Verrückt nach MonarchieWarum US-Amerikaner die britischen Royals so sehr lieben
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12.2.2024 - 00:00
Schon vor Jahrhunderten haben die Vereinigten Staaten die britische Krone hinter sich gelassen. Warum sind die Amerikanerinnen und Amerikaner immer noch so begeistert von der Monarchie?
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12.02.2024, 00:00
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1776 sagten sich die USA von der britischen Monarchie los und erkämpften sich schliesslich die Unabhängigkeit.
Viele US-Amerikaner sind dennoch verrückt nach den britischen Royals.
Eine der Ursachen ist die lange gemeinsame Geschichte beider Länder.
Im Promi-besessenen modernen Amerika bieten die Royals nach wie vor beste Unterhaltung.
Der Pomp, der Glamour, die Konflikte, die Charaktere: Von allem, was die britische Königsfamilie betrifft, können die US-Amerikaner offenbar nicht genug bekommen.
Treu begleiten sie Trauungen, Scheidungen, Geburten und Todesfälle. Auch die Krebserkrankung von König Charles III. trifft nun wieder auf viel Anteilnahme auf der anderen Seite des Atlantiks.
Zwar haben die USA ihre Wurzeln in der Zurückweisung der britischen Monarchie als Regierungsform im Jahr 1776 und kämpften einen Unabhängigkeitskrieg, um sich von der Kolonialmacht zu lösen. Doch ihre Liebe zum Spektakel rund um das Königshaus liess nie wirklich nach. Und im Promi-besessenen modernen Amerika bieten die Royals nach wie vor mit die beste Unterhaltung. Aber woran liegt das? Hier sind die wichtigsten Gründe:
Könige und Königinnen, Prinzessinnen und Prinzen: Sie sind die tragenden Säulen von Märchen und anderen Geschichten, von Spiel und Fantasie. Sie dienen als Referenzen für Macht und Prestige, so wie in der Bezeichnung von Aretha Franklin als «Queen of Soul» oder der Regierung von John F. Kennedy als «Camelot». Romantische Märchenhochzeiten wie die von Charles und Diana 1981 oder Tragödien wie der frühe Tod der Prinzessin 16 Jahre später bewegen Millionen.
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«Die Monarchie wird zu einer Art Heiligem Gral für alle, weil sie hinsichtlich Reichtum, Macht, Glamour und Charisma das Nonplusultra ist – all jenen Dingen, die man im eigenen langweiligen Alltag zu Hause nicht hat», sagt Maria Tatar, Professorin für Volkskunde und Mythologie an der Harvard-Universität.
Dabei sind die britischen Royals nicht die einzigen, die die Fantasie der amerikanischen Öffentlichkeit beflügeln. Die TV-Aufzeichnung der Hochzeit von Grace Kelly aus Philadelphia, damals bereits eine berühmte Schauspielerin, mit dem monegassischen Prinzen Rainier III. im Jahr 1956 sahen sich in den USA Millionen Menschen an.
Während Könige und Königinnen stets auf einiges Interesse stossen, besteht kein Zweifel daran, dass die Bewohner des Buckingham-Palastes einen besonderen Platz im Herzen der Amerikanerinnen und Amerikaner haben. Eine Ursache ist die lange gemeinsame Geschichte beider Länder. Als sich die Kolonien in Nordamerika vom Königreich Grossbritannien als ihrem Mutterland lossagten und unabhängig wurden, war dies eher eine politische als eine kulturelle Entscheidung, wie die Geschichtsprofessorin Joanne Freeman von der Universität Yale erklärt. Trotz der politischen Loslösung seien die Menschen davon geprägt gewesen, Grossbritannien und den König als «Gipfel von allem» zu sehen.
Beide Staaten erhielten politische und wirtschaftliche Beziehungen aufrecht. Auch soziale und kulturelle Verbindungen bestanden weiter: Im 19. Jahrhundert suchten einige reiche Amerikaner im britischen Adel erfolgreich nach Ehemännern für ihre Töchter. Und natürlich finden sich im 20. Jahrhundert zahlreiche Beispiele aus Musik, Fernsehen und vielem mehr, die ihren Weg zwischen den Gesellschaften fanden.
Amerika liebt Stars (und liebt es manchmal, sie zu hassen). Im Zeitalter der allgegenwärtigen sozialen Medien werden zwar immer wieder Reality-TV-Charaktere aus den fadenscheinigsten Gründen berühmt. Doch sobald ein königlicher Titel ins Spiel kommt, wird der Hype unausweichlich.
«Es ist absolut überwältigend für mich, wie viele Geschichten, wie viele Themen aus Klatsch und Tratsch gleichzeitig draussen im Äther sein können», sagt die Entertainment-Journalistin und Autorin Erin Carlson. «Diese aufgeladene Celebrity-Nachrichtenwelt erschafft fast eine Reality-Show. Sie macht eine Reality-Show aus William und Kate, aus Harry und Meghan und aus Charles und Camilla. Und wir kleben in Erwartung des nächsten Gossip-Häppchens an unseren Handy-Bildschirmen.»
Ihr Interesse an den Royals könnten die Amerikanerinnen und Amerikaner zudem ohne schlechtes Gewissen ausleben, «weil es nicht unsere sind», erklärt Historikerin Freeman. «Man kann Dinge an der Monarchie und dem Spektakel und dem Pomp und den Hüten der Frauen bei grossen Ereignissen bewundern, weil es dort drüben stattfindet», sagt sie. «Das ist eine rein kulturelle Sache, die politisch keinerlei Auswirkungen hat.»