Hollywood: Zeitachsen Gefangen in der Wiederholungsschleife

dpa/che

30.3.2020

Spielten mit der Zeit: Marty Mc Fly (Michael J. Fox) und der verrückte Professor Dr. Emmett Brown (Christopher Lloyd) im Kultfilm «Back to the Future» 1985.
Spielten mit der Zeit: Marty Mc Fly (Michael J. Fox) und der verrückte Professor Dr. Emmett Brown (Christopher Lloyd) im Kultfilm «Back to the Future» 1985.
Universal Pictures

Wo ist bloss die Zeit geblieben? Am Wochenende haben wir sogar eine Stunde verloren. Auch Hollywood spielt gerne mit der Idee von verschobenen Zeitachsen. Immerhin: Im Film kann das helfen, die Welt zu retten oder die grosse Liebe zu gewinnen.

Bei der derzeitigen Abschottung in den eigenen vier Wänden kann man schon mal das Gefühl für Zeit verlieren. Ist man nicht gerade erst aufgestanden? Warum ist dann schon wieder Abend? Und ist heute eigentlich Freitag oder bereits Samstag?

An diesem Wochenende kommt eine weitere Herausforderung dazu: In der Nacht zum Sonntag wurden wieder die Uhren umgestellt, wir verlieren eine Stunde – möglicherweise bringt das bei einigen von uns die innere Uhr noch weiter durcheinander.

Auch in Hollywood-Filmen haben sich zahlreiche Heldinnen und Helden schon in durcheinandergewirbelten Zeitreihen und -schleifen wiedergefunden. Immerhin ist die Idee, eine Situation oder einen Tag immer und immer wieder zu erleben, durchaus reizvoll. Für Actionfilme genauso wie für Romanzen.

Zu den grossen Klassikern des Zeit-Genres gehört die Science-Fiction-Reihe «Zurück in die Zukunft»: Der visionäre Tüftler Emmett «Doc» Brown entwickelt eine Maschine, mit der er und der junge Marty McFly durch die Jahre reisen können. Doch was als Abenteuer beginnt, entpuppt sich schon bald als Risiko.

Denn was ist, wenn sich die eigenen Eltern in der Vergangenheit gar nicht ineinander verlieben? Oder wenn man plötzlich im Wilden Westen landet? Auch 35 Jahre nach dem ersten «Zurück in die Zukunft»-Film mit Michael J. Fox und Christopher Lloyd haben die drei Werke nichts an ihrer Unterhaltsamkeit verloren. Wie Regisseur Robert Zemeckis wendungsreich die vielen schrägen Verwicklungen durch die Zeitreisen ausspielt, ist immer noch so unterhaltsam wie komisch.

Überhaupt sind Zeit-Verschiebungen ein ideales Thema für Komödien. Bestes Beispiel dafür ist «Und täglich grüsst das Murmeltier» von 1993. Bill Murray erlebt darin den Albtraum schlechthin: Als Wetteransager Phil Connors wacht er jeden Morgen auf – und erlebt ein und denselben Tag immer wieder neu.

Doch das Erlebte geht nicht spurlos an ihm vorbei. Der arrogante und zynische Phil merkt, dass er den Verlauf des Tages beeinflussen kann, und kämpft schliesslich um die Liebe zu seiner Kollegin Rita (Andie MacDowell). Die Zeitschleife verändert Phil so, dass er sein Leben grundlegend ändert.

Die Zeit zurückdrehen und die Vergangenheit so neu ordnen, dass die Gegenwart davon profitiert – auf diese Idee setzen auch zahlreiche Actionwerke und Dramen. David Bowies Sohn Duncan Jones etwa erzählt in «Source Code» von dem Armeeangehörigen Colter Stevens (Jake Gyllenhaal), der wiederholt die letzten acht Minuten in einem Zug erlebt und in dieser Zeit versuchen muss, den Attentäter ausfindig zu machen.

Auch Tom Cruise findet sich in «Edge of Tomorrow» in einer Zeitschleife wieder. Als Major William «Bill» Cage stirbt er im Kampf der Menschen gegen Aliens mehrmals und wacht jedes Mal 24 Stunden vor dem Vorfall auf. Cages Ziel: Seine Fähigkeiten so nutzen, dass die Menschen die Schlacht gegen die Ausserirdischen gewinnen können.

Manchmal muss aber gar nicht die ganze Welt gerettet werden. Manchmal kann es schon helfen, wenn man sein eigenes Leben dank wundersamer Zeitverschiebungen in die richtigen Bahnen lenken kann.

So lässt Woody Allen in seinem Oscar-prämierten «Midnight in Paris» das Paris der 1920er Jahre wieder aufleben: Bei einem Besuch in der französischen Hauptstadt landet der Drehbuchautor Gil Pender (Owen Wilson) in der Vergangenheit und trifft auf diese charmante Weise seine Vorbilder wie Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald.

Romantisch geht es auch in «Alles eine Frage der Zeit» mit Rachel McAdams und Margot Robbie zu, wo der 21-jährige Tim von seinem Vater erfährt, dass er in die Vergangenheit reisen kann. Was für eine grossartige Möglichkeit, um die grosse Liebe seines Lebens zu finden! Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht, stattdessen wird es teilweise ziemlich turbulent.

Einen der wohl originellsten und anrührendsten Filme über die Verschiebung von Zeit hat allerdings Sofia Coppola geschaffen. In «Lost in Translation – Zwischen den Welten» lernen sich die US-Amerikaner Bob Harris (Bill Murray) und Charlotte (Scarlett Johansson) in Tokio kennen, wo beide wegen des Jetlags nachts nicht schlafen können.

Einfühlsam porträtiert Coppola die Annäherung dieser zwei einsamen Seelen und fängt auf einzigartige Weise das Gefühl von Verlorenheit ein. Dieses mit einem Oscar ausgezeichnete Drama ist dabei aber nicht nur melancholisch. Es zeigt zugleich eine Chance auf: Manchmal hilft eine Ausnahmesituation, sein Leben neu zu ordnen.

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