Moritz Bleibtreu übers Vatersein «Lügen als schlecht abzutun, ist ein Fehler»

Fabian Tschamper

27.8.2024

Wie geht ein geschiedenes Paar mit der Erziehung ihres einzigen Sohns um? Moritz Bleibtreu und Laura Tonke versuchen in «Alles Fifty Fifty» genau das in den gemeinsamen, getrennten Ferien in Italien.

Fabian Tschamper

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Erziehungskomödie «Alles Fifty Fifty» – im Kino ab 28. August – zeigt die Herausforderungen eines geschiedenen Paares, das versucht, die Betreuung ihres Sohnes gerecht aufzuteilen, während dieser sie immer wieder austrickst.
  • Im Laufe des Films erkennen die Eltern, gespielt von Laura Tonke und Moritz Bleibtreu, dass sie trotz der Scheidung als Einheit agieren müssen, um die Erziehung ihres Kindes erfolgreich zu meistern.
  • Im Interview betonen Tonke und Bleibtreu, dass Erziehung nicht nur aus Regeln besteht, sondern auch aus der Akzeptanz. Und was der Umgang mit Lügen ironischerweise mit Ehrlichkeit zu tun hat.

In der Schweiz beträgt die Scheidungsrate 40 Prozent. Auf dieses Resultat kommst du, wenn du die Zahl der Scheidungen durch die der Hochzeiten dividierst. In unserem Nachbarland Deutschland sind es genauso viele.

Trennen sich Eltern, müssen sie entscheiden, wie sie die Betreuung der Kinder aufteilen wollen. Im Fall von Marion (gespielt von Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) soll dies 50/50 sein, zumindest nehmen sie sich das so vor.

Das ist allerdings gar nicht so einfach. Vor allem, wenn der eigene Sohn Milan (Valentin Thatenhorst) ihnen einen Strich durch die Rechnung macht.

In der Erziehungskomödie «Alles Fifty Fifty» geht das geschiedene Ehepaar zusammen mit ihrem Sohn in die Ferien nach Italien. Dabei teilen sie die Zeit, die sie mit ihrem Sohn verbringen, «gerecht» untereinander auf – und zwar so, dass sich Marion und Andi nicht sehen müssen.

Eine unfreiwillige Einheit gegen das eigene Kind

Milan führt seine Eltern an der Nase herum, um das zu bekommen, was er will. Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen, und es dauert eine ganze Weile, bis ihm seine Eltern auf die Schliche kommen.

Im Verlauf der Geschichte sehen Marion und Andi ein, dass die Kindererziehung eben auch nach der Scheidung noch immer eine gemeinsame Angelegenheit ist – sie müssen als Einheit auftreten, gegen ihren Willen.

«Alles Fifty Fifty» trumpft mit Ferien-Feeling und harmlosem, familienfreundlichem Humor auf. Moritz Bleibtreu und Laura Tonke haben vor der Kamera eine spürbare Chemie.

Auch Valentin Thatenhorst überzeugt, gerade auch, weil er allein gegen die stärker werdende Front seiner Eltern ankämpft. Bis er sich schliesslich auf ihre Seite begibt und Mama sowie Papa dabei noch etwas beibringt – und dies nicht nur, weil er in den Ferien seine erste Liebe kennenlernt.

«Bevor ich Kinder hatte, wusste ich nicht, was Sorge ist»

Im Interview mit blue News erzählen Laura Tonke und Moritz Bleibtreu, was bei der Kindererziehung wichtig, wie der eigene Nachwuchs einen verändert und wie sie zu Lügen stehen.

Ein universelles Geheimnis zur Kindererziehung gibt es wohl nicht. Was hat sich für sie aber als erfolgreiche Herangehensweise herausgestellt?

Moritz Bleibtreu: Meine Mutter hat für mich den schlauesten Satz gesagt, den es über Erziehung gibt und das ist: Wenn Sie jung sind, gib ihnen Wurzeln, wenn Sie gross sind, gib ihnen Flügel. Viel mehr ist es eigentlich nicht. Und du sollst sie als kleine Menschen wahrnehmen und sie nicht als weniger wichtig abtun, nur weil sie noch Kinder sind.

Laura Tonke: Genau. Ich habe – als mein Kind geboren wurde – eine Postkarte erhalten, auf der stand: Man kann Kinder nicht erziehen, sie machen einem sowieso alles nach. Das habe ich mir hinter die Ohren geschrieben. Das stimmt, im Positiven wie auch im Negativen.

Wie hat Sie der eigene Nachwuchs verändert?

Laura Tonke: Mich hat das sehr verändert. Mein Kind hat mir wirklich mehr beigebracht als ich ihm. Und ganz ehrlich auch schauspielerisch. Das Kind war plötzlich das Wichtigste. Wie muss ich spielen, damit ich noch genug Zeit für mein Kind habe – für mich war das unheimlich gut und für meine Karriere auch.

Moritz Bleibtreu: Mir geht das ähnlich. Bevor ich Kinder hatte, wusste ich nicht, was Sorge wirklich bedeutet. Klar kann man sich um jemanden sorgen, den man liebhat – das hat aber Distanz irgendwie. Sobald du ein eigenes Kind hast, sorgst du dich eigentlich 24/7 – also du hast halt immer diesen kleinen Mann im Hinterkopf, der dich daran erinnert. Und das sensibilisiert dich umso mehr für andere Menschen. Ich bin viel sorgfältiger, das hilft auch im Job. Wenn man nicht auf seine Filmpartner achtet, baut man viel Scheisse (lacht).

Filmsohn Milan lügt sie oft an. Es dauert lange, bis sie es als Eltern merken. Wie gehen sie mit Lügen im eigenen Haushalt um?

Laura Tonke: Ich sag es mal so: Ich merke, wenn mein Sohn lügt. Ich sage ihm dann immer: «Das war schlecht gespielt, das musst du nochmal machen.» Ich trainiere ihn, damit er einmal so lügen kann, dass ich es nicht merke.

Moritz Bleibtreu: Lügen ist so eine Sache. Man sagt immer: Lügen ist schlecht, Lügen ist böse. Nein, das stimmt nicht. In der Diplomatie ist Lügen ein notwendiges Mittel. Das versuch ich meinem Sohn beizubringen. Wenn du lügst, was ist der Vorteil? Schadet es anderen Menschen? Wie gross ist dein Vorteil? Ist es das wert? Der Fehler ist wirklich, Lügen als schlecht abzutun. Jeder, der das behauptet, lügt.

«Alles Fifty Fifty» läuft ab Donnerstag, 28. August, in allen blue Cinema Kinos.


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