Albert Rösti im «Samschtig-Jass» «Herr Bundesrat – muss ich Angst um meinen Job haben?»

Lukas Rüttimann

25.8.2024

Fühlte Medienminister Albert Rösti auf den Zahn: «Samschtig-Jass»-Moderatorin Fabienne Gyr.
Fühlte Medienminister Albert Rösti auf den Zahn: «Samschtig-Jass»-Moderatorin Fabienne Gyr.
Screenshot / SRF

Nach der Selbstinszenierungs-Gala «Zuegab» gibts mit dem «Samschtig-Jass» wieder bodenständige TV-Kost für Jass-Fans. Für Brisanz war bei der Premiere trotzdem gesorgt – denn mit Bundesrat Albert Rösti war jener Mann bei Fabienne Gyr zu Gast, der bei SRF den Rotstift ansetzen soll.

Lukas Rüttimann

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der «Samschtig-Jass» ist in die neue Saison gestartet.
  • Im Gegensatz zum «Donnschtig-Jass» geht es bei dieser Sendung bodenständig zu und her.
  • Keine Selbstinszenierung, keine grosse Show – die verstorbenen Legenden Wysel Gyr und Göpf Egg wären stolz auf die Sendung.
  • Brisanz gabs dennoch – Bundesrat Albert Rösti war zu Gast.
  • So richtig in die Karten blicken liess sich der Medienminister nicht, was seine Sparpläne hinsichtlich der SRG angeht.

Vor Wochenfrist haben wir an dieser Stelle über die «Donnschtig-Jass»-Sondersendung «Zuegab» geschrieben und dabei das Mass an Selbstbeweihräucherung und -inszenierung kritisiert.

Tatsächlich zeigte auch die Reaktionen der Userinnen und User, dass Rainer Maria Salzgeber und seine Art der Moderation bei vielen ein Thema sind.

Dazu muss man festhalten: Salzgeber ist zweifellos einer der besten Moderatoren, die SRF aktuell zu bieten hat. Ein gewisses Mass an Narzissmus gehört bei diesem Job dazu. Obs aber etwas weniger sein darf? Das ist letztlich Geschmacksache. Doch dass es auch anders geht, zeigt der gestrige Saisonstart des «Samschtig-Jass» mit Fabienne Gyr.

Schau mal, Salzi – so kann Jassen am TV auch gehen

Klar, die Sendungen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das eine ist eine Live-Show am Abend mit grossem Publikum, das andere eine geradezu intime Vorabendsendung aus einem Bergrestaurant. 

Dennoch ist von Beginn weg augenfällig, wie sehr das Jassen bei Fabienne Gyr im Mittelpunkt steht.

Eine kurze Begrüssung von Gast Albert Rösti, inklusive dem Abklopfen seiner Laufbahn als Jasser und dem Dutzismachen mit den Anwesenden – weil sich das unter Jassenden so gehört –, und los gehts.

Anfängliche Nervosität: Der Bundesrat legt seine Karten quer- statt hochformatig auf den Tisch.
Anfängliche Nervosität: Der Bundesrat legt seine Karten quer- statt hochformatig auf den Tisch.
SRF / Screenshot

Einstudierte Sprüche, Halligalli mit Showacts, «Salzi on Tour», ein Set von DJ Büsser? Alles Fehlanzeige. Dafür werden hurtig die Karten verteilt, und das Spiel um die geringste Differenz beginnt.

Wie ernst selbst der Bundesrat die Aufgabe nimmt, zeigt sich, als dieser beim Einsammeln seines Stichs (zu) lange zögert – und er dann aus lauter Nervosität auch noch die Karten im falschen Format auf den Tisch legt.

«Beim dritten Mal sollte ich den Dreh dann raushaben», nimmt's der Berner Oberländer aber mit Humor.

Kein «Salzi on Tour», kein Set von DJ Büsser – der «Samschtig-Jass» mit Gast Albert Rösti (2.v.l.).
Kein «Salzi on Tour», kein Set von DJ Büsser – der «Samschtig-Jass» mit Gast Albert Rösti (2.v.l.).
SRF / Screesnhot

Tatsächlich trumpft der Medienminister am Jasstisch durchaus auf. Mit 29 Differenzpunkten belegt Rösti am Ende einen guten dritten Rang und lässt damit Jasskönigin Cornelia Grossen hinter sich. Den Sieg holt sich Valérie Stauffer, unter anderem mit zwei imposanten 0-Differenzpunkt-Runden.

Wo sparen? Der Medienminister deckt seine Karten nicht auf

Trotz diesem klaren Sieg ist die  Sendung aber nicht ohne Spannung. Denn Moderatorin Fabienne Gyr verpasst es in der Talk-Runde mit ihrem Gast nicht, den Medienminister – und damit ihren obersten Chef – auf den Elefanten im Raum anzusprechen: die Senkung der SRF-Gebührengelder.

Das Thema beschäftige sie selbst mittlerweile fast täglich, gibt Gyr offen zu, und geht in die Offensive: «Wenn ich dich schon mal hier habe, lieber Albert: Muss ich mir Sorgen machen?», fragt sie den Bundesrat ganz direkt.

Falls Rösti ob der Offenheit dieser Frage überrascht war – anzusehen ist es ihm nicht. Souverän und sachlich, wie es seine Art ist, wiegelt der SVP-Mann ab: Wo gespart werden müsse, sei nicht seine Entscheidung.

Die SRG müsse sich aber wie andere Unternehmen auch gefallen lassen, so Rösti, dass man Strukturen anschauen und sie anpasse. Und sowieso sei der von Bundesbern avisierte Sparvorschlag deutlich weniger radikal als die Halbierungs-Initiative, so der Medienminister relativierend.

Die Moderatorin und ihr oberster Chef im Gespräch: Fabienne Gyr und Albert Rösti.
Die Moderatorin und ihr oberster Chef im Gespräch: Fabienne Gyr und Albert Rösti.
Screenshot / SRF

Doch so leicht lässt sich die souverän auftretende Moderatorin nicht abspeisen. Welche Sendungen er denn persönlich gern schaue, versuchte Gyr den bundesrätlichen Sparplänen durch die Hintertür auf die Schliche zu kommen.

Doch auch bei dieser Frage lässt sich der Medienminister nicht so recht in die Karten blicken. «Tagesschau», «10 vor 10» – Sendungen «mit Informations- und News-Wert», lautet die wenig überraschende Antwort.

Eine Jobgarantie für Gyr zum Schluss?

«Und was ist mit Sportsendungen?» staret Gyr einen letzten Versuch. Skirennen schaue er «wann immer es geht live vor Ort, zumindest hier im Berner Oberland», sagt Rösti – um dann wieder in die Defensive zu gehen. Eigentlich habe er «als Bundesrat gar nicht viel Zeit, um TV zu schauen».

Souverän und sachlich wie eh und je: Albert Rösti im Gespräch.
Souverän und sachlich wie eh und je: Albert Rösti im Gespräch.
SRF / Screenshot

Völlig im Regen stehen lassen will der freundliche SVP-Mann seine Gastgeberin aber dann doch nicht. Sie müsse sich zumindest vorerst keine Sorgen machen, lässt er mit Verweis auf die oft langwierigen Prozesse in Bundesbern durchblicken.

Und überhaupt: «Es wäre vermessen, wenn ich mich zu einzelnen Sendungen äussern würde», so Rösti. Eines jedoch sei klar: «Qualität und Zuschauerzahlen werden am Ende matchentscheidend sein.»