Beruflich benachteiligt?Patrizia Laeri: «Ich habe versteckt, dass ich schwanger bin»
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3.11.2023
Patrizia Laeri hat zwei Söhne. Bei ihrem Ex-Arbeitgeber, dem Schweizer Fernsehen SRF, hat die heute 46-Jährige ihre Schwangerschaft einst versteckt. Der Grund: Die Journalistin hatte Angst, Aufträge zu verlieren.
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03.11.2023, 12:25
03.11.2023, 12:43
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Während ihrer Zeit beim Schweizer Fernsehen SRF hielt Patrizia Laeri ihre Schwangerschaft lange geheim.
Die Mutter von zwei Söhnen sagt, sie habe Angst gehabt, Aufträge zu verlieren.
«Schwangerschaftsdiskriminierung ist leider ein Fakt und auch die prekären Folgen einer Schwangerschaft», so Laeri.
«Ich habe versteckt, dass ich schwanger bin.» Wirtschaftsjournalistin und Unternehmerin Patrizia Laeri setzt sich seit Langem für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein.
Es gebe allerdings noch viel zu tun, sagt die ehemalige «SRF Börse»-Moderatorin und Mutter von zwei Söhnen.
Auf der Networking-Plattform LinkedIn schreibt Laeri, sie selber habe ihre Schwangerschaft einst auch versteckt. «Ich Angst hatte, beruflich benachteiligt zu werden.»
Schwangerschaft im Job sei nach wie vor ein Tabuthema
Bis heute sei es für eine Frau hierzulande nicht einfach, Job und Kinder unter einen Hut zu bringen, so Laeri. Als werdende Mutter habe sie einst beim Schweizer Fernsehen SRF um Jobs als Moderatorin gebangt.
«Live-Berichterstattungen an Wirtschaftsgipfeln und Sondereinsätze bei Unternehmenskrisen, Auslandsreportagen, investigative Geschichten, Speakerinnen-Auftritte – all diese Aufträge wollte ich nicht verlieren», schreibt die 46-Jährige in ihrem LinkedIn-Post.
Im Juni 2020 verliess die Wirtschaftsjournalistin das SRF. Ein Jahr später gründete sie das Finanzunternehmen elleXX. Und gibt heute offen zu: Noch immer sei Schwangerschaft im Job ein Tabuthema — auch in ihrer eigenen Firma.
Laeri: «Schwangerschaftsdiskriminierung ist ein Fakt»
«Schwangerschaftsdiskriminierung ist leider ein Fakt und auch die prekären Folgen einer Schwangerschaft», sagt Patrizia Laeri im Interview mit «Nau.ch».
In konkreten Zahlen heisst das: Wer in der Schweiz Mami wird, bekommt 68 Prozent weniger Lohn und 35 Prozent weniger Rente.
«Als Zahlenmensch hätte ich die leider begründeten Ängste bei jedem Arbeitgeber gehabt und habe sie auch heute noch im Start-up-Bereich», so Laeri.
Und weiter: «Es gibt beispielsweise nur sieben Prozent weibliche Fintech-Gründerinnen. Schwangere Gründerinnen sind in unserem Bereich ein absolutes Tabu.»
«Die negativen Folgen schienen uns zu schwerwiegend»
Es wundert denn auch nicht, dass Laeris Firma elleXX nicht aktiv kommunizierte, als Mitgründerin Simone Züger schwanger war. «Die negativen Folgen schienen uns zu schwerwiegend», gibt Laeri in ihrem LinkedIn-Post offen zu.
Um danach ihre Followerinnen zu fragen: Habt Ihr Eure Schwangerschaft im Job auch je versteckt? Und warum?
Das Verstecken und Tabuisieren habe leider, so Patrizia Laeri, oft weitreichende persönliche Folgen. Entsprechend unvorbereitet habe sie damals beispielsweise der ganze Geburtsprozess getroffen. «Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass ich besser begleitet worden wäre.»
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