Plácido Domingo Gefeiertes Comeback nach MeToo-Vorwürfen und Covid

dpa/tafi

23.8.2020

Plácido Domingo (hier im November 2019 bei einem Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg), hat nach einem halben Jahr Zwangspause sein Bühnen-Comeback gegeben.
Plácido Domingo (hier im November 2019 bei einem Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg), hat nach einem halben Jahr Zwangspause sein Bühnen-Comeback gegeben.
Christian Charisius/dpa

Plácido Domingo singt wieder. Der spanische Opernstar freut sich in der Nähe von Neapel über seinen ersten Auftritt nach halbjähriger Zwangspause wegen seiner Covid-19-Erkrankung. MeToo-Vorwürfe weist er entschieden zurück.

Nach Vorwürfen mehrerer Frauen wegen sexueller Belästigung und einer überstandenen Corona-Infektion hat Opernstar Plácido Domingo sein Bühnencomeback gegeben. Der 79-jährige Spanier trat am Samstagabend vor dem Palast von Caserta unweit von Neapel in Süditalien mit Arien aus verschiedenen Opern unter anderem von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini auf.

«In meinem ganzen Leben habe ich nie so viel Zeit ohne Singen verbracht», sagte Domingo in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der spanischen Zeitung «El Mundo» zur gut halbjährigen Pause. Das Comeback in Italien sei für ihn deshalb «sehr bewegend», betonte er kurz vor dem Auftritt.

Sein bis dahin letztes Konzert hatte Domingo am 19. Februar im kleinen Opera Studio Beckmann in der mexikanischen Gemeinde Tequila gegeben. Am 22. März hatte er dann aus Mexiko mitgeteilt, er sei an Covid-19 erkrankt. Später habe man ihm im Krankenhaus in Acapulco gesagt, sein Zustand sei sehr schlecht gewesen. «Wenn ich nur einen Tag später ins Krankenhaus gegangen wäre, wissen wir nicht, ob ich das überstanden hätte.»

Im «El Mundo»-Interview betonte Domingo erneut, seine öffentliche Entschuldigung im Februar an die mutmasslichen Opfer sei fälschlicherweise als Schuldeingeständnis interpretiert worden. «Wie ich mehrfach erklärt habe, habe ich niemals Übergriffe begangen.» Als Person des öffentlichen Lebens habe man «viele Freunde, aber auch viele Feinde, das habe ich zu spät begriffen».

Im Zuge der MeToo-Bewegung hatten Frauen Domingo Übergriffe vorgeworfen. Eine von der Oper in Los Angeles beauftragte Untersuchung kam im März zu dem Ergebnis, dass bestimmte Vorwürfe des «unangemessenen Verhaltens» glaubwürdig seien. Auch eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) hatte Vorwürfe von Sängerinnen bestätigt gesehen. Domingo war im Oktober 2019 als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten.

In vielen Ländern, darunter den USA und auch in seinem Heimatland Spanien, wurden alle seine Auftritte abgesagt. «Wenn man schwere Taten begeht und eingesteht, hat das Folgen für das öffentliche und soziale Leben», wurde Spaniens Kulturminister José Rodríguez Uribes am Wochenende von der Nachrichtenagentur Europa Press zitiert.

Aber vielerorts darf sich Domingo noch präsentieren – und den Jubel geniessen. In Caserta waren die Eintrittskarten Tage vorher ausverkauft. Die nächsten Auftritte: am 28. und 29. August in Verona und am 9. September in der Wiener Staatsoper. Danach gibt er am 26. September ein Konzert in der Kölner Lanxess Arena. Vor einigen Tagen erhielt der Madrilene im Rahmen der Österreichischen Musiktheaterpreise in Salzburg eine Sonderauszeichnung für sein Lebenswerk.

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