Fragen zur Relevanz der MonarchieKönig Charles’ Krebsdiagnose erhöht Druck auf britisches Königshaus
Von Danica Kirka, AP
8.2.2024 - 05:33
Nach Charles' Krebsdiagnose: William und Harry am Zug
London/Sandringham, 07.02.2024: Der britische König Charles hat Krebs. Er wird deshalb vorübergehend keine öffentlichen Termine wahrnehmen. Zeit also für den Thronfolger Prinz William, stärker ins Rampenlicht zu treten.
Erstmals seit Bekanntwerden der Krebserkrankung soll der Thronfolger am Mittwoch wieder in der Öffentlichkeit auftreten.
Die Augen der Welt dürften nun auf den Prinzen von Wales gerichtet sein. Der hatte zuletzt eine Auszeit von seinen royalen Pflichten genommen hatte. Er musste sich während eines Klinikaufenthalts seiner Frau, Prinzessin Kate, um die gemeinsamen Kinder kümmern. Kate hatte sich kürzlich einer Bauch-OP unterzogen und soll sich noch bis nach Ostern erholen.
Doch auch an Prinz Harry gibt es Erwartungen. Der jüngere Sohn des Monarchen, der sich vor einigen Jahren von seinen royalen Pflichten lossagte und inzwischen in den USA lebt, reiste nach Bekanntwerden der Krebsdiagnose eiligst nach Grossbritannien.
Eine Aussöhnung mit Harry könne sich womöglich heilsam auswirken, spekulierten britische Medien. Doch ein Treffen zwischen den einst als unzertrennlich geltenden, aber inzwischen verfeindeten Brüdern Harry und William sei nicht geplant, hiess es bei der BBC und anderen namhaften Medien.
08.02.2024
Mit der Krebsdiagnose von König Charles III. ist der Druck auf die britische Monarchie gestiegen. Ist die 1000 Jahre alte Institution in einem modernen Land mit Bürgern aus allen Ecken der Welt noch relevant?
DPA, Von Danica Kirka, AP
08.02.2024, 05:33
08.02.2024, 05:40
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Mit der Krebsdiagnose von König Charles III. ist der Druck auf die britische Monarchie gestiegen.
Als Charles vor 17 Monaten seiner Mutter auf dem Thron nachfolgte, hatte er die Aufgabe, zu zeigen, dass die 1000 Jahre alte Institution in einem modernen Land mit Bürgern aus allen Ecken der Welt noch relevant ist.
Als König muss er dieser Aufgabe nachkommen, während er sich wegen Krebs behandeln lässt.
Königshausexperten glauben zwar, dass die Diagnose das britische Königshaus nicht destabilisieren wird.
Doch lastet trotzdem erheblicher Druck auf diesem.
Als Charles vor 17 Monaten seiner Mutter auf dem Thron nachfolgte, hatte er die Aufgabe, zu zeigen, dass die 1000 Jahre alte Institution in einem modernen Land mit Bürgern aus allen Ecken der Welt noch relevant ist. Als König muss er dieser Aufgabe nachkommen, während er sich wegen Krebs behandeln lässt.
Königshausexperten glauben zwar, dass die Diagnose das britische Königshaus nicht destabilisieren wird. Doch lastet trotzdem erheblicher Druck auf diesem.
Charles war fast 74 Jahre lang Thronfolger, bevor er König wurde. Damit dauerte seine Wartezeit länger als die irgendeines vorherigen britischen Thronfolgers. Jetzt ist er in einem Alter, in dem viele gleichaltrige Menschen bereits im Ruhestand angekommen sind. Charles hatte bislang weniger als zwei Jahre Zeit, um die Monarchie zu prägen.
Zwar hat ein konstitutioneller Monarch grösstenteils zeremonielle Aufgaben. Doch kann das Aufgabenpensum erschöpfend sein. Neben der gelegentlichen Prozession in vollständiger königlicher Montur sind Treffen mit Politikern zu absolvieren, Einweihungszeremonien und Veranstaltungen, um Errungenschaften von Briten zu ehren.
Den Druck, den eine ältere Person auf dem Thron verspüren kann, findet man nicht nur bei Charles. Die 83-jährige dänische Königin Margrethe II. dankte im Januar ab und übergab den Thron ihrem Sohn Frederik. Dabei hatte sie immer gesagt, sie werde nicht aufhören.
Allerdings ist Dänemark nicht Grossbritannien. Die britische Königin Elizabeth II. hielt sich an ihr Versprechen, ihr ganzes Leben dem Dienst zu widmen, bis sie im Alter von 96 Jahren starb. Charles hat bei seiner Krönung ein ähnliches Versprechen abgegeben.
«Ich denke nicht, dass er in absehbarer Zeit weggehen wird», sagte Joe Little vom «Majesty Magazine». «Ich denke immer noch, dass Abdankung kein Wort ist, das im Buckingham-Palast in den Mund genommen wird.»
Die Krankheit trifft Charles zu einer Zeit, in der er versucht, Kosten zu reduzieren – zum Teil dadurch, dass die Zahl «arbeitender Royals» verringert wird. Neben Charles übernimmt auch seine Schwiegertochter Kate derzeit keine öffentlichen Termine.
Da zwei der sichtbarsten Royals wegen gesundheitlicher Probleme eingeschränkt sind, wird es für die Königsfamilie schwieriger, den Erwartungen nachzukommen. Hunderte Wohltätigkeitsorganisationen setzen auf ihre Verbindungen zu den Königshausmitgliedern, um weiter Aufmerksamkeit für ihre Arbeit zu bekommen.
Die Relevanz der Monarchie
Charles ist König eines Landes, das ganz anders aussieht als 1952, als seine Mutter Königin wurde. Im Laufe der vergangenen sieben Jahrzehnte ist das Vereinigte Königreich zu einer multikulturellen Nation geworden, in der Schulkinder insgesamt mehr als 300 Sprachen sprechen und weniger als die Hälfte der Bevölkerung Christinnen und Christen sind.
Vor diesem Hintergrund hat Charles versucht, die Monarchie als weiterhin relevant darzustellen. Er hat sich an Vertreter von Glaubensrichtungen, ethnische Minderheiten und jede der vier Nationen gewandt, die zusammen das Vereinigte Königreich bilden – England, Schottland, Wales und Nordirland.
Deshalb sei die Monarchie so wichtig, argumentieren Unterstützer. Die Krone wird als einende Kraft gesehen, als Symbol der Stabilität in einer sich schnell verändernden Welt und eine Erinnerung an gemeinsame Geschichte und Traditionen, die das Land vereinen.
Andere halten es aber für nicht mehr zeitgemäss, dass der Thron vererbt wird. Es handele sich um ein Überbleibsel der feudalistischen Geschichte Grossbritanniens, das die Menschen von heute nicht mehr repräsentieren könne. Bei der Krönung von Charles demonstrierten republikanische Aktivisten dafür, dass der Monarch durch ein gewähltes Staatsoberhaupt ersetzt wird.
Zwar ist die Monarchie ein Symbol für die Geschichte Grossbritanniens. Doch ist die Krone auch eine Erinnerung an die Herrschaft des Britischen Empires über indigene Bevölkerungen und dessen Rolle im transatlantischen Sklavenhandel.
Charles steht unter Druck, auf diese Themen einzugehen. Unter anderem erwartet das Prinz Harry, der die Königsfamilie aufgerufen hat, sich mit einem angeblich unbewussten Rassismus auseinanderzusetzen. Staaten in der Karibik fordern Reparationen für Sklaverei.
Der König hat die königlichen Archive für Forscher zugänglich gemacht, die sich mit den Verbindungen des Königshauses zur Sklaverei beschäftigen. Bei einem Besuch in Kenia im Herbst brachte er die Verbrechen in der Kolonialgeschichte Grossbritanniens zur Sprache.