Theatralischer Abgang Texanische Prinzessin aus berühmter Villa in Rom vertrieben

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20.4.2023 - 20:08

Die in Texas geborene Prinzessin Rita Boncompagni Ludovisi verlässt ihre Residenz während der Vollstreckung eines Räumungsbefehls in Rom.
Die in Texas geborene Prinzessin Rita Boncompagni Ludovisi verlässt ihre Residenz während der Vollstreckung eines Räumungsbefehls in Rom.
Andrew Medichini/AP/Keystone

In dem Anwesen befindet sich das einzig bekannte Deckengemälde des Barockmalers Caravaggio. Kinder aus früheren Ehen des 2018 verstorbenen Fürsten Ludovisi erzwangen vor Gericht den Auszug der Witwe.

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  • Nach Jahren des Rechtsstreits und unter grossem Medienecho ist die aus Texas stammende Adelige Rita Jenrette Boncompagni Ludovisi aus der berühmten Casino dell'Aurora ausgezogen. 
  • Kinder aus einer früheren Ehe des 2018 verstorbenen Nicolo Boncompagni Ludovisi hatten den Auszug erzwungen.
  • In dem Anwesen befindet sich das einzig bekannte Deckengemälde des Barockmalers Caravaggio.

Mit einem theatralischen Abgang hat eine aus Texas stammende Adelige eine unter Kunstfreunden bekannte Villa in Rom verlassen, in der sie 20 Jahre lang gelebt hatte. Prinzessin Rita Jenrette Boncompagni Ludovisi verfrachtete am Donnerstag ihre vier bellenden Bichon-Frisé-Hunde in ein Taxi, sprach auf der Strasse kurz mit wartenden Journalisten und verliess dann das stattliche, mitten in Rom gelegene Anwesen. Ihr gerichtlich erzwungener Auszug bedeutet den Höhepunkt einer jahrelangen Posse, die über Italien hinaus für Schlagzeilen sorgte.

Im Zentrum des Erbstreits steht das Casino dell'Aurora, eine Villa mit dem einzig bekannten Deckengemälde des bedeutenden Barockmalers Caravaggio. Sie wurde 1570 erbaut und befindet sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie Ludovisi – eine der aristokratischen Familien der italienischen Hauptstadt. Seit dem Tod von Fürst Nicolo Boncompagni Ludovisi 2018 lebte seine in den USA geborene Ehefrau dort alleine mit ihren Hunden. Nun haben die Kinder des Fürsten durchgesetzt, dass die Witwe ausziehen muss. «Ich liebe Italien», sagte sie, bevor sie in das Taxi stieg. Es tue ihr leid, dass ihre Zeit in der Villa so brutal ende.

Prinzessin Rita Jenrette Boncompagni Ludovisi, geborene Rita Carpenter, hatte den Fürsten 2009 geheiratet, sie war seine dritte Frau. Die Kinder ihres verstorbenen Mannes sagen, dass sie einen Anspruch auf das Haus hätten, weil ihr Grossvater es ihnen habe vererben wollen und dass ihr Vater sein Vermögen falsch verwaltet habe. Im Januar erliess ein römisches Gericht einen Räumungsbefehl, der nun vollstreckt wurde.

Einer der Erben, Prinz Bante Boncompagni Ludovisi, war in der Villa anwesend, um zu beobachten, wie «diese Frau», wie er die Witwe seines Vaters nennt, das Anwesen verliess. Das Haus sei in einem schlechten Zustand und müsse renoviert werden, sagte er. Die Wandmalereien seien «in Gefahr». Die Prinzessin habe sich nicht ausreichend um die Instandhaltung gekümmert, was diese bestreitet.

Das Caravaggio-Gemälde ziert einen winzigen Raum neben einer Wendeltreppe im zweiten Stock. Es wurde 1597 von einem Diplomaten und Kunstmäzen in Auftrag gegeben, der den jungen Maler bat, die Decke dieses Zimmers zu schmücken, das er als Alchemie-Werkstatt nutzte. Das 2,75 Meter breite Wandgemälde, das Jupiter, Pluto und Neptun darstellt, ist ungewöhnlich: Es ist kein Fresko, sondern Öl auf Gips.

Die Prinzessin will nun ein Buch über die Villa und deren berühmte Decke schreiben. «Es ist meinem Mann Nicolo gewidmet», sagte sie, stieg ins Taxi und liess sich mit den Hunden davonfahren.