Kolumne am Mittag Deine Sturheit ist ein Segen, Courteney Cox

Von Gil Bieler

19.7.2021

Courteney Cox und David Arquette als Dewey Riley und Gale Weathers-Riley in «Scream 4». 
Courteney Cox und David Arquette als Dewey Riley und Gale Weathers-Riley in «Scream 4». 
Bild: AP Photo/Dimension Films-The Weinstein Company, Gemma La Mana

Berühmt und finanziell sorgenfrei wurde Courteney Cox mit «Friends». Doch es gibt noch eine andere Rolle, die sich durch die Karriere der Schauspielerin zieht. Warum bleibt sie dem Horror-Genre eigentlich treu?

Von Gil Bieler

19.7.2021

Sie wollte endlich einmal ein Miststück spielen. Mit dieser Motivation bewarb sich Courteney Cox Mitte der Neunzigerjahre um eine Rolle im Horrorfilm «Scream». Zu diesem Zeitpunkt hatte sie als Monica Geller in der Hit-Sitcom «Friends» zwar schon einiges an Berühmtheit (und Cash) erlangt, das damit verbundene Image war ihr aber zu brav. Ein Film um einen maskierten, messerschwingenden Killer kam da gerade recht.

Bekanntlich klappte es mit dem Castingwunsch – und heute, 25 Jahre später, ist Cox immer noch an Bord der «Scream»-Reihe.

Sie wird in der neuesten Fortsetzung, die 2022 in die Kinos kommt, erneut zu sehen sein. Die Dreharbeiten wurden vor Kurzem abgewickelt, wie die Macher  bekannt gaben. Und Cox schwärmt: «Es ist hip, es ist gruselig, es ist einfach ein neues ‹Scream›. Ich glaube, es wird fantastisch.»

Wieso tut sie sich das an?

Wenn eine gestandene Schauspielerin in Teil 5 einer Horrorreihe mitspielt, dann nennt man das wohl Hingabe. Denn jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung vom Horrorgenre hat, dürfte wissen: Bei Teil 5 kommt selten etwas Gutes heraus.

Schliesslich muss die Story ja immer weiter und weiter gesponnen werden, was oft lachhaft wird. Chucky die Mörderpuppe zum Beispiel hat in Teil 5 eine Puppen-Braut und einen Puppen-Sohnemann, der sich gegen eine Karriere als Mörderpuppe entscheidet. Nur so als Beispiel.

Cox blieben solche Peinlichkeiten bisher erspart, mit Ausnahme einer legendär schrecklichen Frisur in «Scream 3». Über den Pony des Grauens machte sich die 57-Jährige nun am Set des neuesten Films sogar selber lustig: Der Ghostface-Killer hat noch nie grösseres Leid angerichtet als mit der Coiffeur-Schere!

Dem Prestige wird Cox mit ihrem neuesten Projekt also definitiv nicht hinterherrennen. Und finanziell dürfte das kürzlich ausgestrahlte «Friends»-Reunion-Special ohnehin weit mehr einschenken, als es ein Horrorfilm je kann. Kommt hinzu, dass sie am Set dauernd ihrem Ex, David Arquette, begegnet ist, der ebenfalls fix zum Cast gehört. Die beiden sind in den Filmen sogar als Liebespaar zu sehen. Es gibt bestimmt Angenehmeres.

Wieso bleibt sie der Reihe also treu? Es muss eine Herzensangelegenheit sein.

Beharrlich bis zur Sturheit

Cox musste damals hart für die Rolle kämpfen. Die Macher des ersten «Scream»-Films glaubten nämlich schlicht nicht, dass sie die sensationsgeile Reporterin Gale Weathers glaubhaft rüberbringen kann. Cox wollte ein Nein nicht akzeptieren, blieb dran und bekam am Schluss auch den Zuschlag. Das nennt man wohl Beharrlichkeit. Oder auch Sturheit, je nach Blickwinkel.

Eine Eigenschaft, die übrigens beide ihrer Paraderollen auszeichnet: Sowohl Monica in «Friends» als auch Gale in «Scream» sind dickköpfig, rechthaberisch – und handeln ohne Skrupel, um ein Ziel zu erreichen.

Courteney Cox bei einer Filmpremiere 2012 in Beverly Hills. 
Courteney Cox bei einer Filmpremiere 2012 in Beverly Hills. 
Bild: Getty Images

Vielleicht steckt ein bisschen davon ja auch in der Schauspielerin selbst. «A deal is a deal», hatte Cox schon auf ihrem Ehering eingraviert. Keine halben Sachen also. Die Ehe hielt dann doch nicht.

Dass dafür ihre Reporterinnen-Figur gleich vier Filme überleben würde, in denen ein blutrünstiger Killer sein Unwesen treibt, damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Eine Seltenheit in Horrorstreifen – und mit ein Grund für das langjährige Engagement der Schauspielerin. 

Der Hauptgrund bleibt aber ihre Hingabe über all die Jahre, und dafür gebührt Courteney Cox an dieser Stelle ein Dankeschön von einem Horrorfan: Jennifer Aniston mag die kommerziell erfolgreicheren Filme und die ikonischere Frisur («The Rachel») gelandet haben, aber du bist mein liebster «Friend» von dazumal, Courteney.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.