Ernst Beyeler 2004, in seiner Fondation.
Bundesrätin Ruth Dreifuss (Mitte) eröffnete am 18. Oktober 1997 zusammen mit dem Architekten Renzo Piano (links) das Museum von Ernst (Mitte) und Hildy Beyeler in Riehen.
Das erfolgreichste Kunstmuseum der Schweiz wird 25 Jahre alt - Gallery
Ernst Beyeler 2004, in seiner Fondation.
Bundesrätin Ruth Dreifuss (Mitte) eröffnete am 18. Oktober 1997 zusammen mit dem Architekten Renzo Piano (links) das Museum von Ernst (Mitte) und Hildy Beyeler in Riehen.
Die Fondation Beyeler wird am 18. Oktober 25 Jahre alt. Das vom Kunstsammlerpaar Ernst und Hildy Beyeler gestiftete Museum hat sich trotz einer durchzogenen Vorgeschichte zu einem der weltweit führenden Kunsttempel der Moderne entwickelt.
Es ist das erfolgreichste Kunstmuseum der Schweiz: Bis zu 490'000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr zählte das Haus in Riehen bei Basel in der vergangenen Dekade. Selbst im Coronajahr 2020 kamen über 290'000 Kunstbegeisterte.
Anziehungspunkt ist die mit Meisterwerken der Klassischen Moderne, des Impressionismus, der abstrakten US-amerikanischen Kunst und mehr und mehr auch Gegenwartskunstwerken reich bestückte Sammlung. Für regen Zulauf sorgen aber vor allem populäre Sonderausstellungen wie zuletzt die gefeierte Mondrian-Schau. Und es ist der gediegen in einem Park eingebettete Museumsbau von Renzo Piano, der den guten Ruf der Fondation mitverantwortet.
Wenn heute überall von einem Glücksfall die Rede ist, so erstaunt es, dass die Vorgeschichte des Museums ziemlich durchzogen war. Das betraf nicht die Sammlung, die der Kunsthändler Ernst Beyeler (1921-2010) und seine Ehefrau Hildy (1922-2008) zusammentrugen, sondern die Pläne, diese für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Idee des eigenen Museums in Riehen, dem Wohnort des Sammlerpaars, entwickelte sich erst mit der Zeit. Zum ersten Mal wurde die Sammlung, die 1982 in eine Stiftung überführt worden war, 1989 im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid gezeigt. Madrid hätte die Sammlung nur zu gerne behalten – so gerne, dass man sich in Basel Sorgen zu machen begann, sie könnte tatsächlich wegziehen.
Volksabstimmung gab grünes Licht
Es entstand die Idee, die Sammlung im Basler Kunstmuseum unterzubringen. Doch daraus wurde nichts, unter anderem deshalb nicht, weil die Sammlungswerke ozeanischer und afrikanischer Herkunft ins Museum der Kulturen hätten abgeschoben werden sollen.
So gedieh die Idee, in Riehen ein eigenes Museum zu bauen. Mit dem Berowergut wurde auch ein Ort gefunden – nur dass dieser nicht ganz frei war. Im Wege standen, lagen, hockten über tausend Katzen – Exponate eines Katzenmuseums.
Die Museumsgründerin wollte nicht weichen. Und mit ihr bildete sich eine Opposition heran, die sich davor fürchtete, dass das neue Museum allzu viel Unruhe in die Schlafgemeinde bringen könnte. Gegen den Beschluss des Einwohnerrats, das Bauland und noch etwas Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen, wurde das Referendum ergriffen. Es kamen rund 1100 Unterschriften zusammen – mehr als doppelt so viele wie nötig.
Die Volksabstimmung wurde schliesslich aber zur demokratischen Anerkennung der Pläne der Museumsstifter: Bei einer Stimmbeteiligung von 67,4 Prozent legten 60 Prozent der Stimmberechtigten ein Ja in die Urnen.
Das Katzenmuseum wurde geräumt, das neue Museum gebaut und das Publikum kam sogleich in Scharen. Auch die Sammlung wuchs stetig an. Nach und nach kamen, oftmals angestossen durch Sonderausstellungen, Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler dazu. «Uns geht es darum, die Sammlung im Sinne und Geiste der Museumsgründer weiterzuführen», sagt Fondation-Direktor Sam Keller.
Sammlung wuchs auf 400 Werke an
In der neuen Sammlungspräsentation zum Museumsgeburtstag wird beispielsweise «Poltergeist» von Rachel Whiteread zum ersten Mal gezeigt. In die Picasso-Sammlung integriert sind auch Dauerleihgaben aus der «Anthax Collection» des Kunstsammlers Erich Marx zu sehen. Dieser hat die Picassos aus seiner Sammlung in der Fondation Beyeler parkiert.
Das tat auch Rudolf Staechelin, dessen Gemäldesammlung im Kunstmuseum Basel nach dem Verkauf des Gauguin-Gemäldes «Nafea» für kolportierte 300 Millionen Franken nicht mehr willkommen war. Auch die Daros Collection des Zürcher Unternehmers Stephan Schmidheiny entschloss sich zu einer engen Zusammenarbeit mit der Fondation Beyeler.
Kein Wunder, dass da das Museumsgebäude aus allen Nähten platzt – zumal auch die Sammlung seit der Museumsgründung von rund 160 auf gut 400 Werke angewachsen ist. 2015 gab das Museum die Pläne für einen Erweiterungsbau bekannt. Die Wahl fiel auf ein Projekt des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Im Mai fand im benachbarten Iselin-Weber-Park der Spatenstich für die drei Erweiterungsbauten statt. 2025 sollen sie eröffnet werden.
Figuren von Duane Hanson zu Gast
Die Idee, den Park als Bauland auszuwählen kam von einem in den USA lebenden Berner: dem Kunstmäzenen Hansjörg Wyss. Er ist Präsident der Beyeler-Stiftung und lässt für dieses Engagement auch einiges springen. So stellten er und sein Stiftungsratskollege Schmidheiny einen Grossteil der Gelder für den Erweiterungsbau zur Verfügung.
Die finanzielle Unterstützung beinhaltet übrigens nicht nur den Bau, sondern auch die Betriebskosten für die ersten zehn Jahre.
Am eigentlichen Geburtstag, dem 18. Oktober, ist zumindest keine öffentliche Feier geplant. Am 30. Oktober wird die Fondation aber ihre Sammlungspräsentation zum Jubiläum vorstellen. Als Special Guest mit dabei sein werden ein paar der berühmten hyperrealistischen Menschenbildnisse des US-Künstlers Duane Hanson. Es sind dies lebensechte Kunststoffskulpturen von ganz normalen Menschen von der Strasse.
Dies hat nicht zuletzt einen Symbolwert für das Ansinnen des Museumsgründers Ernst Beyeler, der mit seinem Tempel für die Kunst alle Menschen ansprechen wollte.
dosp, sda