Bötschi fragt Reto Hanselmann«Ich wollte nicht, dass es heisst, ich sei ein SVPler»
Bruno Bötschi
18.5.2025
Reto Hanselmann: «Der Garten ist meine Energiequelle»
Vom It-Boy zum erfolgreichen Partyveranstalter: Reto Hanselmann schätzt mit zunehmendem Alter aber auch die Ruhe. Dann ist der 43-Jährige ganz oft in seinem Garten anzutreffen.
14.05.2025
Vom It-Boy zum erfolgreichen Partyveranstalter: Reto Hanselmann spricht über seine schmerzhafteste Schönheits-OP, sagt was ihm Angst macht – und er verrät, welcher Dachschaden ihn seit seiner Kindheit begleitet.
Reto Hanselmann, ich stelle dir in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen und du antwortest bitte möglichst kurz und schnell. Wenn dir eine Frage nicht passt, kannst du auch einmal «weiter» sagen.
Super.
Liebe oder Geld?
Liebe.
Kalte Dusche oder Koffein?
Koffein.
Singen unter der Dusche?
Nein.
Welchen überflüssigen Gegenstand in deiner Wohnung liebst du am meisten?
Meine Hurom-Fruchtpresse. Ich dachte, wenn ich so eine kaufe, lebe ich automatisch gesünder. Nicht bedacht hatte ich, dass so ein Gerät auch Arbeit bedeutet.
Demnach steht die Presse meist unbenutzt in deiner Küche herum?
So ist es.
Zum Autor: Bruno Bötschi
blue News
blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.
Welche Hausarbeit machst du besonders gerne?
Ich staubsauge gerne meine Wohnung.
Die härteste Arbeit, die du je mit deinen Händen erledigen musstest?
Der Auf- und Abbau meiner Halloween-Party, die immer Ende Oktober im Kaufleuten in Zürich stattfindet.
Nenne bitte drei Gründe, warum das Leben wunderschön ist?
Ich schätze es, dass es vier Jahreszeiten gibt. Ich liebe meinen Garten in Zürich über alles. Und ich bin glücklich, dass ich nette Menschen um mich haben darf und hoffe fest, dass das noch viele Jahre so bleibt.
Wie glücklich bist du in diesem Moment auf einer Skala von eins bis zehn Punkten?
Sieben Punkte.
Ist das der Normalzustand bei dir?
Ich bin ein extrem sicherheitsliebender Mensch – insbesondere im finanziellen Bereich. Läuft weniger als normal, sprich ich bin nicht mit der Organisation eines Events beschäftigt, kommt in mir rasch eine Angst auf. Ich werde unsicher, unzufrieden und auch unglücklicher.
Sollen wir Menschen überhaupt nach Glück streben?
Ich glaube, das Glück kommt von allein. Genauso wie es Tage gibt, an denen es einmal nicht so gut läuft. Die sind aber genauso wichtig, weil sie dafür sorgen, dass wir die positiven Tage noch mehr schätzen lernen.
Der englische Philosoph Kieran Setiya schreibt in seinem Buch «Life is hard», dass wir Menschen lernen sollten, das zu ertragen, was das Leben bringe. Denn das perfekte Leben gebe es nicht.
Dieser Überzeugung bin ich auch.
Glaubst du an Gott?
Ich glaube an eine höhere Macht und an das Universum, aber nicht an die biblische Geschichte.
Dein liebster Bibelspruch?
Weiter.
«Mittlerweile sind es gegen 250'000 Schweizer Franken, die ich in ästhetische Eingriffe investiert habe»: Reto Hanselmann.
Bild:zVg
Schaust du gern die Wolken an, wenn du in einem Flugzeug sitzt?
Ich schaue gerne aus dem Fenster und dem Spiel der Wolken zu. Es hat auf mich eine beruhigende Wirkung. Denn mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass ich immer mehr Flugangst bekomme.
Warum drängeln die Menschen beim Betreten eines Flugzeuges?
Das ist ein Phänomen, das ich nicht erklären kann. Schlussendlich wird ja jeder Passagier mit einem gültigen Flugticket ins Flugzeug reingelassen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Geduld keine Tugend mehr ist. Wer heute etwas will, will es sofort.
Wird man als bekanntes Gesicht in Zürich in Ruhe gelassen?
Wann hast Du zuletzt etwas am Zoll vorbeigeschmuggelt?
Vor zwei Jahren kaufte ich mir in New York eine Collage-Lederjacke. Am Flughafen Zürich fragte mich ein Zöllner, ob ich etwas zu verzollen hätte? Ich dachte, ich sei klüger als er und sagte zweimal «Nein». Als der Beamte insistierte und ein drittes Mal fragte, besann ich mich eines Besseren. Ich gab zu, dass ich die Lederjacke, die ich am Körper trug, in New York gekauft hatte.
Wie ging es weiter?
Ich musste eine kleine Busse zahlen.
Mit welcher berühmten Persönlichkeit wurdest du schon auf der Toilette verwechselt?
Ich habe zuerst verstanden, mit welcher berühmten Person ich schon auf dem WC war (lacht). Ich muss dich enttäuschen, bisher wurde ich noch nie mit einem anderen Promi verwechselt.
Dein Verhältnis zu Zahlen?
Schlecht.
Wie gross bist du?
1.87 Meter.
Wie viel Paar Schuhe besitzt Du?
80 bis 90 Stücke.
Wie viele Anzüge?
30.
Was gehört in den Kleiderschrank eines jeden Mannes?
Unterhosen … obwohl, es gibt ja auch Menschen, die keine tragen (lacht).
«Ich glaube an eine höhere Macht und an das Universum, aber nicht an die biblische Geschichte»: Reto Hanselmann.
Bild:zVg
Wirklich wahr, dass du bisher über 120’000 Franken in alle möglichen Schönheits-OPs investiert hast?
Mittlerweile sind es gegen 250'000 Schweizer Franken, die ich in ästhetische Eingriffe investiert habe. Wir sprechen hier allerdings über Ausgaben, die ich zu einem grossen Teil nicht selber bezahlen musste, weil ich gesponsert werde von den jeweiligen Unternehmen.
Was hast du zuletzt an deinem Körper verändern lassen?
Ein Halslifting.
Wirklich wahr, dass du dir deine Barthaare transplantieren liessest?
Das stimmt. Ich habe mir dafür Haare vom Hinterkopf verpflanzen lassen. Der Bart macht mein Gesicht kantiger, was ich mir immer schon gewünscht habe. Ich fühle mich jetzt viel männlicher.
Was kostete dieser Eingriff?
8000 Schweizer Franken.
Wie lange bist du nach der Transplantation nicht mehr unter die Leute gegangen?
Sechs Wochen.
Welche Schönheits-OP war die bisher schmerzhafteste, der du dich unterzogen hast?
Die Transplantation der Haare war extrem schmerzhaft. Zudem musste ich danach zehn Tage lang auf dem Rücken schlafen. Was mir als Seitenschläfer schwerfiel.
Was ist der absolut letzte Schrei in Sachen Schönheits-OPs?
Der Lip-Flip.
Was ist das?
Beim Lip-Flip wird ein bisschen Botox in den Muskel oberhalb der Oberlippe injiziert. Das hat zur Folge, dass die Oberlippe leicht nach aussen flippt und deshalb voller wirkt.
Mit mir selber gehe ich in Sachen Schönheit viel härter ins Gericht als mit meinen Mitmenschen. Ich mag Männer mit einem leichten Bauch und Frauen mit Kurven lieber, als Menschen, die vermeintlich perfekt aussehen. Perfektion langweilt mich.
Wieso willst du selber aber immer perfekt aussehen?
Das ist ein Dachschaden, den ich seit meiner Kindheit mittrage.
Findest du, dass du heute mit 43 besser aussiehst als mit 18?
Eindeutig.
Fällt Schönsein leichter, wenn man Champagner intus hat?
Ja.
Korrekt, dass ein super gutaussehender Mann nicht besonders lustig sein muss, weil er ja schon super aussieht?
Da bin ich komplett anderer Meinung.
Wärst du gerne mit dir selber verheiratet?
Nein Danke.
Du bist das erfolgreichste Plus-Eins der Schweiz. Stimmt’s?
Das ist wirklich schon lange vorbei. Als junger Mann war ich das Chick eines älteren Mannes. Ich begleitete zudem Jubaira Bachmann und Viola Tami regelmässig an Events. In den letzten Jahren habe ich als Veranstalter aber mein eigenes Business aufgebaut. Ein Umstand, der sich auch auf meine seelische Gesundheit positiv auswirkt. Ich bin heute glücklicher, als ich es mit 20 war.
Hast du ein Foto deines Ehemannes in deinem Portemonnaie?
Ich habe gar kein Portemonnaie (lacht). Aber im Handy habe ich natürlich schon Bilder von ihm.
Würdest du mir eines zeigen?
Nicht öffentlich, dir aber schon.
«Mit mir selber gehe ich in Sachen Schönheit viel härter ins Gericht als mit meinen Mitmenschen»: Reto Hanselmann.
Mit Viola Tami wohnte ich vor einigen Jahren wirklich in einer WG zusammen, derweil Sven Epiney nur mein Nachbar ist. Es sind zwei Menschen, die sehr wichtig sind in meinem Leben. Von Viola habe ich viel lernen dürfen und bin zudem der Götti von ihren Kindern.
Was schätzt du an Sven Epiney besonders?
Im Sommer arbeiten wir regelmässig zusammen im Garten. Sven ist zudem ein toller Handwerker. Will ich eine neue Lampe montiere, dann frage ich oft ihn.
Tönt fast so, als wäre Sven der perfekte Ehemann für dich?
Nein, dafür kenne ich ihn schon viel zu lang (lacht). Aber ich sage immer wieder: Sven Epiney ist für mich wie ein Bruder.
Welche drei Menschen würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Du lebst in Zürich, hast Domizile in Monaco und auf Ibiza, zusätzlich eine Finca auf Mallorca und je eine Wohnung in Davos und in München. Habe ich korrekt recherchiert?
Das stimmt so.
Wo lebst du am liebsten?
Zürich.
Kürzlich war in den Medien zu lesen, dass du dir noch ein Loft in Berlin zulegen möchtest …
… dieses Projekt ist im Sand verlaufen, also zumindest vorerst.
Ich nenne dir drei Reto-Hanselmann-Sätze aus den Medien und du sagst bitte, was sie bedeuten: «Ich habe George Clooney auf den Penis geschaut.»
Das stimmt. Vor einigen Jahren ging ich im Restaurant Nobu in Malibu essen. Irgendwann musste ich auf die Toilette, als plötzlich beim Pissoir ein schlanker Mann neben mir stand. Im ersten Moment dachte ich nur: Dieses Gesicht kenne ich doch. Aber erst als ich wieder an meinem Platz sass und der Mann von der Toilette zurückkam, fiel bei mir der Groschen: Ach, das ist ja George Clooney.
«Ich hatte es nicht lässig in der Schule. Und diesen Dachschaden habe ich mitgenommen.»
Ich war als Kind übergewichtig und wurde deshalb oft gehänselt. So wuchs bei mir ein riesiger Minderwertigkeitskomplex.
Meine erste Schönheits-OP hatte ich mit 20. Ich liess mir die Nase verschönern. Aber leider brachten mir die diversen Beauty-Eingriffe nicht das erhoffte Selbstvertrauen. Ich bekam zwar oft Komplimente für mein Äusseres. Doch statt zufrieden und glücklich zu sein, habe ich gleich das Nächste gesucht, was mir an mir nicht gefiel.
Heimat bedeutet für mich meine Familie, meine Freundinnen und Freunde.
In einem Satz: Wie würdest du für die Schweiz werben?
Ein kleines Land, dass dir in einer wunderbaren Kompaktheit alles bietet.
Welche politischen Ansichten deiner Eltern waren dir als Kind peinlich?
Meine Eltern sind sehr liberal. Sie hatten auch nie ein Problem damit, als ich ihnen offenbarte, dass ich schwul bin.
Bist Du lieber dafür oder dagegen?
Dafür.
Würdest Du Dich als Feminist bezeichnen?
Ich stehe immer wieder für die Frauen ein. Es ist für mich absolut unverständlich, dass sie bis heute in vielen Bereichen nicht die gleichen Rechte haben wie wir Männer.
Könntest du dir vorstellen, in die Politik einzusteigen?
Nein Danke.
Wurdest du je von einer Partei angefragt, ob du kandidieren möchtest?
Jein. Die SVP hat mich einmal an die traditionelle Albisgüetli-Tagung eingeladen. Ich ging aber nicht hin.
Wieso nicht?
Weil ich nicht wollte, dass es heisst, der Hanselmann sei ein SVPler.
Was ist der Hanselmann denn für einer?
Ich kann mich nicht für eine Partei entscheiden. Bei manchen Themen stehe ich den Grünen nahe, bei anderen der SVP.
Was ist das Faszinierende an Alkohol?
Es gibt mir für einen kurzen Moment mehr Selbstvertrauen.
Wieso warst du von Kokain abhängig?
Aus Blödheit – bis ich mit 21 die Retourkutsche bekam: einen Herzinfarkt. Das öffnete mir die Augen. Es war ein Chlapf, der dazu führte, dass ich mein Leben verändert habe. Seither rühre ich keine Drogen mehr an und von Sonntag bis Freitag trinke ich zudem keinen Alkohol.
«Meine erste Schönheits-OP hatte ich mit 20. Ich liess mir die Nase verschönern»: Reto Hanselmann.
Bild:zVg
Du wirst am 20. Juli 44 Jahre alt – irgendwelche Pläne für diesen Tag angedacht?
Nein Danke.
Die Hälfte deines Lebens ist möglicherweise herum. Wie fühlt sich das an?
Schlimm.
Wieso nochmals ist Altwerden so schrecklich?
Der Tod rückt immer näher.
Denkst du heute öfter an den Tod als in jungen Jahren?
Wir kommen langsam zum Schluss und damit zum Self-Rating-Test: Du benotest dein eigenes Talent von null Punkten, kein Talent, bis zehn Punkte, maximales Talent: Fussballer?
Drei Punkte. Meine Mutter wollte einst, dass ich ein Hobby habe. Sie schickte mich deshalb ins Fussballtraining. Es war der absolute Horror.
Koch?
Acht Punkte. Ich durfte jahrelang meiner Grossmutter in der Küche über die Schulter schauen und viel von ihr lernen.
Gärtner?
Neun Punkte. Meine Grosseltern hatten einen Schrebergarten und das fand ich ganz wunderbar.
Liebhaber?
Neun Punkte. Ich bin vom Sternzeichen her Krebs. Das sind einfühlsame und verschmuste Menschen.
Möchtest du noch ein fulminantes Schlusswort halten?
Das Leben ist kurz – und deshalb mein Tipp: Augen offenhalten, die guten Momente schätzen lernen und weniger auf das Handy schauen.
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