Zweite «Arena» «Hardliner tragen zum Thema Rassismus nichts bei»

Von Carlotta Henggeler und Anna Kappeler

19.6.2020

Fatima Moumouni hofft, dass sie in der zweiten «Arena» nun «endlich über Rassismus reden kann, gerne aus verschiedenen Perspektiven».
Fatima Moumouni hofft, dass sie in der zweiten «Arena» nun «endlich über Rassismus reden kann, gerne aus verschiedenen Perspektiven».
Bild: zVg/Yves Bachmann

Die preisgekrönte Slam-Poetin Fatima Moumouni sitzt heute Abend in der zweiten «Arena» zu Rassismus. Warum sie nach dem Debakel der ersten Folge überhaupt teilnimmt. Und warum die Schweiz mit der Rassismus-Frage einige Jahre zu spät ist.

Fatima Moumouni, in der ersten «Arena» wurde kritisiert, dass zu wenige und die falschen schwarzen Repräsentanten zu Wort gekommen seien. Einverstanden?

Nein, nicht ganz. Mein grösstes Problem ist die Selbstverständlichkeit, mit der Hardliner in die Sendung eingeladen wurden, die nichts zum Thema beigetragen haben. Das finde ich demokratisch schwierig. Deshalb habe ich im Vorfeld abgesagt. Und der «Arena»-Redaktion und Sandro Brotz gesagt, dass ich das schwierig finde. Wie auch einige andere, die abgesagt haben. Ich habe keinen guten Ausgang der Diskussion gesehen. Ich wollte über Rassismus reden und fand, dass es in diesem Rahmen nicht möglich ist.

Was ist Ihre Hoffnung für die Sendung heute Abend?

Dass wir endlich über Rassismus reden können, gerne aus verschiedenen Perspektiven. Mit dem Selbstverständnis, dass es Rassismus in der Schweiz gibt – und wir mal einen Schritt weitergehen können. Sich nur schon die Frage zu stellen, ob es Rassismus in der Schweiz gibt – ist überholt. Wir sind mit dieser Fragestellung auch einige Jahre zu spät.

Zur Person

Fatima Moumouni wurde 1992 geboren. Seit neun Jahren ist sie mit Spoken-Word-Stücken auf verschiedensten Bühnen im deutschsprachigen Raum unterwegs. Sie ist zudem Moderatorin. Auch gibt sie Rassismus-Sensibilisierungs-Workshops mit einem Fokus auf Sprache. Die Wahlzürcherin gewann 2012 die bayerischen Meisterschaften im Poetry-Slam in der Kategorie U20.

Wieso geben Sie der «Arena» nun doch den Gefallen einer zweiten Chance

Ich mache nicht der «Arena» einen Gefallen, sondern sehe jetzt die Möglichkeit, wirklich über das Thema reden zu können. Obschon ich nicht das Gefühl habe, mir selbst damit einen Gefallen zu tun – aber eben, mir geht es ums Thema.

Haben Sie keine Sorge vor einem zweiten Debakel?

Doch, habe ich. Die «Arena»-Redaktion, welche sich für die Sendung mit dem Thema auseinandergesetzt hat, ist ja noch die gleiche. Die Defizite, die man in der letzten Sendung gesehen hat, sind nicht in einer Woche aufholbar. Trotzdem freue ich mich auf die neue Chance, über Rassismus reden zu können. Und hoffe sehr, wir bleiben auch beim Thema.

Viele Leute – uns Journalistinnen eingeschlossen – wissen nicht mehr, was gesagt werden darf, und was nicht. Was antworten Sie darauf?

Das ist auch etwas Positives. Es bietet den Raum, nochmals einen Schritt zurückzutreten, zu reflektieren, was bei uns als normal gilt oder was unhinterfragte Sprach-Traditionen sind. Die Verunsicherung kommt auch daher, dass in den entscheidenden Positionen Leute sitzen, die Angst vor einem Shitstorm haben und das aber nicht kompetent einordnen können. Das ist das Ergebnis von jahrelanger Ignoranz diesen Themen gegenüber. Das muss jetzt aufgeholt werden.

Wie Ignoranz begegnen?

Informiert Euch, reflektiert. Es ist kein einfacher Prozess, aber ein notwendiger.

Als Slam-Poetin sind Sie im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs. Ist Rassismus Ihnen da schon begegnet?

Ja natürlich. Ich habe aber keine Lust mehr, ständig von meinen persönlichen Rassismuserfahrungen zu erzählen. Nur so viel: Rassismus ist ein System, das in allen möglichen Lebenssituationen eine Rolle spielt und auf unterschiedlichen Ebenen wirkt. Es geht nicht um einzelne Übergriffe, sondern darum, dass diese System haben.

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