Neue TV-SerieNik Hartmann: «Wir haben ‹den Stock im Arsch› verloren»
Von Carlotta Henggeler
23.8.2019
Nik Hartmann «Reisen mitohne Hindernis»
Schiff ahoi: Nik Hartmann unterwegs mit sechs jungen Menschen mit Down Syndrom: Schiffahrt auf dem Brienzersee, auf dem Dampfschiff Lötschberg.
Bild: SRF
Und lächeln: Selfietermin im Bus.
Bild: SRF
Ausgelassene Stimmung auf dem Trampolin.
Bild: SRF
Und weil es so schön war, noch ein Selfie fürs Album.
Gruppenbild von Nik Hartmann und den sechs Protagonisten (v.l.): Claude Filmer, Andrea Schibli, Laura Züger, Lorena Bohren, Damian Bright, Nik Hartmann, Mike Häberli.
Bild: SRF
On the road.
Bild: SRF
Auf der Reise dabei: Mike Häberli, 19, aus Schleinikon ZH
Bild: SRF
... und Andrea Schibli, 30, aus Eglisau ZH
Bild: SRF
... mit Lorena Bohren, 19, aus Grindelwald BE und
Bild: SRF
Damian Bright, 28, aus Weesen SG
Bild: SRF
Auch bei «Reisen mitohne Hindernis» am Start: Claude Fillner, 25, aus Hasle-Rüegsau BE.
Bild: SRF
Laura Züger, 23, aus Altendorf SZ.
Bild: SRF
Nik Hartmann «Reisen mitohne Hindernis»
Schiff ahoi: Nik Hartmann unterwegs mit sechs jungen Menschen mit Down Syndrom: Schiffahrt auf dem Brienzersee, auf dem Dampfschiff Lötschberg.
Bild: SRF
Und lächeln: Selfietermin im Bus.
Bild: SRF
Ausgelassene Stimmung auf dem Trampolin.
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Und weil es so schön war, noch ein Selfie fürs Album.
Gruppenbild von Nik Hartmann und den sechs Protagonisten (v.l.): Claude Filmer, Andrea Schibli, Laura Züger, Lorena Bohren, Damian Bright, Nik Hartmann, Mike Häberli.
Bild: SRF
On the road.
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Auf der Reise dabei: Mike Häberli, 19, aus Schleinikon ZH
Bild: SRF
... und Andrea Schibli, 30, aus Eglisau ZH
Bild: SRF
... mit Lorena Bohren, 19, aus Grindelwald BE und
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Damian Bright, 28, aus Weesen SG
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Auch bei «Reisen mitohne Hindernis» am Start: Claude Fillner, 25, aus Hasle-Rüegsau BE.
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Laura Züger, 23, aus Altendorf SZ.
Bild: SRF
Nik Hartmann ist für sein neues TV-Abenteuer als Reiseleiter unterwegs. Ein Gespräch über Grönland, Menschen mit Down-Syndrom und wo sein Lieblingsfleck in der Schweiz ist.
Herr Hartmann, Ihr Facebook-Account verrät: Sie waren mit Ihrer Familie gerade in Grönland in den Ferien.
Wir sind erst am Dienstag von Grönland nach Hause gekommen.
Sie haben viele mitunter sensationelle Aufnahmen gepostet.
2’500 Fotos! In dieser Gegend kannst du nicht aufhören zu fotografieren. Auf dieser Reise habe ich mir irgendwann mal gesagt, dass ich diese Bilder auch in meinem Kopf – in meinem Langzeit-Speicher – ablegen sollte. Ich bin froh, dass Influencer diese Ecke noch nicht für sich entdeckt haben (lacht).
Ausser den Fotos – was nehmen Sie von dieser Reise mit?
Nun zu wissen, wie man auch leben kann – oder besser gesagt, wie man überleben muss. Diese Kargheit und Bescheidenheit – sie fasziniert mich ja auch bei unserer Bergwelt.
Apropos Reisen. Sie waren für Ihre neue TV-Sendung «Reisen mitohne Hindernis» mit sechs Menschen mit Down-Syndrom in der Schweiz unterwegs. Wie kam es zu dieser Idee?
Aus purem Interesse am Leben. Zu sehen, dass es mehr gibt als das vermeintlich Normale. Natürlich auch durch meine eigene familiäre Situation. Ich finde überhaupt: Diese Menschen haben einen guten Sendeplatz verdient, damit ihre verschiedenen Anliegen thematisiert werden. SRF zeigte beispielsweise schon letztes Jahr «Blindflug», bei welchem zwei sehbehinderte junge Männer auf Reisen waren. Oder das Format «Üsi Badi», «Üse Zoo» und «Üse Buurehof». Ich wünsche mir, dass mit allen Arten von Behinderungen wie selbstverständlich umgegangen wird.
Ihr jüngster Sohn Melchior kam mit einer geistigen Behinderung auf die Welt. Haben Sie deswegen einen besseren Draht zu Menschen mit Down-Syndrom?
Das kann ich nicht bewerten. Ich kann nur sagen: Ich habe generell einen guten Draht zu Menschen – das ist mir extrem wichtig, ich bin ein neugieriger Mensch. Dadurch, dass wir mit Melchior einen Alltag leben mit einem Menschen mit Beeinträchtigung, war vieles auf dieser TV-Reise nicht neu für mich.
Zum Beispiel?
Melchior reagiert gut auf Musik. Sie hilft beim Kontakt aufbauen oder zum Beruhigen. Und auch auf meiner TV-Reise herrschte immer dann, wenn Musik lief, eine gelassene, fröhliche Stimmung. Das musste ich nicht zuerst herausfinden, das wusste ich bereits durch meinen Sohn.
Wie lang waren Sie für «Reisen mitohne» mit den sechs Protagonisten unterwegs?
Zwölf Tage.
Was hat Sie dabei am meisten überrascht?
Ich wurde nicht 24 Stunden lang immer wieder überrascht. Aber 18 Stunden lang alle paar Minuten. Den Produktionsplan oder andere Ideen mussten wir einfach über «de huufe rüehre». Die einzelnen Zielorte der Sendung waren klar, alles andere haben wir laufen lassen. Die Sechs haben die Regie übernommen, wir haben beobachtet, was passiert und waren mittendrin.
Eine neue Situation.
Ja, schnell war ich auch nicht mehr der Moderator, sondern einfach der Reiseleiter. War mit ihnen zusammen einen Teil der Reisegruppe, so wie auch die Kameraleute und die Redaktoren. Wir haben uns gegenseitig geholfen oder die Koffer getragen. Aufgepasst, dass alle alles im Rucksack dabeihaben. Unsere Protagonisten haben auch mal den Kameramann gefragt: Akku eingepackt? Es war auf Augenhöhe.
Interessant.
Ein Merkmal von Menschen mit Down-Syndrom meines Erachtens ist, dass sie nicht die ausgeglichensten oder die kontrolliertesten sind. Diese Unmittelbarkeit macht es aber auch spannend. Man fühlt sich als kontrollierter Mensch sehr frei unter ihnen, weil du dich gehen lassen kannst. Wir haben quasi den «Stock im Arsch» verloren.
Klingt alles nach einem fröhlichem Schweizer-Reisli. Gab es auch traurige Momente?
Ja, wenn die Leute Heimweh hatten oder sie nachdenklich waren. Dann habe ich gemerkt, wie sie in unserer Gesellschaft als die «herzigen Downies» wahrgenommen werden, die immer lustig drauf sind, immer den Clown machen. Doch sie realisieren sehr wohl, dass sie nicht so ernst genommen werden und ihnen viel weniger zugetraut wird, als sie können. Das grösste Hindernis ist das Tempo, das wir – in Anführungszeichen normale Menschen – vorgeben. Sie brauchen für vieles mehr Zeit. Das heisst ja nicht, dass es am Schluss weniger gut rauskommt.
Nein, da bin ich zwiespältig. Einerseits finde ich es geil, endlich einen Titel zu haben, andererseits fühle ich mich nicht so. Wir sind eine Nation von Wanderern, ich habe das zum Beruf gemacht, okay.
Zurück zur Frage. Sie als Wanderer der Nation, haben Sie einen Lieblingsfleck?
Alles, was über 1000 Meter liegt – und daheim bin ich auch wahnsinnig gern.
1995 haben Sie bei SRF 3 angefangen, 2005 beim Schweizer Fernsehen.
Ehrlich?
Was lösen diese Zahlen aus?
Sie sind total abstrakt, nicht nur bei der Arbeit. Vor 30 Jahren habe ich zum Beispiel die Autoprüfung gemacht. Solche Zahlen machen einem älter, als man sich fühlt. Wenn man sich selbst nicht anschaut, bleibt man in einem Altersrange stehen und denkt, man sei doch gerade erst 40 geworden. Dabei bin ich näher bei 50. Und mit 50 fühlt man sich wie ein gestandener Mann. So fühle ich mich aber noch nicht, da muss noch viel passieren in den nächsten drei Jahren.
Planen Sie Ihre Karriere voraus?
Ich plane meine Karriere nicht, sondern baue die richtigen Rahmenbedingungen für mein Leben.
Wie ist das gemeint?
Ich überlege mir: Was mache ich bis 65? Muss das Publikum mich dann noch ertragen? Oder gibt es nicht auch einen anderen, ebenfalls sehr spannenden Weg für mich?
Konkrete Ideen?
Nein, ich hatte aber nie Angst, dass es mit meinem Job fertig sein könnte. Ich kann wahnsinnig gut loslassen und etwas Neues beginnen. Ich bin manchmal unverständlich optimistisch, auch für meine Frau Carla. Doch für mich stimmt es eben so.
Wandern – das Thema ist breit gefächert.
Das Thema Wandern in Kombination mit meinem Job ist das Perfekteste, was es überhaupt gibt. Ich will nicht Wochenende für Wochenende hoffen, dass das Wetter gut wird und ich mit einer Gruppe über den Zugerberg wandern kann. Da sehe ich mich eher nicht.
«SRF bi de Lüt – Reisen mitohne Hindernis» läuft Freitag, 23. August, um 20.10 Uhr auf SRF1. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
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