«Mein Vater war gewalttätig» Jürgen Vogel spricht über seine traumatische Kindheit

Bruno Bötschi

2.2.2025

«Ich dachte jahrelang, ich bin in die falsche Familie hineingeboren worden»: Jürgen Vogel.
«Ich dachte jahrelang, ich bin in die falsche Familie hineingeboren worden»: Jürgen Vogel.
Bild: Marcus Brandt/dpa

Jürgen Vogel spricht in einem Podcast über seine schwierige Jugend und das Aufwachsen im Rotlichtmilieu. Die Kindheit des Schauspielers war von grossen Enttäuschungen geprägt, aber auch von ständiger Gewalt.

Bruno Bötschi

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  • Jürgen Vogel spricht im Podcast «Alles anders» über seine schwierigen Familienverhältnisse.
  • Die Kindheit des heute 56-jährigen Schauspielers war von Enttäuschungen geprägt.
  • Sein Vater sei «definitiv gewalttätig» gewesen, so Vogel, insbesondere wenn Alkohol im Spiel war.

«Ich dachte jahrelang, ich bin in die falsche Familie hineingeboren worden.» Im Podcast «Alles anders» spricht Schauspieler Jürgen Vogel über seine komplizierte Kindheit.

Dass er im Hamburger Rotlichtmilieu aufwuchs, realisierte der heute 56-Jährige «erst viel später». Die Auswirkungen des toxischen Verhaltens innerhalb der Familie bekam er jedoch schon in jungen Jahren zu spüren.

«Wir waren oft auf der Reeperbahn unterwegs, es gab immer viel Alkohol und Weihnachten war ein Alptraum.» Er könne deshalb Weihnachten bis heute nicht richtig feiern, sagt Vogel im Gespräch mit Podcasterin Jana Simon, «weil immer das, worauf wir uns Kinder am meisten freuten, in einem gewaltigen Desaster endete».

Vogels Kindheit war «von ständiger Gewalt» geprägt

Die Kindheit von Jürgen Vogel war von vielen Enttäuschungen geprägt und von ständiger Gewalt. Sein Vater sei «definitiv gewalttätig» gewesen, ganz besondere, wenn Alkohol im Spiel war. Und das sei sehr oft der Fall gewesen.

Es habe in seiner Kindheit eine «Grundstimmung der Angst und des Traumas von Gewalt» geherrscht und spielten sich Szenen ab, «die du als Kind nicht erleben solltest».

Mit seiner Mutter habe er Jahre später alles besprechen und ihr auch verzeihen können. Mit dem Vater ging das nicht. Er starb in der Zeit, als Vogel während fast zehn Jahren keinen Kontakt zu seinen Eltern hatte.

Jürgen Vogel suchte selber einen Ausweg

Die Situation daheim war schlimm, aber Jürgen Vogel wollte sich davon nicht total herunterziehen lassen. Bereits im Teenageralter suchte er nach einem Ausweg.

Nachdem sich seine Eltern getrennt hatten, lebte er im Alter von 13 Jahren während zwei Jahren mehrheitlich bei einer Sozialarbeiterin.

Während dieser Zeit absolvierte er seinen Hauptschulabschluss und begann mit Kampfsport. Im Alter von 15 Jahren zog Vogel nach München und später weiter nach Berlin, wo er sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug.

Den Humor hat Jürgen Vogel nicht verloren

Den Humor hat Jürgen Vogel in all den Jahren nicht verloren. Über die schlimmen Erfahrungen in seiner Kindheit konnte er aber erst nach dem Tod seiner Mutter vor fünf Jahren öffentlich sprechen.

Seine Mutter habe sich nach der Trennung vom Vater «eine neue Realität» aufgebaut, die er ihr vor ihrem Tod nicht nehmen wollte. «Zu Lebzeiten hätte ich ihr das nicht antun wollen.»

Den Durchbruch als Schauspieler hatte Jürgen Vogel 1992 als Tellerwäscher Ingo in Sönke Wortmanns Komödie «Kleine Haie».

Die Schauspielerei sei für ihn «eine Flucht, eine Möglichkeit, aus dieser Welt auszusteigen» gewesen. Doch noch lieber wäre er Tänzer geworden: «Aber ich hatte halt O-Beine, das funktioniert nicht so ganz in Strumpfhose.»


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