«Sommerhaus der Stars»-Finale Reiner, wunderbarer Hass

Von Gion Mathias Cavelty

2.11.2020

«Der Hölle Rache kocht hoffentlich noch lange in Lishas Herzen», wünscht sich TV-Experte Gion Mathias Cavelty. Eine Ode zum Finale von «Das Sommerhaus der Stars».

Reiner Hass. Elf Folgen lang. Es war ein Genuss. Doch gestern Abend war Schluss damit: «Das Sommerhaus der Stars 2020» fand sein unwiderrufliches Ende.

Solchen Hass habe ich tatsächlich noch nie am Bildschirm gesehen. Auch in Büchern ist er mir nicht begegnet. Nicht einmal William Shakespeare hat für seine dunkelsten Figuren so vollendet hasserfüllte Sätze zustande gebracht wie jene, die «Sommerhaus»-Kandidatin Lisha am Laufmeter über ihre Konkurrenten absonderte.

Lisha. Die Hohepriesterin des Hasses. Diese Kolumne kann nichts anderes werden als eine Ode an sie.

(Frage: Darf man eine 31-jährige Berliner Youtuberin und Influencerin als «Hohepriesterin des Hasses» bezeichnen? Nun: Nach vor laufender Kamera getätigten Äusserungen wie «Ich habe so einen Hass in mir, so einen abgrundtiefen Hass», «Ich bin der ekelhafteste Feind, den du nur haben kannst» oder «Ich will gewinnen, um diesen Ratten eins auszuwischen» kann die Antwort nur lauten: durchaus.)

Aussagen, mit denen man Universen vernichten kann

Hier nun aber Lishas allerschönster Satz (inhaltlich zielte er auf Konkurrentin Eva Benetatou): «Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der mich schon provoziert, weil er atmet.»

Wow. Bitte lassen Sie ihn sich noch einmal auf der Zunge zergehen: «Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der mich schon provoziert, weil er atmet.»

Diese totale Unmenschlichkeit! Brutal, erbarmungslos, eiskalt. Ganze Universen könnte man damit vernichten. Kein Wunder, dass alles, was sonst noch im Sommerhaus kreuchte und fleuchte, angesichts dieser allumfassenden Negativität im Schatten verschwinden musste. Alle sonstigen Hinterrücksler und Intriganten wurden zu vernachlässigbaren Fussnoten. Oder erinnert sich noch jemand an Andrej Mangold oder Jennifer Lange? Und will wirklich jemand wissen, wie das Finale ausging?

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Falls doch: Lisha konnte sich nicht ganz zu den 50'000 Euro Siegesprämie durchhassen. Sie und ihr Lou schieden als drittletztes Paar aus (nach den Pharos). Auf die Frage «Nennt die sieben Todsünden» antwortete sie «lügen» – und kriegte danach aus einem «Schmodder-Kanonenrohr» (Zitat Off-Sprecher) eine Ladung Küchenabfälle ins Gesicht gepfeffert. Wie bei jeder falschen Antwort. Zuerst etwas Weisses, dann etwas Rotes, dann etwas Grünes und dann noch irgendwelche Makkaroni-Resten (siehe obige Bildstrecke). Und dann war Schluss für Lisha. Sie musste nach Hause gehen.

Nicht einmal die lateinische Bezeichnung für «durch den Po» (rektal) hatte sie gewusst. Sie hatte eigentlich gar nichts gewusst. Sie war brutal gescheitert. Und akzeptierte ihre Niederlage in fast schon bemitleidenswert kleinlauter Manier («Ich hatte nie Latein in der Schule», sagte sie zu der Rektalfrage, und nicht etwa «Ich hatte nie ver***tes Drecksf***en-Latein in der verf***ten *******schule!»). Zunge raus – und weg war sie. Eine Welt brach für mich zusammen. Diese Über-Figur! In sich zusammengeschmürzelt wie ein materialmüder Ballon.

«Das ist 'ne geile Gerechtigkeit», jubilierte Diana und vollführte mit ihrem Michi einen bekloppten Freudentanz. Nur, um im allerletzten Spiel dem Bodybuilder-Pärchen Andreas und Caro zu unterliegen.

Und das war's. Wie banal! Wie unendlich banal!

Lisha, never change!

«Das grosse Wiedersehen», das nach dem Sommerhaus-Finale gesendet wurde: Konnte ich mir einfach nicht ansehen, aus Angst, dort eine geläuterte Lisha sitzen zu sehen, die sich womöglich noch bei allen entschuldigt. Der Verdacht lag nahe, denn in der Online-Boulevardpresse stand im Vorfeld zu lesen: «Nach Ausstrahlung der Mobbing-Szenen bei RTL scheint nun auch Lisha über ihr Verhalten nachzudenken. (...) Um ihre Aggressionen besser in den Griff zu bekommen, geht sie nun zum Boxtraining (...): ‹Durch das Abbauen der Aggressionen bin ich in vielen Situationen, die mich eigentlich auf 180 bringen würden, viel ruhiger geworden.›»

NEEEEEEEEEIIIIIINNNN!!!

«Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen», sang die Königin der Nacht in Mozarts «Zauberflöte». Ich kann an dieser Stelle nur beten: Lass den lupenreinen Hass in Lishas Herzen nie verglühen, allmächtiger Gott des Trash-TVs!

Das Finale wurde am Sonntagabend auf RTL ausgestrahlt und ist auf blue TV im Replay verfügbar:

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