Kolumne am Mittag Bei Roger Federer bekam «Börni» stets eine Vorzugsbehandlung

Von Marcel Allemann

22.4.2021

Kult-Radioreporter Bernhard Schär wird Ende April 2021 pensioniert.
Kult-Radioreporter Bernhard Schär wird Ende April 2021 pensioniert.
Bild: SRF

Nach 33 Jahren geht der legendäre Radio-Sportreporter Bernhard Schär Ende Monat bei SRF von Bord. Eine Hommage.

Von Marcel Allemann

22.4.2021

Seine Stimme ist markant, einzigartig. Seine Beiträge sind fast schon ein Event und seine Reportagen haben Entertainment-Charakter, begleitet von einem riesigen Fundus an Fachwissen und Kompetenz. Seine Begeisterung ist ansteckend, bei ihm fühlt man sich mittendrin statt nur dabei.

Das ist Radioreporter Bernhard Schär, den alle nur «Berni» nennen, was wiederum zumeist als «Börni» ausgesprochen wird .

«Börni» war ein Held meiner journalistischen Anfangszeit. Seine emotionale Live-Berichterstattung, seine auf den Punkt gebrachten Einschätzungen und seine griffigen Interviews auf Radio SRF, das zu seinen Blütezeiten noch Radio DRS hiess, waren Kult. Im Lauf meiner weiteren beruflichen Reise kreuzten sich dann irgendwann Ende der 90er-Jahre unsere Wege.



«Ich bin der Börni», so stellte er sich vor. Nicht selten waren wir fortan zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Oft an Olympischen Spielen, von denen Schär 15 miterlebte und ich neun. Ich lernte in dieser Zeit einen charismatischen, demütigen Menschen kennen, der nicht nur das Herz auf der Zunge trug, sondern auch die Sonne im Herzen. Einen Sportkameraden, mit dem man jeweils wunderbar fachsimpeln konnte.

Ehre, wem Ehre gebührt

2012 an den Sommerspielen in London wurde mir erstmals bewusst, dass Schär in diesem ganzen Medienkuchen in einer eigenen Liga spielt. Damals als Roger Federer zur Pressekonferenz lud und uns Schweizer Journalisten mit den Worten «Sali zäme» begrüsste, anschliessend Schär erblickte und ein «Ciao 'Börni'» hinterher schob.



Schär hatte Federers Karriere von Anfang an begleitet – wie übrigens auch jene von Martina Hingis – und sich diesen Sonderstatus nicht nur erarbeitet, sondern auch verdient. Ehre, wem Ehre gebührt. Aber Schär selbst bildete sich deswegen nie etwas ein.

Nach 33 Jahren ist Schluss

Nun geht «Börni» also Ende Monat nach 33 Jahren mit dem Mikrophon in der Hand in Pension und seine unverkennbare Stimme verschwindet vom Sender. Gute Nachrichten für den Schweizer Sport und die Schweizer Medienlandschaft sind das nicht.

Letztmals in einem Radio-Dienst wird die Kultfigur am 30. April Vormittags auf SRF 3 zu hören sein. Das wird nicht nur für ihn eine emotionale Angelegenheit, sondern auch für viele Hörer. Ciao «Börni», geniess deinen Feierabend!



Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.