SRF begleitete Auswanderer jahrelang Thurgauer «Ananas-König» Johann Dähler ist tot

toko

12.9.2023

Johann Dähler in der SRF-Dokumentation «Der Kampf des Ananaskönigs».
Johann Dähler in der SRF-Dokumentation «Der Kampf des Ananaskönigs».
Screenshot SRF

Johann Dähler ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Der als «Ananas-König» bekannt gewordene Thurgauer betrieb Landwirtschaft auf drei Kontinenten, verlor alles, und rappelte sich wieder auf.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Landwirt und Unternehmer Johann Dähler, bekannt als Ananas-König, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.
  • Er war zwischenzeitlich der grösste Plantagenbesitzer an der Elfenbeinküste — und verlor alles, als dort der Bürgerkrieg ausbrach.
  • Dähler wird neben einer von ihm errichteten Kapelle in seiner Wahlheimat beerdigt.

«Ananas-König» Johann Dähler ist tot. Sei Sohn Stéphane Dähler teilte gegenüber «20 Minuten» mit, sein Vater sei im Inselspital Bern nach kurzer Krankheit verstorben. Er wurde 70 Jahre alt.

Bereits in den 90er Jahren legte Dähler fest, wo er beerdigt werden möchte: In einer Kapelle neben seiner Plantage an der Elfenbeinküste.

Dorthin geht er bereits 1972 als junger Mann ein erstes Mal, baute ein Imperium auf und war zwischenzeitlich der grösste Plantagenbesitzer in dem westafrikanischen Land.

Frische Ananas mit Swissair in die Schweiz

Geboren wurde Dähler als Sohn eines Landwirts im thurgauischen Fruthwilen. Nach dem Abschluss auf der Landwirtschaftsschule und einer militärischen Karriere betrieb er Landwirtschaft in Westafrika und Mittelamerika. 

Wie sein Spitzname «Ananas-König» andeutet, ist Dählers Schicksal eng mit der Südfrucht verbunden. Ihren Anfang nahm seine erstaunliche Karriere per Zufall, als er eine Anstellung in einer Ananaskonservenfabrik an der Elfenbeinküste fand.

Zurück in der Schweiz erkannte er, dass es dort keine frischen Ananas zu kaufen gab und begann, sie mit Swissair in die Schweiz zu importieren.

Dähler steht vor dem Nichts

Dies machte ihn bereits 1977 zum grössten Frachtkunden von Swissair und schliesslich auch zum grössten Plantagenbesitzer an der Elfenbeinküste. Er beschäftigte rund 1500 Menschen aus der Umgebung von Tiassalé und pflegte persönliche Beziehungen zu ihnen.

An der Jahrtausendwende dann der Schock: Sein Imperium brach während des Bürgerkriegs zusammen und er selbst musste eilig das Land verlassen – wirtschaftlich ein Totalverlust. Zu seinen Mitarbeiter*innen hielt er Kontakt und kämpfte verzweifelt von der Schweiz aus für sie.

Dähler stand praktisch vor dem Nichts, geriet in eine Krise. Zusammen mit seiner Familie baute er jedoch in Costa Rica eine neue Ananasplantage auf, die erfolgreich war.

Sein Herz gehört der Elfenbeinküste

Sein Herz jedoch gehörte dem Land in den westafrikanischen Tropen. Nach Jahren des Leidens kehrte er schliesslich an die Elfenbeinküste zurück. «Zum ersten Mal nach der Krise bin ich wieder glücklich» sagt er in dem Dokumentarfilm «Der Kampf des Ananaskönigs» des SRF. Dähler kaufte seine alte Plantage zurück und diversifizierte sein Geschäft, indem er auch noch Gummiproduzent wurde.

Dass er seiner geliebten Elfenbeinküste dann doch den Rücken kehrte, hatte gesundheitliche Gründe. Das Klima tue ihm nicht gut, sagte er. Dähler hatte einen Herzinfarkt erlitten, lebte zudem mit der Spenderniere seiner Frau Jolanda.

Das Geschäft führen seit 2009 seine Söhne weiter, dennoch arbeitete Dähler bis zu seinem letzten Tag. Er ruht nun neben einer Kapelle, die er auf dem Gelände errichten liess, um die christliche und muslimische Bevölkerung einander näher zu bringen. Sie ist sowohl mit einem Minarett und Teppichen, als auch mit Bänken ausgestattet.