Kolumne am Mittag Als Ozzy um ein Haar eine Pandemie ausgelöst hat

Von Gil Bieler

24.2.2021

Ozzy Osbourne hatte es früher auf alles abgesehen, was kreucht und fleucht: Die Aufnahme zeigt den Sänger 1982.
Ozzy Osbourne hatte es früher auf alles abgesehen, was kreucht und fleucht: Die Aufnahme zeigt den Sänger 1982.
Bild: Getty Images/Photo by Eddie Sanderson

Brachte Ozzy Osbourne die Welt 1982 an den Rand einer Pandemie? Die legendäre Geschichte, wie der Rockstar einer Fledermaus den Kopf abbiss, erfährt in der Corona-Krise neuen Auftrieb.

Seit einem Jahr schon diktiert das Coronavirus unser aller Leben. Und obwohl noch immer viele Fragen ungeklärt sind, eines ist für die Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO gewiss: Das Virus stammt von der Fledermaus. Irgendwie schaffte es der Erreger in China, auf den Menschen überzuspringen – und brockte uns nichts als Ärger ein.

Für Rockfans bedeutet dies, seit einem Jahr immerzu an Ozzy Osbourne erinnert zu werden. Im Internet (wo sonst?) kursiert in der Corona-Krise ein Meme, in dem Ozzy der schöne Spruch in den Mund gelegt wird: «Zu meiner Zeit konnte man einer Fledermaus noch den Kopf abbeissen, ohne eine Pandemie auszulösen.»

Weil wenn das 72-jährige Rock-’n’-Roll-Urgestein für etwas bekannt ist, dann für eine Anekdote, die sich am 20. Januar 1982 zutrug. Und am schönsten erzählt sie der Meister halt noch immer selber.

«Irgendwas fühlte sich falsch an»

Der junge Ozzy spielte damals mit seiner Soloband ein Konzert im Veterans Auditorium in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa. Der Musiker pflegte seinen Ruf als verrückter Mad Man auf und neben der Bühne – und die Kids liebten es. Heavy Metal war noch neu und der ideale Soundtrack, um die Eltern zu schockieren. Ein Ozzy-Konzert war so ziemlich das Wildeste, was man erleben konnte.

Musiker und Fans stachelten sich gegenseitig an, es ging immer wilder zu und her. So wurde es irgendwann Tradition, dass das Publikum allerlei Gegenstände, Fleischstücke und sogar tote Tiere auf die Bühne warf. Als an besagtem Abend eine Fledermaus vor Ozzys Füssen landete, hob er sie auf – im Glauben, es handle sich um ein Spielzeug – und biss herzhaft zu.

«Irgendwas fühlte sich falsch an», schreibt Ozzy in seiner Autobiografie. «Ganz falsch.» Sein Mund füllte sich mit einer warmen, klebrigen Flüssigkeit: Blut. Oha. Die Fledermaus war echt, und der Rockstar plötzlich in echten Schwierigkeiten.

Kaum war das Konzert vorbei, brachte Ozzys Frau Sharon ihn in die nächste Notaufnahme. Es bestehe Grund zur Sorge, dass er sich durch seine irrsinnige Aktion Tollwut eingefangen habe, erläuterte ihnen ein Arzt. «Deshalb ist es gemeinhin keine gute Idee, eine Fledermaus zu essen, vom medizinischen Standpunkt her.»



Sharon wollte wissen: «Gibt es denn keinen Impfstoff?» – «Der wird eigentlich besser vorher verabreicht.» Aber ja, es gab auch so die Möglichkeit, zu spritzen. «Für den Rest der Tour musste ich jede Nacht aufs Neue einen Arzt aufsuchen und meine Tollwutspritzen bekommen», erinnert sich Ozzy. «Eine in jede Arschbacke, eine in jeden Oberschenkel, eine in jeden Arm. Jede Einzelne tat unglaublich weh. Ich hatte mehr Löcher in mir als ein Stück Schweizer Käse.»

«Aber immer noch besser, als Tollwut zu kriegen, nehme ich an», sinniert die Rock-Ikone und resümiert: «Nicht, dass irgendjemand den Unterschied gemerkt hätte, falls ich wahnsinnig geworden wäre.»

Bis ins Grab

Im Zuge der Pandemie erscheint diese Geschichte in neuem Licht. Wie nahe die Welt wegen eines zugedröhnten Rockstars einer Pandemie kam, werden wir nie erfahren. Nur eines ist gewiss: Menschen und Fledermäuse, das kommt einfach nicht gut. 

Davon, was dereinst auf seinem Grabstein stehen soll, hat Ozzy übrigens eine ganz spezifische Vorstellung. Nichts von «Familienvater» oder «Weltruhm», nein, einzig und allein: «Er hat einer Fledermaus den Kopf abgebissen.» Tja, Ozzy, das macht man einfach nicht. 

Bitte, nicht Kermit! Ozzy geht 2002 dem weltberühmten Frosch an die Gurgel. 
Bitte, nicht Kermit! Ozzy geht 2002 dem weltberühmten Frosch an die Gurgel. 
Bild: Keystone/EPA/PRESS ASSOCIATION/ROTA/Peter Jordan

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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