Golden Globes «Alle sind verärgert, eine Menge Trash wurde nominiert»

dpa/hüt

1.3.2021

Die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler begrüssten Krankenschwestern und andere Vertreter aus systemrelevanten Berufen – sowie ein deutlich kleineres Live-Publikum als sonst im grossen Ballsaal.

Youtube

Der Verband der Auslandspresse (HFPA), der über die Golden Globes entscheidet, steht stark in der Kritik dafür, dass er kein einziges schwarzes Mitglied hat. Die Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler legten bei der Verleihung nach.

Die Verkündigung der Nominierungen der diesjährigen Golden-Globe-Awards entfachte die Debatte um Diversität in der Filmbranche von Neuem. Die viel gelobte TV-Serie «I May Destroy You» von der schwarzen Britin Michaela Coel wurde komplett übergangen, während die als seicht kritisierte Netflix-Produktion «Emily in Paris» zwei Nominierungen einheimste.

Zudem kritisierte die «Los Angeles Times» in einem Bericht die intransparente Zusammensetzung der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) – der nur rund 90 Vertreter der Auslandspresse, die über die Vergabe der Globes entscheiden und von denen keine einzige Person schwarz sei.

Netflix hofierte 30 Jurymitglieder in einem Pariser Hotel

Dass die Moderator*innen der Golden-Globe-Awards kein Blatt vor den Mund nehmen, ist nichts Neues. Die diesjährigen Hosts, Amy Poehler und Tina Fey, kritisierten die HFPA in ihrer Eröffnungsrede denn auch unumwunden: «Die Hollywood Foreign Press Association besteht aus rund 90 internationalen, nicht-schwarzen Journalisten, die jedes Jahr an Film-Junkets teilnehmen, auf der Suche nach einem besseren Leben», sagte die Komikerin Tina Fey. 

Der Hintergrund dazu ist, dass gemäss der «L.A. Times» 30 HFPA-Mitglieder von Netflix ans Set nach Paris geflogen wurden, wo sie in Hotelzimmern für 1400 US-Dollar pro Nacht untergebracht und «wie Könige und Königinnen» behandelt wurden.

Die Nominierung von «Emily in Paris» wurde stark kritisiert. 30 Hollywood-Korresponent*innen sollen von Netflix ans Set eingeflogen worden sein.
Die Nominierung von «Emily in Paris» wurde stark kritisiert. 30 Hollywood-Korresponent*innen sollen von Netflix ans Set eingeflogen worden sein.
KEYSTONE

«Jeder ist verständlicherweise verärgert über die HFPA und ihre Auswahl», fuhr Amy Poehler fort. «Eine Menge Trash wurde nominiert, aber das passiert. Das ist irgendwie ihr Ding. Aber eine Reihe von schwarzen Schauspieler*innen und schwarz-geführten Projekten wurden übersehen.»

Tina Fey schloss mit einer klaren Ansage ab: «Der Punkt ist, selbst bei dummen Dingen ist Inklusivität wichtig. HFPA, vielleicht habt ihr das Memo nicht bekommen, weil euer Arbeitsplatz ein Hinterstand eines französischen McDonald's ist, aber das müsst ihr ändern.»

Passionierte Rede von Jane Fonda

Auch Jane Fonda forderte die HFPA und die Branche insgesamt, auf, mehr für die Vielfalt zu tun.  Die Schauspielerin und Aktivistin wurde mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Fonda appelliert an alle, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass «alle nach oben kommen und alle Geschichten eine Chance haben, gesehen und gehört zu werden».

Youtube

Auch Sacha Baron Cohen bedankte sich in seiner Rede betont bei der «komplett weissen Hollywood-Auslandspresse». Der Schauspieler erhielt einen Golden Globe Award als bester Hauptdarsteller in «Borat Subsequent Moviefilm» in der Filmkategorie Comedy/Musical.


«blue News»-Korrespondentin Marlène von Arx gehört zum Verband der Auslandspresse. Ihre Einschätzung zum Streit in Hollywood um die kulturelle Identität lesen Sie hier:

Zurück zur Startseite