Boris Becker«Ich habe fast alles verloren – aber das Gefängnis überlebt»
Bruno Bötschi
7.2.2025
«Es liegt nicht in meiner Natur, schüchtern oder ängstlich zu sein»: Boris Becker.
Bild:INSTARimages.com
Mit 17 Jahren wurde er der jüngste Wimbledon-Sieger der Geschichte. Mit 50 war er bankrott und sass hinter Gitter. Jetzt erzählt Boris Becker in einem Interview, was ihn seine grösste Niederlage gelehrt hat.
Am 9. Juli 1985 schreibt ein 17-jähriger Tennisspieler aus Deutschland Sportgeschichte: An diesem Tag gewinnt Boris Becker als jüngster und ungesetzter Spieler das legendäre Tennisturnier von Wimbledon.
«Es liegt nicht in meiner Natur, schüchtern oder ängstlich zu sein», blickt Boris Becker in der englischen «The Times» auf sein Leben zurück.
«Und ich hatte keine Angst vor dem Wimbledon-Finale. Ich glaube, als Teenager muss ich mental sehr stark gewesen sein.»
Luxusvillen, Millionendeals, exklusive Partys
Nach der Karriere auf dem Tennisplatz geniesst Becker sein Leben in vollen Zügen. Es ist ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können:
Luxusvillen, Millionendeals, exklusive Partys – all das hat er sich mit seiner erfolgreichen Tennis-Karriere (darunter sechs Grand-Slam-Turniere) erspielt.
1993 gibt er Barbara Becker das Jawort und wird Vater von Noah und Elias. Aus der Affäre mit Angela Ermakova geht Tochter Anna hervor. Auch die zweite Ehe mit Lilly Becker, aus der Sohn Amadeus Becker stammt, scheitert.
Der Ex-Tennisstar muss hinter Gitter
Das private Auf und Ab wird schon bald von geschäftlichen Schwierigkeiten begleitet:
Nachdem Boris Becker 2017 von einem britischen Gericht für insolvent erklärt wird, beginnt ein langwieriges Verfahren, in dem der Ex-Tennisstar sein vollständiges Vermögen zur Begleichung seiner Schulden offenlegen muss.
In der Folge verschweigt Becker Vermögenswerte in Millionenhöhe. Das gilt als Straftat. Es kommt, wie es kommen muss: Ein Prozess in London endet 2022 mit einer Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Haft.
Nach 231 Tagen hinter Gitter kommt er jedoch bereits wieder frei. Der heute 57-Jährige profitiert dabei von einer Sonderregelung.
Becker blickt auf seine bisher grösste Niederlage zurück
«Natürlich ist es eine grosse Peinlichkeit, und man schämt sich, aber man darf kein Selbstmitleid haben», blickt Becker in «The Times» unter dem Titel «Ich habe fast alles verloren – aber das Gefängnis überlebt» auf seine bisher grösste Niederlage zurück.
Er habe sich nie als Opfer gefühlt, sondern stattdessen schon früh versucht, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen – «ob gut oder schlecht».
«Ich gebe niemandem die Schuld», so Becker weiter. «Ich bin für meine Entscheidungen selbst verantwortlich.» Wichtiger sei für ihn, «wie man abschneide»: «Und ich habe das Gefühl, dass ich wirklich besser abgeschnitten habe.»
Becker: «Man will immer als Erster an den Start gehen»
Heute gehe es ihm immer besser, viel besser, sagt Boris Becker. «Ich bin wieder in festem Fahrwasser und das soll auch für den Rest meines Lebens so bleiben.»
Angesichts seines bewegten Lebens überrascht es nicht, dass der Ex-Tennisstar auch nach dem Absitzen der Gefängnisstrafe eine gefragte Person ist.
Boris Becker und Lilian de Carvalho Monteiro haben im September 2024 geheiratet.
Bild:Jens Kalaene/dpa
«Jedes Jahr bekomme ich Anrufe von TV-Sendungen wie ‹I’m a Celebrity› und ‹Big Brother›. Und jedes Mal sage ich Nein. Ich bin nicht der klassische Reality-Show-Typ», so Becker in «The Times».
Na ja, er sagt fast immer Nein. Aktuell turnt Becker bei Netflix in der Survival-Show «Bear Hunt» durch den Dschungel Costa Ricas.
Ist Boris Becker mit 57 denn noch wettbewerbsfähig? «Ich glaube, man verliert nie seinen Wettbewerbsinstinkt. Man will nicht als Erster an den Start gehen.»
Becker hat auch privat noch einmal sein Glück gefunden
Momoll, Boris Becker scheint wirklich glücklich darüber zu sein, dass er «noch einmal die Chance bekomme, den Weg zu ändern, auf dem ich war – und mit 57 Jahren noch einmal so eine Chance zu bekommen, ist nicht alltäglich.»
Beckers gute Laune hat auch damit zu tun, dass er privat sein Glück nochmals finden durfte: in Lilian de Carvalho Monteiro. Sie war die Frau, die nicht von der Seite weicht, als er den Gerichtssaal betrat.
Die 33-Jährige blieb auch während der Zeit im Gefängnis an seiner Seite – und im vergangenen September gab sich das Paar das Jawort.
Es gibt nur eine Sache, die Boris Becker hofft, dass sie sich noch ändern lässt: Seit seiner Gefängnisstrafe darf er nicht mehr nach Grossbritannien einreisen.
Hofft er denn, dass er dieses Jahr wieder als Wimbledon-Kommentator zurückzukehren kann? Antwort Becker: «Darüber kann ich noch nicht sprechen. Ich darf nicht.»
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