InsolvenzverfahrenZentralafrikanischer Botschafter: Becker hat Immunität
DPA
18.6.2018
Schützt ein Diplomatenpass Boris Becker in seinem Insolvenzverfahren oder nicht? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Zentralafrikanische Republik macht sich jetzt ganz offiziell für die Tennis-Legende stark.
Boris Becker (50) geniesst nach Ansicht des Botschafters der Zentralafrikanischen Republik in Brüssel diplomatische Immunität. Das teilte Daniel Emery Dede am Sonntagabend in einer Presseerklärung mit. Er sei davon überzeugt, dass sich alle Länder, die dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen beigetreten sind, daran halten werden, hiess es. Zuvor hatte Dede bereits der Deutschen Welle in einem Interview gesagt, dass der ehemalige Tennisprofi dank seinem zentralafrikanischen Diplomatenausweis diplomatische Immunität geniessen müsste. Das Land in Zentralafrika gilt als ärmstes der Welt.
Beckers Anwälte hatten am Freitag Aufsehen erregt mit der Mitteilung, der Ex-Tennisstar sei in einem Insolvenzverfahren in London gegen ihn wegen diplomatischer Immunität nicht mehr zu belangen. Eigentlich hätte das Verfahren in der neuen Woche auslaufen sollen, Becker wäre schuldenfrei gewesen. Doch Insolvenzverwalter Mark Ford hatte einen Antrag auf Verlängerung gestellt, er wirft Becker mangelnde Kooperation vor. Zum Beispiel verlangt er Auskunft darüber, wo einige von Beckers Trophäen geblieben sind.
Beckers Anwälte sehen die Schuld jedoch bei einem der Gläubiger Beckers. Die Bank habe sich «jeglichem vernünftigen Kompromiss verweigert».
Botschafter Dede betonte am Sonntag, Becker sei «ein aufrichtiger Unterstützer unseres Landes» mit Dienstsitz in Brüssel und «wurde vom Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik in den diplomatischen Dienst berufen». Er sei im Bereich Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten tätig und setze sich für ein friedliches Miteinander ein. Dabei nutze er seine internationalen Verbindungen. Trotzdem war Beckers Foto am Sonntag von der Webseite der zentralafrikanischen Botschaft in Brüssel verschwunden.
Ob die Tennis-Legende tatsächlich Immunität in Grossbritannien geltend machen kann, muss nun ein Gericht in London entscheiden. Botschafter Dede erklärte am Sonntag, insbesondere England habe in der Vergangenheit «mehrfach bewiesen, dass das Land in vorbildlicher Weise die diplomatischen Gepflogenheiten, alle Diplomaten und deren Rechte respektiert. Dies wird im Fall des Diplomaten Becker auch nicht anders sein.»
Insolvenzverwalter Mark Ford glaubt hingegen nicht daran. «Wir begrüssen Herrn Beckers Auftrag, Sport in der Zentralafrikanischen Republik zu fördern. Wir glauben aber, dass es keinen materiellen Einfluss auf Herrn Beckers Insolvenz hat», hatte es am Freitag in einer Stellungnahme geheissen.
Der Krisenstaat Zentralafrikanische Republik gilt einem umfassenden UN-Index zufolge als das ärmste Land der Welt. In dem Land war 2013 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem sich Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit gegenüberstanden.
In Folge einer französischen Militärintervention und später einer UN-Friedensmission stabilisierte sich die Lage etwas. Trotz der Präsenz von mehr als 12 000 Blauhelmsoldaten kommt es jedoch immer wieder zu neuen Kämpfen. Nach UN-Angaben sind rund 1,1 Millionen Menschen auf der Flucht - fast ein Viertel der Bevölkerung. Jeder zweite Zentralafrikaner ist UN-Angaben zufolge auf humanitäre Hilfe angewiesen.
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