Unerhörter Nebeneffekt«50 Shades of Grey» haben wir 9/11 zu verdanken
Von Fabian Tschamper
11.9.2021
Der Dominoeffekt, den 9/11 mit «50 Shades of Grey» verbindet, hat es in sich. Wer diese Absurdität ins Rollen gebracht hat, war Gerard Way, späterer Sänger der Band My Chemical Romance.
Von Fabian Tschamper
11.09.2021, 00:00
11.09.2021, 10:55
Fabian Tschamper
In der Chaostheorie wird der Begriff «Schmetterlingseffekt» genutzt, um Kausalität zu erklären. Jede noch so kleine Handlung kann zu einem bedeutsamen Ereignis führen.
Diese Geschichte verläuft genau umgekehrt.
Am 11. September 2001 steht Gerard Way, damals noch Praktikant bei einer Firma in Manhattan, an einem Dock am Hudson River. Mit einer Menschenmenge beobachtet er, wie die Twin Towers einstürzen.
«Ich fühlte eine menschliche Qual durch die Masse gehen, als die Türme zusammengefallen sind», erzählte Way einst «Newsweek» in einem Interview.
Er beschreibt, wie 9/11 ihn wieder zur Musik gebracht hat, er spielte mehr Gitarre, schrieb Songs. «Ich habe mich immer wieder gefragt, was wir tun würden, wenn das Ende der Welt um die Ecke wartete», sagt Way weiter.
Im selben Jahr gründete er die Rockband My Chemical Romance und landete beim fünften Jahrestag der Anschläge einen Hit, der in die Geschichte eingegangen ist.
«Welcome to the Black Parade» handelt eigentlich von Ways Vorstellungen des Jenseits. Er glaubte damals, dass du nach dem Tod von deiner schönsten Erinnerung begrüsst wirst. Im Musikvideo wird der Sterbende von seinem Vater ins Leben nach dem Tod geführt.
Weiter erinnert der Clip stark an die Ruinen nach den Anschlägen, eine Parade fährt dabei durch riesige Trümmer. Die Ballade wechselt melodisch mehrfach und ist lyrisch inspirierend.
We'll carry on and though you're dead and gone, your memory will carry on.
Trivia: Die erste Note im Song ist ein G, was zur Identifikation in der Popkultur schon genug ist.
Ich will's dir nicht vorenthalten!
So weit, so gut.
Die Autorin Stephanie Meyers offenbarte später, dass My Chemical Romance eine grosse Inspiration für ihre Bestseller-Reihe war.
Die Frau ist verantwortlich für die «Twilight»-Bücher.
Spezifisch sagte sie, die Band und ihre Songs wären bei der Charakterisierung des Werwolfs Jacob Black äusserst inspirierend gewesen.
Die Band selbst mochte «Twilight» wohl eher wenig, sie hatten die Bücher nicht einmal gelesen und lehnten sogar ab, einen Song zum Soundtrack der Filme beizusteuern.
Die Buchautorin Meyers wiederum inspirierte Leser*innen mit ihrer Vampir-Romanze zum Schreiben von Fan-Fiction, also Geschichten der Anhängerschaft mit den «Twilight»-Hauptcharakteren Edward und Bella.
Jene sind meist nicht prüde, ganz im Gegenteil.
Dieser Hype ging an der Branchen-Kollegin, Autorin E.L. James, nicht vorbei. Sie krempelte eine Fan-Fiction um, in der Edward ein sexuell sehr aktiver Geschäftsmann und Bella eine nicht keusche junge Vampirin ist.
Und schon war «50 Shades of Grey» geboren.
Diese historischen Zusammenhänge sind zwar simpel erklärt, wie es wirklich dazu kam, ist wahrscheinlich ein bisschen komplizierter.
Gerard Way macht übrigens immer noch Musik, doch vermehrt in der Filmbranche. Auch als Autor hat er sich verwirklicht: Seine Comic-Reihe «The Umbrella Academy» gehört heute zu den erfolgreichsten Serien-Adaptionen beim Streamingdienst Netflix.