Zum 75. Geburtstag Eric Clapton – ein Gitarrengott, der durch die Hölle ging

Uli Hesse, dpa

3.3.2020

Eric Clapton kann auf eine bewegte Karriere – und ein Leben voller Höhen und Tiefen – zurückblicken.
Eric Clapton kann auf eine bewegte Karriere – und ein Leben voller Höhen und Tiefen – zurückblicken.
Bild: Keystone

Die Rock-Supergruppe Cream machte ihn weltberühmt, später feierte er mit Hits wie «Layla» und «I Shot The Sheriff» als Solomusiker Erfolge. Doch Schicksalsschläge bleiben auch einem Eric Clapton nicht erspart.

Selbst nach sechs Jahrzehnten im Rampenlicht ist die Musik immer noch sein Rückzugsort: «Wenn es Ärger zu Hause gibt, was sehr selten vorkommt, nehme ich meine Gitarre und entferne mich von der Situation», erklärte Eric Clapton dem Musikmagazin «Rolling Stone». «Ich spiele zwangsläufig etwas Langweiliges, eine Übung. Aber es hält mich davon ab, mich auf den Konflikt einzulassen.»

Zu seinem 75. Geburtstag am 30. März kann Clapton auf ein aussergewöhnliches Leben zurückblicken. In den 1970er-Jahren wurde er dank Hits wie «Crossroads» und «Layla» weltberühmt, er hat über 100 Millionen Platten verkauft. Der «Rolling Stone» listet ihn auf Platz zwei der 100 grössten Gitarristen aller Zeiten auf – nur Jimi Hendrix ist grösser.

Doch sein Talent wurde von einer langen Drogen- und Alkoholsucht überschattet. «Ich weiss nicht, wie ich überlebt habe», sagte Clapton der Zeitschrift «Classic Rock». «Aus irgendeinem Grund wurde ich aus den Klauen der Hölle geholt und bekam eine neue Chance.»

Musik als Rettungsanker

Claptons Mutter war 16, als sie ihn im englischen Ripley zur Welt brachte; sein Vater war ein kanadischer Soldat, der in Tanzbands Klavier spielte. Dass seine vermeintliche Mutter eigentlich seine Grossmutter war, erfuhr der kleine Eric mit neun Jahren. Ein Schock. Musik wurde für ihn zum Rettungsanker – vor allem der Blues.

Ein Gitarrengott in seinem Element: Eric Clapton live auf der Bühne.

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Mit 18 Jahren stieg er bei The Yardbirds ein, «weil mich die Pop-Sache, das grosse Geld, das Herumreisen und die Mädchen anzogen», erklärte er 1968, als 23-Jähriger, dem «Rolling Stone»-Magazin. «Erst nach anderthalb Jahren begann ich, die Musik ernst zu nehmen.» Als die Yardbirds kommerzieller wurden, verliess Blues-Purist Clapton im März 1965 die Band und schloss sich kurz danach John Mayall & The Bluesbreakers an.

«Er war ein Blues-Archivar», erinnerte sich Clapton an Mayall, «er hatte die beste Sammlung von Fünfundvierzigern, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.» Clapton hörte sich drei Jahre lang durch Mayalls Plattensammlung und lernte: «Ich fand mich selbst in dieser Zeit», sagte er «Classic Rock». «Ich wurde so gut, wie ich jemals werden sollte. Und selbst mit dem Mass an Freiheit, das wir bei Cream hatten, habe ich nicht wirklich viel mehr gelernt.»

Von der Supergruppe in den Drogensumpf

An die kurzlebige Supergruppe Cream denkt er heute noch gerne zurück: «Ich hatte die beste Zeit meines Lebens, was die Musik betraf» – wenn bloss Bassist Jack Bruce und Schlagzeuger Ginger Baker einen Weg gefunden hätten, ihren Konflikt zu lösen. Nach dem Aus von Cream 1968 gründete Eric Clapton Blind Faith, doch die Band löste sich schon nach einem Album auf. «Ich hatte Panik. Es war ‹Supergruppe die Zweite› – und ich glaube, das ist der Todeskuss.»



1970 brachte er schliesslich das Doppelalbum «Layla And Other Assorted Love Songs» mit einer neuen Band heraus – eine Liebeserklärung an Pattie Boyd, der Frau seines Freundes George Harrison von den Beatles. Vom kommerziellen Misserfolg des Albums und seiner unerwiderten Liebe schwer getroffen, versank Clapton drei Jahre lang in einer Heroinsucht.

Später ersetzte er harte Drogen durch Alkohol und warb wieder um Pattie, bis sie sich schliesslich von Harrison trennte und ihn 1979 heiratete. Seine Solokarriere zog inzwischen an: Claptons Coverversion von Bob Marleys «I Shot the Sheriff» wurde sein erster Nummer-1-Hit.

1989 wurde das Paar geschieden. Im Rückblick beschreibt Clapton sich als unangenehmen Menschen. «Meine Persönlichkeit war nicht gut, aber meine Arbeitsethik war nicht allzu schlecht», gestand er «Classic Rock».

Trauer um den Sohn

Nichts aber beeinflusste den Weltstar so sehr wie der tragische Tod seines vierjährigen Sohnes, der beim Spielen aus dem Fenster im 53. Stock eines New Yorker Wolkenkratzers fiel. Im Song «Tears In Heaven» von 1991 verarbeitete Clapton seine Trauer – er wurde zum Welthit.



2013 wurde bei Eric Clapton eine Nervenerkrankung diagnostiziert, die es ihm immer schwerer machte, weiter Gitarre zu spielen. «Es fühlt sich an, als würden sich Elektroschocks mein Bein entlang bewegen», sagt er. Doch weder diese Einschränkung noch seine zunehmende Schwerhörigkeit halten ihn vom Spielen ab: Zuletzt erschien das Weihnachtsalbum «Happy Xmas» (2018).

«Ich bin entschlossen, so lange zu leben, wie ich kann», sagte Eric Clapton dem «Rolling Stone». «Ich beobachte alles. Beim geringsten Anzeichen gehe ich zum Arzt.»

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