wonne den virtuellen Gefahren aus, aber behalten stets im Hinterkopf, dass wir im nächsten Moment schon in unser friedliches Wohnzimmer zurückkehren können», sagte Kobbé.

Der Mensch setzt sich also gerne mit ihm unbekannten Situationen auseinander, vielleicht um unbewusst darauf vorbereitet zu sein, sollten diese irgendwann eintreten.

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