«Back to the Future» Kokain, Frauen, Politik – Hollywood entdeckt Autobauer DeLorean

Von Lukas Rüttimann

29.6.2019

Den DMC-12 aus «Back tot he Future» kennt jeder. Jetzt hat Hollywood auch den Schöpfer dieses Kultautos ins Visier genommen. Mehrere Bio-Pics über den Autobauer, Drogenschmuggler und Frauenhelden John DeLorean sind demnächst zu sehen.

Legendäre Filmautos gibt es so manche. James Bonds Aston Martin DB5, der Mini Cooper aus «The Italian Job», der Ecto-1 aus «Ghostbusters» oder Steve McQueens Ford Mustang GT aus «Bullitt» – sie alle sind Kinogeschichte und haben ihren dazugehörigen Filmen nicht selten die Show geklaut. Das kultigste Filmauto aller Zeiten ist und bleibt jedoch der DeLorean DMC-12, mit dem Michael J. Fox in «Back tot he Future» durch Raum und Zeit düste.

1985 kam der Film ins Kino und wurde zum Welterfolg. Es wäre die perfekte Marketingkampagne für den eleganten Flügeltürer gewesen.

Bloss gab es den Hersteller zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Die DeLorean Motor Company war aufgelöst, und der Schöpfer des DMC-12, John De Lorean, als Blender und Drogenschmuggler diskreditiert. Dass das Auto technische Probleme hatte, die Autoindustrie zu Beginn der Achtziger in der Krise steckte und DeLorean auf der schwarzen Liste sowohl von Margareth Thatcher wie auch Ronald Reagan gestanden haben soll, half freilich auch nicht.

Perfekter Stoff aus Hollywood

Tatsächlich bietet das Leben des Autobauers genau jenen Stoff, den Hollywood für ein gutes Biopic braucht. Das hat man nicht erst jetzt gemerkt.

Bereits Anfang der 80er Jahre gab es einen ersten Versuch, DeLoreans Leben zu verfilmen («DeLorean», 1981), und «Trainspotting»-Regisseur Danny Boyle drehte 1989 ein TV-Movie basierend auf der Biographie «The DeLorean Tapes».

Doch erst seit John DeLoreans Tod im Jahr 2005 kam die Welle so richtig ins Rollen. Mehrere Projekte wurden angerissen, versandeten aber nicht zuletzt deshalb, weil der Autobauer zwar als charismatisch und extravagant, gleichzeitig aber auch als sehr verschlossen und rätselhaft galt.

Nun aber kommt DeLorean doch noch zu postumen Ehren. In den USA ist kürzlich das fiktionale Doku-Drama «Framing John DeLorean» angelaufen, in dem Alec Baldwin seine Verwandlungskünste für einmal nicht für Donald Trump (wie in «Saturday Night Life»), sondern für den verstorbenen Autobauer einsetzt – notabene aber mit dem gleichen Makeup-Team.

Im Film treten aber auch DeLoreans erwachsene Kinder Zachary und Kathlyn auf und erzählen in den nicht-fiktionalen Teilen vom spektakulären Leben mit ihrem Vater. Glaubt man den Kritikern, ist dieser Film-Hybrid aus Fiktion und Realität durchaus gelungen: «sehr packend, sehr schockierend, sehr traurig – aber immer sehr unterhaltsam», urteilte etwa die US-Kritikerin Anne Brodie über den Film.

100 Kilogramm Kokain

«Framing John DeLorean» dürfte es hierzulande nicht in die Kinos schaffen, aber Ende Juli als digitaler Download erhältlich sein. Chancen auf einen Kinorelease hat dagegen der bereits am Venice Film Festival präsentierte «Driven», in dem «Guardians of the Galaxy»-Star Lee Pace den berühmten Autobauer spielt.

Der Film des Briten Nick Hamm konzentriert sich auf jene Jahre, als DeLorean mit dem Rücken zur Wand stand. Nachdem der Designer in der US-Autoindustrie von Detroit zum Wunderkind aufgestiegen war und unter anderem für General Motors die legendären Pontiacs GTO und Firebird entwickelte, ging er ab 1973 eigene Wege. Diese führten letztlich zur DeLorean Motor Company mit dem legendären Zweisitzer DMC-12 als Prestigeobjekt.

Weil DeLorean die Produktion jedoch nach Nordirland auslagerte, wurde er zum Feindbild nicht nur der Autoindustrie in Detroit, sondern auch des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und der Premierministerin Margaret Thatcher, die ihn als einen Blender verachtete.

Verzögerungen, technische Probleme und eine Flaute in der Autoindustrie trieben den Bonvivant dann zu einem fatalen Fehlentscheid: In der Verzweiflung nahm DeLorean das Angebot eines vermeintlichen Freundes an, 100 Kilogramm Kokain in die USA zu schmuggeln. Der Mann entpuppte sich jedoch als CIA-Spitzel, DeLorean wurde 1982 verhaftet.

Zwar wurde die Anklage gegen den Autobauer 1984 fallen gelassen, weil die Verhaftung unter Verwendung von illegalen Hilfsmitteln durchgeführt worden war. Doch in einem Amerika, das sich mit Ronald Reagan dem «War on Drugs» verschrieben hatte, war DeLorean endgültig am Ende.

George Clooney als John DeLorean

Dieser steile Aufstieg mit dem anschliessenden tiefen Fall hat die Amerikaner immer schon fasziniert. Nicht umsonst wählte Regisseur Robert Zemeckis den DeLorean DMC-12 für seinen Film «Back tot he Future», obwohl der Erfinders des Autos zu dieser Zeit aus den negativen Schlagzeilen nicht herauskam.

Doch Hollywood hatte schon immer ein Flair für tragische Helden. Umso mehr, wenn sich einer auch noch gern mit schönen Frauen umgab wie der stets wie aus dem Ei gepellt auftretende John DeLorean.

Kein Zufall also, dass auch George Clooneys Filmfirma Smokehouse Picture im April dieses Jahres anbiss und als eines ihrer neuen Projekte ein grosses DeLorean-Biopic plant.

Als Regisseur und höchstwahrscheinlich auch als Hauptdarsteller dürfte George Clooney höchstpersönlich zu sehen sein. Mit dem Superstar an Bord wird der Hype um den legendären Autobauer zweifellos so schnell nicht abflauen. Denn bei allen berechtigten Komplimenten, die Alec Baldwin für seine realitätsnahe Verkörperung erhalten hat – George Clooney als ergrauten Autobauer, Womanizer und Drogenschmuggler John DeLorean, das möchte man doch nur zu gerne sehen.

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