Zweite Staffel «The Witcher» Yennefer ist froh, muss sie nicht mehr buckeln

Von Roland Meier und Fabian Tschamper

16.12.2021

Zum Start der zweiten Staffel von «The Witcher» haben wir mit den Hauptdarstellern Henry Cavill und Anya Chalotra gesprochen. Letztere ist froh, verkörpert sie nicht mehr die verwunschene gebückte Kreatur aus der ersten Staffel.

Von Roland Meier und Fabian Tschamper

Der grantige Geralt metzelt nicht nur Monster nieder und hält sich aus den Angelegenheiten der Menschen raus, plötzlich hat er die Verantwortung für Ciri.

Die zweite Staffel von «The Witcher» steht in den Startlöchern, neben einer Schweizer Beteiligung – Basil Eidenbenz spielt den Hexer Eskel – freuen sich die Hauptdarsteller Anya Chalotra und Henry Cavill auf die nächsten acht Folgen.

Für Cavill sei der Druck vor dem Release wie schon bei der ersten Staffel 100 Prozent, wie er im Interview sagt: «‹The Witcher› ist eine wichtige Entertainment-Marke. Nicht nur für viele Fans, sondern auch für mich. Deshalb habe ich mir die Rolle des Geralt auch erkämpft. Druck hat auf mich aber keinen negativen Einfluss. Ich arbeite immer hart, dass man den Dingen aus der Vorlage, die ich beeinflussen kann, gerecht wird.»



Auf die Handlung könne er allerdings nur wenig Einfluss nehmen: «Ich kann Geralt als Figur formen, beim Skript kann ich mich nur bei den Dialogen ein wenig einbringen. Für mich war wichtig, den Geralt aus den Büchern in die Show zu bringen.»

Ein Fan wird zum Hexer

Der 38-jährige Brite wurde als Erster für die Rolle des Hexers in Erwägung gezogen, gecastet hat Produzentin und Urheberin von «The Witcher», Lauren Schmidt, allerdings über 200 Kandidaten.

«Henry ist ein Riesenfan der ‹Witcher›-Computerspiele. Wie die Irren suchte seine Entourage den Kontakt, als bekannt wurde, dass aus den Games eine TV-Serie werden sollte. Netflix bat mich deshalb, mit Cavill zusammenzusitzen. Dabei hatte ich mich noch gar nicht mit der Figurenzeichnung befasst und musste ihm ehrlich gestehen, dass es noch nicht einmal ein Drehbuch gab», erzählt sie.

Die Schwierigkeit, für Netflix zu produzieren, liege zudem darin, dass der Streaming-Gigant ein globales Publikum zu unterhalten habe: «Es gibt mehrere lokale Produktionen – aus Indien, Italien, Spanien oder dem Nahen Osten, von denen ich in Los Angeles nie gehört habe. Netflix mischt überall mit. Es ist grossartig, dass die Welt heute nicht mehr nur Content aus dem englischsprachigen Raum registriert. Netflix versteht, dass in den Weltregionen unterschiedliche Geschmäcker bespielt werden. ‹The Witcher› musste in Märkten funktionieren, die nicht US-basiert sind.»

Schockiert über die Grösse der Fangemeinde

Worauf sie sich genau eingelassen hat, habe Anya Chalotra erst ob der Fanmasse an der San Diego Comic-Con realisiert. «Bei der ersten Staffel war für mich der Druck grösser, bei der zweiten war es mehr der alltägliche, als Schauspielerin», erzählt die 25-jährige Britin.

Ihre Rolle, die Hexe Yennefer, habe sie definitiv zugesprochen bekommen, als sie in einem Casting einen Apfel ausspuckte. «Ich weiss nicht warum, aber da hat es irgendwie Klick gemacht, sagt zumindest Lauren», sagt die Schauspielerin mit einem Schmunzeln.

In der ersten Staffel verbrachte sie geraume Zeit als bucklige Kreatur, bevor sie in eine schöne Hexe verwandelt wurde. Chalotra vermisst dieses aufwendige Make-up nicht: «Ich bin froh, dass dieser mental und körperlich doch anstrengende Teil meines Jobs vorbei ist. Es gehört dazu, meinen Körper für etwas einzusetzen, dem schlussendlich etwas Wahrhaftes innewohnt. Ich hoffe, dies ist mir gelungen.»

«Fantasy lebt von Details»

Die Buchvorlage stammt vom polnischen Autor Andrzej Sapkowski, der eine umfangreiche und komplexe Welt erschaffen hat. Um diese überzeugend auf den Bildschirm zu bringen, müssen einige Dinge vorher stimmen, erzählt Lauren Schmidt.

«Wir hatten Stammbäume und vor allem für Staffel eins komplizierte Zeitachsen, die sich über ganze Wandtafeln erstreckten. All dies muss man aber auch ignorieren können, um die bestmögliche Geschichte zu erzählen. Gute Fantasy ist immer detailreich. Aber wir mussten in acht Fernsehstunden auf den Punkt kommen. Da bleibt wenig Zeit fürs Magie-Regelwerk oder politische Ränkespiele. Das muss organisch wachsen.»

Durch die begrenzte Anzahl Folgen und die dichte Welt müsse die Handlung sorgfältig serviert werden: «Die Herausforderung besteht darin, wann man dieses Wissen den Zuschauer*innen auftischt. Man darf nie zu viel Fleisch am Knochen haben, aber auch nicht alles auf einmal auf den Teller plumpsen lassen. Es braucht immer ein Fundament, auf dem die erzählte Geschichte aufbauen kann», erklärt die 43-Jährige ihr Konzept.

Die zweite Staffel von «The Witcher» ist ab 17. Dezember auf Netflix abrufbar.