Rückblick Tina Turner: «Manchmal hatte ich unvorstellbare Schmerzen»

dpa

18.9.2018

Seit Jahren lebt Tina Turner zusammen mit ihrem deutschen Ehemann Erwin Bach zurückgezogen am Zürisee. Nur selten gibt die Pop-Diva Interviews - wie jetzt zur Premiere ihres Musicals in Hamburg.

Mit Songs wie «Private Dancer» und «Simply The Best» wurde Tina Turner ein Weltstar. Doch das Leben der US-amerikanischen Sängerin war von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Ihren gewalttätigen Ehemann Ike Turner, mit dem sie in den 1960er Jahren Erfolge feierte, verliess sie später. Mit 45 Jahren gelang ihr 1984 ein grandioses Comeback. Im Interview erzählt die Sängerin, warum sie zunächst von der Idee eines Musicals über ihr Leben nicht begeistert war und wie sich ihre Einstellung änderte.

Bluewin: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Idee eines Musicals über ihr Leben hörten?

Tina Turner: Als mein Ehemann Erwin ein Musical vorschlug, dachte ich zuerst: Das brauch' ich nicht! Nach 50 Jahren auf der Bühne bin ich froh, im Ruhestand zu sein. Ich brauche keine neue Show, ich brauche kein Musical! Aber ich bekomme immer noch so viele Karten und Briefe von meinen Fans, die mir sagen, ich habe ihnen Hoffnung gegeben - dieses Musical ist für sie, als Erinnerung an meine Arbeit.

Ist es nicht schwierig, ein ganzes Leben in ein Musical zu packen?

Ja, das war es. Und es war sehr wichtig für mich und die Produzenten, dass wir die schwierigen Zeiten nicht auslassen und dass wir mein Leben ehrlich schildern, mit all seinen Höhen und Tiefen. Unser Ziel war es, dass die Zuschauer das Theater am Ende jeder Vorstellung begeistert und inspiriert verlassen, mit erhobenem Kopf, bereit, jede Herausforderung anzunehmen.

Besondere Erfahrung

Zur Premiere ihres Musicals wurde TIna Turner von ihrem deutschen Ehemann Erwin Bach begleitet. Die beiden leben am Zürisee.
Zur Premiere ihres Musicals wurde TIna Turner von ihrem deutschen Ehemann Erwin Bach begleitet. Die beiden leben am Zürisee.
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Was waren Ihre Eindrücke nach der Uraufführung im April in London?

Es war wirklich etwas Besonderes, mein Leben auf der Bühne zu sehen. Es macht mich glücklich, dass sie jeden aus meiner Vergangenheit so gut getroffen haben. Und ich war bewegt - sie fanden die Liebe, die das Herz meiner Geschichte ist.

Bei der West End Produktion mischten Sie kräftig mit.

Es war eine besondere Erfahrung, über vier Jahre lang so eng eingebunden gewesen zu sein - mit den Produzenten, unserer Autorin Katori Hall und Regisseurin Phyllida Lloyd - besonders beim Buch, beim Casting und bei der Choreografie. Ich bin bereit für noch mehr Tanzstunden mit der deutschen Besetzung!

Werden Sie in die Hamburger Produktion auch eingebunden sein?

Ja, diese Show ist so eine persönliche Reise für mich. Genauso wie in London bin ich schon sehr gespannt, welche Sängerin meine Rolle übernehmen wird. Ich bin ausserdem sehr gespannt darauf, welche meiner Songs wir ins Deutsche übersetzen werden.

Das Geheimnis ihrer Stärke

Das Original und die Bühnenversion: Tina Turner posiert mit Adrienne Warren, die in der Londoner Fassung von «Tina» als Hauptdarstellerin zu sehen war.
Das Original und die Bühnenversion: Tina Turner posiert mit Adrienne Warren, die in der Londoner Fassung von «Tina» als Hauptdarstellerin zu sehen war.
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Sprechen Sie die Sprache ein bisschen?

Ich habe einige Deutsch-Stunden genommen, aber es ist immer noch eine Herausforderung, so wie für die meisten Menschen!

Sie sind ein Symbol für Frauen-Power, Unabhängigkeit und Mut. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass das nicht immer so war. Wie haben Sie diese innere Stärke entwickelt?

Am Anfang war Ike Turner der Star. Und ich war Aschenputtel. Und für Tina blieb nichts übrig. Und es gab viele Mal, da hat es mich voll erwischt. Manchmal stand ich auf der Bühne und hatte unvorstellbare Schmerzen. Aber Du musst da durch. Du musst leiden, Du musst es durchstehen. Woher kommt diese Stärke? Die kommt vom Himmel.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen auf den Weg geben, damit sie stark und unabhängig werden?

Es ist möglich, aus Gift Medizin zu machen.

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