Happy BirthdayEine Ikone: Clint Eastwood wird 90 – und macht weiter
Barbara Munker, dpa
31.5.2020
Auch mit 90 ist für Clint Eastwood noch lange nicht Feierabend. Zumindest als Regisseur will der Hollywoodstar weiterdrehen. Was das runde Jubiläum betrifft, ist der Oscar-Preisträger wortkarg.
Auf seinen 90. Geburtstag angesprochen, wehrt Clint Eastwood im US-Fernsehen mit wenigen Worten ab. «Ich denke nicht darüber nach», druckste der Oscar-Preisträger in der Talkshow von Ellen DeGeneres im vorigen Dezember herum.
Eigentlich wollte er den Termin gar nicht verraten. Am 31. Mai (Sonntag) steht nun das runde Jubiläum an, das der Hollywoodstar nach den Worten seiner zweitältesten Tochter Alison (48) am liebsten vergessen möchte. «Er hasst seinen Geburtstag», erzählte die Schauspielerin im vorigen Oktober der US-Zeitschrift «Closer». Er wolle nur arbeiten, sein Leben geniessen, aber nicht feiern. Eine Anfrage der dpa bei Eastwoods Sprecherteam, wie der Star den Tag begehen werde, blieb ohne Antwort.
DeGeneres konnte Eastwood im Interview doch noch einen Kommentar zum Alter entlocken. Als kleiner Junge habe er mit seinem über 90 Jahre alten Grossvater viel Zeit verbracht und dabei gedacht, ‹Jesus, wer zum Teufel möchte so lange leben›, witzelte der ergraute Leinwandstar. Doch in erster Linie wollte Eastwood bei dem Fernsehauftritt über die Arbeit sprechen, sein 38. Regiewerk «Der Fall Richard Jewell».
In dem Tatsachendrama schildert er die Geschichte des US-Wachmanns Richard Jewell beim Bombenattentat bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, der anfangs als Held gefeiert, dann aber von Polizei und Presse als möglicher Verdächtiger gebrandmarkt wurde. Für ihre Nebenrolle als Jewells verzweifelte Mutter war Kathy Bates im Februar für einen Oscar nominiert.
Vom Ruhestand will Eastwood nichts wissen. Er schätze es, mit Filmarbeit Geld zu verdienen, erzählte er im Januar in der britischen Show «This Morning». Um möglichst lange im Geschäft zu sein, habe er neben der Schauspielerei auch mit Regie angefangen. «Ich dachte, eines Tages schaue ich auf die Leinwand und sage ‹Das ist genug Eastwood, mach besser etwas anderes›.» So sei er Regisseur geworden.
Doch auch als End-Achtziger machte er auf der Leinwand noch eine gute Figur. In dem Drogenthriller «The Mule» (2019) spielte er die Hauptrolle eines greisen Drogenkuriers, von der wahren Geschichte eines alten US-Schmugglers inspiriert, der in seinem Truck für ein mexikanisches Kartell Kokain über die Grenze transportierte.
Der Sohn eines Stahlarbeiters aus San Francisco steht seit über 60 Jahren vor der Kamera. Seine beispiellose Karriere begann 1959 als Cowboy in der Westernserie «Rawhide». Dann machte er als unbarmherziger Rächer in Sergio Leones Italo-Western «Für eine Handvoll Dollar», «Für ein paar Dollar mehr» und «Zwei glorreiche Halunken» und als knallharter Polizist («Dirty Harry») Furore.
Nach zig Action-Rollen, meist als wortkarger Held, zeigte Eastwood in den 90er-Jahren als Darsteller und Regisseur eine einfühlsame und komplexere Seite. In der melancholischen Romanze «Die Brücken am Fluss» war er der Liebhaber einer einsamen Ehefrau, gespielt von Meryl Streep. Eastwood hatte den Film auch produziert und Regie geführt.
Mit dem Westernepos «Erbarmungslos» (1993) und dem Box- und Sterbehilfedrama «Million Dollar Baby» (2005) kam er in Hollywood mit über 60 Jahren schliesslich zu höchsten Ehren. Seine vier Oscars gewann er als Produzent und Regisseur mit diesen beiden Werken.
Eastwood produziert schnell und preiswert. «Million Dollar Baby» drehte er in 37 Tagen mit einem Budget von nur 30 Millionen Dollar. «Ich habe Glück, dass ich noch arbeiten kann», bedankte sich das Multitalent in der Oscar-Nacht 2005 für seinen doppelten Sieg. Fast jedes Jahr stellte er seither ein neues Regiewerk vor, darunter die Kriegsdramen «Letters From Iwo Jima» und «Flags of our Fathers», den Polit-Film «Invictus – Unbezwungen», das Scharfschützendrama «American Sniper» oder «Sully» mit Tom Hanks als Pilot Chesley Sullenberger, dem 2009 eine spektakuläre Notwasserung gelang.
In Hollywood geniesst der Alt-Star längst Kultstatus. Als Arnold Schwarzenegger im vorigen Dezember auf Instagram ein gemeinsames Foto auf Skiern vor schneebedeckten Bergen postete, gab es prompt Beifall. US-Kollege Jim Belushi kommentierte das Bild schlicht mit: «Ikonen». Schauspieler Rob Lowe meinte: «Mount-Rushmore-Level» – und erinnerte damit an das berühmte Denkmal mit den Porträtköpfen von vier US-Präsidenten.
Doch Eastwood ist im liberalen Hollywood zugleich Aussenseiter. Auf politische Korrektheit legt der Ex-Bürgermeister des kalifornischen Ortes Carmel keinen Wert. Einerseits setzt er sich für liberale Anliegen wie die Homo-Ehe ein, andererseits unterstützt er im Wahlkampf traditionell die Republikaner, 2016 auch Donald Trump.
Er empfinde die Wahl als «schwierig», würde sich aber gegen Trumps demokratische Konkurrentin Hillary Clinton entscheiden, sagte Eastwood damals im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vor vier Jahren dem Männermagazin «Esquire». In diesem Februar übte Eastwood im Interview mit dem «Wall Street Journal» aber öffentlich Kritik an Trump. Die Innenpolitik sei «zankhaft» geworden. Er wünschte sich, Trump würde sich manierlicher benehmen, «ohne zu twittern und Leute zu beschimpfen», sagte Eastwood – und lobte den Multimilliardär Michael Bloomberg, der zu diesem Zeitpunkt noch für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten im Rennen war, inzwischen aber ausgestiegen ist.
Der zweifach geschiedene Eastwood ist Vater von acht Kindern mit sechs Partnerinnen. Seine zweite Ehe mit der Nachrichtensprecherin Dina wurde 2014 geschieden. Als Eastwood 2018 die Premiere seines Films «The Mule» feierte, brachte er unter anderem seine Söhne Scott und Kyle, Tochter Alison, Ex-Frau Maggie Johnson, eine Enkeltochter und Freundin Christina Sandera zu dem Empfang in Los Angeles mit.
Vom eigenen Nachwuchs bekommt der Promi-Vater längst Konkurrenz. Eastwoods jüngster Sohn Scott (34) spielte zuletzt in Filmen wie «Fast & Furious 8» und «Pacific Rim: Uprising» mit. In der Romanze «Kein Ort ohne dich» (2015) trat er mit Holzfällerhemd und Cowboyhut auf, seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
Willis, Stallone und Eastwood: Auch im hohen Alter sind sie feste Bestandteile des Hollywoods des 21. Jahrhunderts.
Bild: Balboa/Matten/Universal
Der erste von vielen «Rambo»-Filmen: Sylvester Stallone als Vietnamveteran John Rambo in «Rambo: First Blood» (1982)
Bild: Elcajo Productions
Mitunter gegen Mr. T prügelt sich Stallone in der «Rocky»-Reihe. Hier in «Rocky 3 – Auge des Tigers» (1982).
Bild: Chartoff-Winkler Productions
Bei den «Expendables» (2010) darf Stallone natürlich nicht fehlen. Der Film strotzt vor Altmeistern.
Bild: Millenium Films
Wiederum Rocky Balboa, doch diesmal als Trainer von Michael B. Jordans Charakter, Adonis Creed, im Film «Creed» aus 2015.
Bild: Warner Bros.
In «Rambo 5: Last Blood» (2019) mimt Stallone voraussichtlich zum letzten Mal den Kriegsveteranen.
Bild: Balboa Productions
Der erste «Die Hard»-Film kam 1988 in die Kinos. Nun will Bruce Willis abermals John McClane mimen.
Bild: Twentieth Century Fox
In «Armageddon» von 1998 spielte Willis die Hauptrolle neben vielen bekannten Namen: Owen Wilson, Ben Affleck und Michael Clarke Duncan (v.r.n.l.), um nur ein paar zu nennen.
Bild: Touchstone Pictures
«RED» (2013) folgte ebenfalls abgehalterten Spionen und Agenten: Willis bekommt es hier mit Byung-Hun Lee zu tun.
Bild: Summit Entertainment
Auch 2019 durften Kinobesucher Bruce Willis bestaunen: In der Fortsetzung zu «Unbreakable» mit Namen «Glass» spielt er auch wieder mit – hier neben Regisseur M. Night Shyamalan.
Bild: Universal Pictures
Die Legende in Kinderschuhen: Clint Eastwood in «Two Mules for Sister Sara» (1970).
Bild: The Malpaso Company
2008 brilliert Eastwood in «Gran Torino».
Bild: Matten Productions
Und erst letztes Jahr verkörpert er die selbstgeschriebene Geschichte «The Mule».
Bild: Warner Bros.
1959 schon in Filmen unterwegs: Robert Redford in «The Twilight Zone».
Bild: Cayuga Productions
Der Schönling bleibt gern gesehen, auch in «The Candidate» von 1972.
Bild: Redford-Ritchie Productions
Letztes Jahr gab er seinen Abschied: «The Old Man & the Gun» war nach eigenen Angaben sein letzter Kinofilm.
Bild: Endgame Entertainment
Al Pacinos bekannteste Rolle überhaupt: Tony Montana in «Scarface» aus 1983.
Bild: Universal Pictures
Quentin Tarantino hatte ihn ausserdem für «Once Upon a Time in Hollywood» (2019) engagiert.
Bild: Heyday Films
Im Scorsese-Klassiker «Taxi Driver» (1976) mimt Robert De Niro einen sozialen Aussenseiter namens Travis Bickle.
Bild: Columbia Pictures
Und in «Joker» (2019) bekommt er es mit einem Aussenseiter zu tun.
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