"Die Schauspielerin Margarita" ist eines der rund 50 ausgestellten Werke Pirosmanis.
Zwischen Alltäglichem und Aussergewöhnlichem: "Der Eisenbahnzug in Kachetien" hat etwas "Proto-Surrealistisches".
"Die Giraffe" von Niko Pirosmani in der Fondation Beyeler.
Rätselhafter Einzelgänger Niko Pirosmani in der Fondation Beyeler - Gallery
"Die Schauspielerin Margarita" ist eines der rund 50 ausgestellten Werke Pirosmanis.
Zwischen Alltäglichem und Aussergewöhnlichem: "Der Eisenbahnzug in Kachetien" hat etwas "Proto-Surrealistisches".
"Die Giraffe" von Niko Pirosmani in der Fondation Beyeler.
Die Fondation Beyeler zeigt die bisher umfassendste internationale Ausstellung zum georgischen Maler Niko Pirosmani (1862-1918). Rund 50 Hauptwerke aus dem Georgischen Nationalmuseum in Tiflis sind ab Sonntag in Riehen BS zu sehen.
Dazu gehören Tierbildnisse wie die bekannte «Giraffe», Stillleben mit Lebensmitteln, Porträts von meist einfachen Menschen sowie erzählerische Landschaften mit Prozessionen und Volksfesten. Viele Werke sind Ölmalereien auf Wachstüchern. Darauf sind oft Szenen aus dem Alltagsleben im Kaukasusland abgebildet. Vom tatarischen Kameltreiber über den Hausmeister bis hin zur «wasserholenden Bäuerin mit Kindern» sind die Charaktere jeweils liebevoll gemalt.
Die Motive prangen dabei in leuchtenden Farben vor einem dunklen Hintergrund. So etwa der «Fischer in rotem Hemd». Hier fliesst der Hintergrund mit dem Vordergrund, also dem Fisch in den Händen des Porträtierten zusammen. Der Strohhut des Fischers gleicht einem Heiligenschein, was wiederum auf die Ikonenmalerei anspielt, wie Daniel Baumann, Gastkurator und Direktor der Kunsthalle Zürich, am Freitag vor den Medien erklärte.
Traditionelle Motive in moderner Bildsprache
Pirosmani habe nicht mit der Vergangenheit gebrochen und die religiöse Bildkultur wie auch Brauchtum Georgiens aufgenommen, aber in eine moderne Bildsprache übersetzt. Ähnliches ist bei «Der Arzt auf dem Esel» zu beobachten, wo der Horizont mit dem Bauch des Grautiers verschmilzt, während der Regenschirm des Doktors zu einem Kruzifix wird.
Der Autodidakt Pirosmani, der aus einfachen Verhältnissen stammte, war zu jener Zeit ein sowohl bei Avantgardekünstlern wie auch bei der breiten Bevölkerung beliebt. In seinen Werken verwandelt sich das Alltägliche in Aussergewöhnliches. Zum Beispiel beim «Eisenbahnzug in Kachetien», der auch in der Ausstellung zu sehen ist – eine Art «Proto-Surrealismus», wie Baumann sagte. Auf diesem Gemälde tauche der Zug wie aus dem Nichts auf, da die Schienen hinter den Waggons nicht zu sehen sind.
«Pirosmani malte Bilder, die uns schon auf den ersten Blick in den Bann ziehen», sagte Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler. Trotz vieler Untersuchungen ist wenig über den Hintergrund seiner Werke bekannt. In der Kunstgeschichte gilt er daher als rätselhafter Einzelgänger. «Er ging beharrlich seinen eigenen Weg», sagte Keller. Vergleiche wie etwa mit Henri Rousseau hinkten daher. Während Rousseau sich exotische Paradiese erträumte, machte Pirosmani die eigene Heimat zum Traumland, wie Keller sagte.
Die Ausstellung ist vom 17. September 2023 bis am 28. Januar 2024 zu sehen.