Konzert in Zürich Al Bano über Comeback mit Romina: Sie stellte eine Bedingung

Interview: Paolo Beretta und Anna Blume

22.9.2017

Al Bano Carrisi sagt, warum er sein Zürcher Konzert verschieben musste, was die Wiedervereinigung mit Ex-Frau Romina erschwert und was er von Michelle Hunziker und Fürst Albert hält.

Eigentlich hätte er schon am 22. April auf der Bühne des Zürcher Hallenstadions stehen sollen. Doch dann musste Al Bano Carrisi (74, «Felicitá») die Notbremse ziehen. Die Ärzte verordneten ihm nach einem Ischämie-Vorfall (Blutleere) Ruhe. Am 28. September wird er das Konzert zusammen mit Ex-Frau Romina Power (65) nachholen. 1996 war die Ehe des Italo-Pop-Paares zerbrochen. Seit 2013 stehen sie wieder gemeinsam auf der Bühne. «Bluewin.ch» sagt er, wie das funktioniert, warum er gerne in die Schweiz kommt - und wie es ihm nach der gesundheitlichen Berg- und Talfahrt geht.

«Bluewin»: Sie mussten ihr Schweizer Konzert im Frühling verschieben. Wie geht es ihnen mittlerweile gesundheitlich?

Al Bano Carrisi: Auch Künstler werden krank. Das Wichtigste ist, dass man weiss, wie man gesund werden kann und ich habe das geschafft.

Wie haben Sie es geschafft?

Ich habe mir einen Monat Ruhe gegönnt, war beim Logopäden, habe Übungen gemacht, all das, was man machen muss. Ich habe Glück gehabt, ich kenne viele, die weniger Glück hatten. Darunter mein grosser legendärer Kollege Domenico Modugno, der im Rollstuhl sass. Ich hatte den Unfall am 19. März und ab 8. Mai war ich schon wieder arbeiten. Es ist alles nochmal gut gegangen – und ich bin so quasi zu Ferien gezwungen worden. Vorher hatte ich lange keine mehr gemacht. Das Schicksal regelt das für dich. Willst du nicht stoppen? Dann zwingt es dich dazu.

Am 28. September singen Sie in Zürich. Kennen Sie die Schweiz gut?

Ich erinnere mich sehr gut an die Abende in den 70er, 80er und 90er Jahren. Die Hallen waren voller Italiener und so kam ich drei bis vier Mal pro Monat hier her. Privat habe ich schöne Erinnerungen an die Almhütten und Kühe, das sind für mich Orte voller Poesie, einzigartig.

Und heutzutage, sind Sie noch oft da?

Ich bin nicht so oft in der Schweiz. Wenn ich komme, dann um einen Freund zu besuchen, den ich seit vierzig Jahren kenne, der meinen Wein in einer Vinothek in Zürich verkauft. Ich komme, um ihm auf die Finger zu schauen. (lacht)

Wann spürten Sie zuletzt «Felicitá»?

Eben gerade, als ich von oben aus dem Flugzeug auf Zürich herunter schauen konnte und alles gut ging.

Wie erklären Sie sich ihren Erfolg nach Jahrzehnten im Showbusiness?

Meine Karriere dauert schon 52 Jahre! Das ist verrückt. Ich habe gerade einen Abend mit Fürst Albert von Monaco verbracht und es war fantastisch. Unter Olivenbäumen haben wir gesungen und Spass gehabt. Am Ende kamen sogar zwölf Bauchtänzerinnen und haben mit dem Fürsten gesungen.

Und wie singt der Fürst?

Ehrlich gesagt: Er regiert besser, als er singt. Aber das Wichtigste ist doch, dass er Lust hatte, zu singen. Er ist überhaupt sehr menschlich, total unkompliziert.

Sie stehen nach lange Pause erneut mit Romina auf der Bühne. War es leicht, wieder zueinander zu finden?

Dass wir wieder zusammen singen, ging weder von ihr noch von mir aus, sondern war die Idee eines russischen Unternehmers. Er hat zu meinem 70. Geburtstag Feierlichkeiten mit vielen Weggefährten und Sängern organisiert. Ihn hat gestört, dass Romina nicht dabei war. Ich habe ihm gesagt: 'Du kannst sie fragen, aber sie wird Nein sagen. Du verlierst damit nur Zeit.' Doch sie hat Ja gesagt, er hat sie überzeugen können, zu kommen.

Und seitdem sind Sie wieder zusammen am Start …

Die Bedingung, die Romina bei unserem Comeback stellte, war, dass wir eine Tonlage runter gehen. Sie hatte eine lange Pause, in der sie nicht gesungen hat. Und es gab ein paar Spannungen zwischen uns, obwohl wir auf der Bühne immer ein Lachen aufgesetzt haben. Aber das Publikum hat so positiv auf uns beide zusammen reagiert. Es war, als ob wir nie eine Pause gemacht hätten. Ich war am Anfang sehr misstrauisch. Aber dann hatten wir ein Konzert, zwei, drei, …. Dann dachte ich, wir können auch weitermachen. Ich finde, es ist eine gute Idee, wieder mit Romina zu arbeiten, weil wir diese Lieder früher schon zusammen gesungen haben.

Nervt es Sie, dass viele Leute und die Medien sich wünschen, dass sie zusammen sind. Und dass das immer noch ein Thema ist?

Die Leute sind neugierig. Ich verstehe schon, dass sie das gerne sehen würden.

Hat sich das Publikum verändert?

Nein, es ist noch immer sehr aufmerksam. Das war immer so, auch, als ich als Solist auf der Bühne stand. Ich hatte gerade vier Konzerte in einer Woche. Eines im ZDF, eines im Budapester Theater, eines für Putin, eines in Moskau mit dem traditionsreichen Alexandrow-Armeechor. Das war deren erster Auftritt nach dem tragischen Flugzeug-Absturz (Anm. d. Red: am 25.12.2016, 60 Armeemitglieder starben). Sie wollten unbedingt mit mir singen. Das ist für mich wie ein Oscar in meiner Karriere.

Woher nehmen sie die Kraft, immer weiter zu machen?

Schauen Sie mich an: Ich bin wie eine Duracell-Batterie, ich gehe nie aus.

Kein Gedanke an Ruhestand?

Ruhestand? Was soll das für ein Wort sein? Chinesisch? Wenn ich weiss, dass ich noch gefragt bin, gehts mir gut. Und Gottseidank bin ich immer noch gut gebucht.

Die Schweiz hat ein grosses Talent nach Italien importiert …

... die Schweiz hat viele Teile der Welt besser gemacht, mit der Kraft der Schokolade.

Ich meinte eigentlich Michelle Hunziker. Kennen Sie sie?

Klar, ich nenne sie 'Quecksilber'. Sie hat immer ein Lächeln im Gesicht, ein echtes, das kommt direkt aus dem Herzen. Immer. Welch tolle Kraft sie ausstrahlt!

Zurück zu Ihnen: Ihre Tochter hat letztes Jahr geheiratet. Gibts schon Enkelpläne?

Ja, das ist ziemlich genau ein Jahr her, am 3. September. Bis jetzt hat sie mir keine solche Neuigkeit anvertraut. Das einzig Neue, das ich Ihnen erzählen kann: Jetzt hat sie gerade an einer US-Uni angefangen, wo sie einen Abschluss erwerben will und sie freut sich wie ein kleines Kind. Es ist wichtiger, dass sie sich jetzt amüsiert. Für Enkelchen ist noch genug Zeit.

Was ist leichter: Guten Wein zu machen oder ein schönes Lied?

Ich bin einer Gegend aufgewachsen, in der es mehr Wein als Wasser gab. Ich spreche natürlich vom Süden Italiens. Ich bin damit gross geworden. Aber als Junge hasste ich die Landwirtschaft, weil sie sehr viel Arbeit bedeutete, grosse Opfer, nie einen Tag frei, nie einen Tag für mich. Ich wollte da möglichst schnell weg.

Wie haben Ihre Eltern damals reagiert, als sie von Zuhause weggingen?

Als ich auszog, habe ich zu meinem Vater gesagt: 'Ich werde jetzt Erfolg haben, dann komme ich zurück und werde Winzer. Der erste Wein, den ich mache, wird deinen Namen tragen.' Er antwortete: 'Du spinnst. Du wirst schon noch merken, wie hart das ist.' Doch mit Gottes Hilfe ist es mir gelungen. Erst war es ein Muss, ich wollte Wort halten, doch jetzt mache ich das freiwillig und aus Leidenschaft.

Ist Ihr Wein so erfolgreich, weil er Ihren Namen trägt?

Ich habe sicher einen Namen, der zieht, der Name des Sängers hilft dir natürlich, aber es ist so: Ich bin in erster Linie Bauer gewesen, nicht Sänger. Ich bin in einer Familie aus Landwirten aufgewachsen, habe den Weinanbau quasi in den Genen. Darum mache ich Wein. Nicht, weil ich berühmt bin. Ich mache ihn mit viel Liebe, die ich in jedes Glas schicken möchte.

Al Bano im Interview mit den «Bluewin»-Redaktoren Anna Blume und Paolo Beretta (r.).
Al Bano im Interview mit den «Bluewin»-Redaktoren Anna Blume und Paolo Beretta (r.).
Bild: Bluewin
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