Interview von Harry und Meghan In der Krise schweigt der Palast und verfällt in Schockstarre

SDA

9.3.2021 - 16:56

Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan haben bei ihrem Interview mit Oprah Winfrey die britische Monarchie  
Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan haben bei ihrem Interview mit Oprah Winfrey die britische Monarchie  
Joe Pugliese/Harpo Productions/AP/dpa

Prinz Harry und Herzogin Meghan erheben im Interview mit Oprah Winfrey schwere Vorwürfe gegen die britische Königsfamilie. Während der Palast in Schockstarre verfällt, rumort es auch im Commonwealth.

Keystone-SDA

Nach dem brisanten Interview von Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) mit der US-Talkmasterin Oprah Winfrey haben sich führende Royals einem Bericht der BBC zufolge zu Krisensitzungen getroffen. Daniela Relph, Korrespondentin des Senders, sagte allerdings, dass sich der Buckingham Palast «nicht dazu drängen lassen wolle, Stellung zu beziehen». Eine offizielle Reaktion stand am Dienstag noch aus.

Was die Royals zu besprechen hatten, bleibt also vorerst im Dunklen. Prinz Charles (72) hatte sich beim Besuch eines Impfzentrums am Dienstag zwar kurz in der Öffentlichkeit gezeigt, auf Fragen antwortete er jedoch nicht.

Im britischen Fernsehen wurde das Interview mit US-Talkshow-Legende Oprah Winfrey am Montagabend ausgestrahlt. Nach Angaben des Senders ITV sahen mehr als elf Millionen Menschen zu.



Das Thema hatte die Schlagzeilen fast aller Zeitungen in Grossbritannien am Dienstag dominiert. «Was haben sie getan?», titelte beispielsweise die «Daily Mail» zu einem Bild Meghans und Harry. «Schlimmste royale Krise in 85 Jahren», hiess es auf der Titelseite des «Daily Mirror». Der «Guardian» bezeichnete die Rassismusvorwürfe als «vernichtend» und der «Daily Express» titelte: «So traurig, dass es so weit gekommen ist.»

Der Palast schweigt, Meghans Vater aber nicht

Meghan und Harry hatten in dem Interview schwere Vorwürfe gegen die Königsfamilie erhoben. Sie warfen ihr mangelnde Unterstützung vor und bezichtigten sie rassistischer Gedankenspiele. 

Meghans Vater Thomas Markle verteidigte die Royals gegen den Rassismusvorwurf. «Ich habe grossen Respekt für die Royals, und ich denke überhaupt nicht, dass die britische royale Familie rassistisch ist», sagte Markle dem britischen Sender ITV am Dienstagmorgen. Meghans Beziehung zu ihrem Vater gilt als zerrüttet und mündete sogar in einen Rechtsstreit, in dem es um private Briefe ging, die gegen ihren Willen veröffentlicht wurden.



Ausdrücklich kritisierte Harry auch, dass keines seiner Familienmitglieder sich gegen «koloniale Untertöne» in Berichten der britischen Boulevardpresse gewandt habe. Vor allem dieser Vorwurf dürfte der stets um den Commonwealth bemühten Queen Sorgen bereiten.

Sie steht an der Spitze des losen Staatenverbunds, dem 54 Länder angehören. Die meisten davon waren früher Teil des britischen Empires. In 16 dieser Länder ist die Queen auch Staatsoberhaupt.

Aufruhr auch im Commonwealth

Ausgerechnet am Montag hatte der Palast den «Commonwealth Day» mit einer aufgezeichneten Ansprache der Queen noch feierlich begangen. Von Wertschätzung war die Rede. Die Vorwürfe von Meghan und Harry dürften in einigen Ländern nun Zweifel daran geweckt haben, ob die Royals das tatsächlich ernst meinen.

Der ehemalige australische Premierminister Malcom Turnbull sah sich durch das Interview in seiner Forderung nach einem Ende der Monarchie in seinem Land bestärkt. Wenn die Queen einmal nicht mehr auf dem Thron sitzen werde, müsse man darüber nachdenken, ob der König oder die Königin Grossbritanniens automatisch das Staatsoberhaupt Australiens sein solle, sagte er dem Fernsehsender ABC TV.