Ansager und Stilist Was macht eigentlich Jörg Kressig?

Von Lukas Rüttimann

11.2.2018

Als Mann im Ansager-Team musste Jörg Kressig eine dicke Haut entwickeln – als Stilist und Fotograf baute er sich jedoch schon früh ein zweites Standbein auf.

Natürlich sei sein Geschlecht von Anfang an ein Thema gewesen, sagt Kressig schmunzelnd gegenüber «Bluewin». «Mein Vater etwa spottete damals: Auf dich haben sie gerade noch gewartet!» Allerdings sei er mitnichten der erste Mann als Ansager beim Schweizer Fernsehen gewesen: Maximilian Reimann oder Christoph Hürsch etwa waren bereits vor Kressig als Ansager am Bildschirm zu sehen.

Mehr noch habe ohnehin sein Alter zu reden gegeben. Kressig war gerade mal 19 Jahre alt als er sich 1982 blind beim Schweizer Fernsehen bewarb. Er habe damals viel Glück mit dem Timing gehabt, sagt er. Eine Woche später erschien im Blick ein Aufruf, dass man einen Ansager oder eine Ansagerin suche. Für Kressig, der schon als Kind immer gerne vor einem Publikum auftrat, war die Arbeit im Leutschenbach ein Traumjob.

Zwei Seiten der Popularität

In einer Zeit mit einer überschaubaren Auswahl an Sendern waren Ansagerinnen und Ansager bekannt wie Popstars. Er habe das nie besonders ernst genommen, sagt Kressig. «Weil ich damals noch so jung war, bin ich ziemlich blauäugig mit meiner Popularität umgegangen. Wenn junge Leute heute ein Star werden wollen, denke ich oft daran, dass es zwei Seiten gibt: «Berühmt zu sein bringt nicht nur Schönes mit sich.»

Manchmal seien Leute zu ihm gekommen und hätten sich über das Programm beschwert, erinnert sich Kressig lachend. Auch der «Blick» habe ihm immer gern ins Visier genommen; etwa als er den ESC in einem pinkfarbenen Anzug anmoderierte. Noch heute wird der 55-Jährige auf der Strasse erkannt. «Meist von Leuten über 35 – und vor allem, wenn ich einen Anzug trage. Das war damals meine Arbeitsbekleidung am Bildschirm.»

Neid und Erfolg

Das Vorurteil, Ansager seien bloss attraktive Gesichter mit wenig im Kopf, kennt der Baselbieter. Es habe immer Neid gegeben, sagt er, weil man in diesem Job mit vermeintlich wenig Aufwand viel Bekanntheit erreicht habe. Dabei wird vergessen, dass die Ansager ihre Moderationstexte selber schrieben und recherchierten.

Kressig jedoch baute sich früh eine Zweitkarriere auf. Er arbeitete schon als Ansager nebenbei auch als Stilist und Visagist. Mit 20 hatte er eine eigene Modelagentur, seit 30 Jahren betreibt er eine eigenen Kosmetiklinie, die es allerdings nur im Direktvertrieb (und bald via Home Shopping) zu kaufen gibt. Auch nach dem Aus der Ansager blieb der Baselbieter zunächst beim Schweizer Fernsehen, sprach Synchronrollen, übersetzte Filme und machte Führungen im Haus. Später arbeitete er bei Radio Z und etablierte sich als Stilexperte und Fotograf, etwa mit «Vorher-Nachher»-Stylings.

Comeback bei SRF

Für sein Kurz-Comeback als Ansager bei «Glanz & Gloria» nächste Woche musste er nicht lange überlegen. Er freue sich, alte Kollegen und Kolleginnen wieder zu sehen, sagt Kressig. Über allfällige negative Reaktionen macht er sich keine Gedanken. Er habe zwar Mühe mit der heutigen Bashing-Kultur im Internet. Aber als Grundsatz habe er sich immer klar gemacht: «Wer den Kopf raustreckt, muss damit rechnen ihn anzustossen».

Star-Flash

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