Situation 25: Rosamund Pike verleiht ihrer Figur ein eiskaltes Kalkül, dass das Publikum Gänsehaut bekommt. Es ist ein Ehebruch mit Folgen in «Gone Girl» (2014).
Situation 26: Lena Heady und Nikolaj Coster-Waldau mimen Geschwister, die in «Game of Thrones» eine Liebesbeziehung führen – die verbotene Liebe.
Situation 27: Der Klassiker «Mulan» behandelt unter anderem den Gewissenskonflikt des Herrschers. Soll er Mulan bestrafen für ihre Taten oder sie doch lieber loben?
Situation 28: Leonardo DiCaprio und Claire Danes in der weltberühmten Liebe mit Hindernissen: «Romeo + Juliet» (1996).
Situation 29: «Gefährliche Liebschaften» mit Glenn Close (l.) und Uma Thurman präsentieren die Intrigen und Affären innerhalb des französischen Adels.
Situation 30: Robin Williams inspiriert seine Studenten dazu, ihrem Herz zu folgen, den Ehrgeiz zu haben, sich selbst sein zu wollen. Film: «Der Club der toten Dichter» (1989).
Dramatische Situationen (5)
Situation 25: Rosamund Pike verleiht ihrer Figur ein eiskaltes Kalkül, dass das Publikum Gänsehaut bekommt. Es ist ein Ehebruch mit Folgen in «Gone Girl» (2014).
Situation 26: Lena Heady und Nikolaj Coster-Waldau mimen Geschwister, die in «Game of Thrones» eine Liebesbeziehung führen – die verbotene Liebe.
Situation 27: Der Klassiker «Mulan» behandelt unter anderem den Gewissenskonflikt des Herrschers. Soll er Mulan bestrafen für ihre Taten oder sie doch lieber loben?
Situation 28: Leonardo DiCaprio und Claire Danes in der weltberühmten Liebe mit Hindernissen: «Romeo + Juliet» (1996).
Situation 29: «Gefährliche Liebschaften» mit Glenn Close (l.) und Uma Thurman präsentieren die Intrigen und Affären innerhalb des französischen Adels.
Situation 30: Robin Williams inspiriert seine Studenten dazu, ihrem Herz zu folgen, den Ehrgeiz zu haben, sich selbst sein zu wollen. Film: «Der Club der toten Dichter» (1989).
Jedes Buch, jede Serie, jeder Film, einfach jede Geschichte, die jemals geschrieben wurde, folgt laut dem französischen Schriftsteller Georges Polti 36 Mustern. Bis heute trifft dies zu. Hier ist Teil fünf der 36 dramatischen Situationen.
Georges Polti verfasste 1895 eine detaillierte Liste von 36 Grundplots, die alle Geschichten der Menschheit abdecken. Sein Buch erschien 1916 auf Englisch und wird bis zum heutigen Tag gedruckt. Unzählige Schreiber*innen, Autor*innen, Geschichtenerzähler*innen brauchen dieses Stück Literatur, um in ihren Branchen voranzukommen.
Als Beispiele werden klassische wie auch moderne Geschichten genannt. Einen kurzen Überblick verschafft Ihnen obige Bildergalerie. Die ersten Teile finden Sie rechts.
Figuren:
- zwei Ehebrecher
- ein betrogener Ehepartner
Warum diese Geschichte nach Situation 15 (Ehebruch mit Mord) eingereiht ist, bleibt mir schleierhaft. Auch unterscheidet sich dieses Motiv nur geringfügig von vorigem. Hier besteht die Geschichte immer aus einer Dreiecksbeziehung zwischen einem Ehepaar und einer Affäre. In der Weltliteratur ist diese dramatische Situation ein beliebtes Muster und hat unzählige Meisterwerke nach sich gezogen – ein interessantes Detail: Meist sind diese Werke nach Frauen benannt. Damit Sie mir auch glauben: Tolstois «Anna Karenina», Theodor Fontanes «Effi Briest» oder auch Gustave Flauberts «Madame Bovary».
Nichtsdestotrotz entstanden auch diverse Drehbücher mit diesem Inhalt und als modernes Beispiel nutze ich hier «Gone Girl» mit Rosamund Pike und Ben Affleck, von Regisseur David Fincher. Das Drama gehört zu den besten seiner Art und erzählt – wie man es von Fincher gewohnt ist – in ihrer Natur unberechenbare Ereignisse zwischen dem Ehepaar Nick (Affleck) und Amy (Pike).
Sie waren ein erfolgreiches Journalistenpaar in New York, das durch die Krise in den Printmedien arbeitslos wurde und somit in Nicks Heimat umgezogen ist. Dort führt Nick nun eine Bar mit Amys Schwester, Amy selbst wird zur kinderlosen Hausfrau. Am fünften Hochzeitstag der beiden verschwindet Amy spurlos. Es kommt ans Licht, dass Nick eine Affäre mit der Studentin Andie hatte, der Druck auf ihn wächst. Schon bald unterstellt man ihm die Ermordung seiner Ehefrau. Doch die Dinge sind weit komplizierter, als sie scheinen, denn Amy lebt noch – und beobachtet die Ereignisse mit eiskaltem Kalkül.
Figuren:
- ein Liebhaber
- ein Geliebter
Diese Situation meint nicht etwa Mord aus Leidenschaft, sondern eine Beziehung, die aus gesellschaftlicher Sicht ein Verbrechen oder ein Tabu darstellt. Es ist eigentlich spannend, dass es dazu nicht viele weitere Elemente braucht.
Dabei läuft es hie und da auf eine inzestuöse Beziehung heraus, denn in modernen Erzählungen findet sich diese Art von verbotener Liebe nur selten in einer anderen Form. «Game of Thrones» schockierte damals, sprich Autor George R.R. Martin, mit der Liebesbeziehung zwischen den Geschwistern Cersei (Lena Headey) und Jamie Lannister (Nikolaj Coster-Waldau).
Eine weitere tabuisierte Drama-Situation grenzt an Pädophilie, beschrieben zum Beispiel in «Lolita», einem Roman des russisch-amerikanischen Autors Vladimir Nabokov. Darin werden Männerfantasien über eine frühreife Göre in den Nachkriegs-USA wahr. Nabokov ist indirekt für den Begriff des «Lolita-Komplex» verantwortlich, das starkes erotisches Verlangen von Männern mittleren Alters zu sehr jungen Frauen oder Mädchen beschreibt.
27
Endeckung der Ehrlosigkeit einer geliebten Person
Figuren:
- ein Entdecker
- ein Schuldiger
Der Held dieser Situation entdeckt einen schlimmen, fast unverzeihlichen Mangel an einer geliebten Person. Daraus entsteht der eigentliche Fokus der Geschichte, nämlich der Gewissenskonflikt des Entdeckers. Hält er an seiner Moral fest oder gibt er sich den Gefühlen hin?
Ein schönes Beispiel hierfür ist der Disney-Film «Mulan». Darin verkleidet sich Mulan als Soldat und kämpft in einem Krieg. Als die Frau entdeckt wird, versucht der Berater des Herrschers, Schande über Mulans Familie zu bringen. Es liegt nun am Herrscher, Moral oder Gefühl zu folgen.
Weiter kann auch «Der Vorleser» genannt werden, worin ein junger Liebhaber entdeckt, dass seine ältere Angebetete eine Nazi-Vergangenheit hat.
Figuren:
- zwei Liebende
- ein Hindernis
Da ist sie endlich! Die grösste Liebesgeschichte der Welt, gegenüber deren Ende die meisten jüngeren Menschen komplett blind sind, wenn sie ihren Romeo oder ihre Julia zu finden versuchen.
Offensichtlich kennt der Grossteil bewanderter Leser*innen die Geschichte, doch hier trotzdem eine kurze Synopsis: Romeo und Julia gehören zwei verfeindeten Familien an, die sich blutige Auseinandersetzungen liefern. Die beiden Jugendlichen verlieben sich, doch Julia soll mit jemand anderem verheiratet werden. Um dem zu entkommen, plant sie, ihren Tod vorzutäuschen – und Romeo mithilfe eines Briefs darüber zu informieren. Durch ein Missgeschick gelangen diese Zeilen aber nie an ihr Ziel. Schockiert steht Romeo an Julias Grab, sieht sie ein letztes Mal an und nimmt Gift zu sich. Er stirbt an ihrer Seite. Im selben Moment erwacht Julia, sieht den leblosen Romeo, nimmt seinen Dolch und ersticht sich aus Verzweiflung selbst.
«Denn niemals gab es so ein herbes Los, als Julias und ihres Romeos.»
Verfilmt wurde diese Geschichte insgesamt acht Mal, als Empfehlung kann ich die 1996er Version abgeben: Dort sehen wir in «Romeo + Juliet» einen 22-jährigen Leonardo DiCaprio und eine 18-jährige Claire Danes (Hauptrolle in der Serie «Homeland»).
Figuren:
- ein Liebhaber
- ein geliebter Feind
- ein Neider/Hasser
«Feind» ist hier wohl ein wenig zu harsch, denn dieses Muster findet sich in unzähligen Hollywood-Romanzen, nur halt in abgeschwächter Form. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die sich zu Beginn nicht mögen und sich dann wider Willen verlieben. Allen voran steht hier «Stolz und Vorurteil», aber auch «10 Dinge, die ich an dir hasse», «Sweet Home Alabama», «The Proposal» mit Ryan Reynolds und Sandra Bullock und «27 Dresses», um nur einige zu nennen.
Ursprünglich war dieses Motiv eine Vorlage für schwerere Kost, so etwa in «Gefährliche Liebschaften», einem Roman – und inzwischen auch Film –, der sich um die Intrigen und Affären des französischen Adels dreht. Die Akteure sind dabei richtig bösartig und gar nicht «was sich liebt, das neckt sich».
Figuren:
- eine ehrgeizige Person
- eine begehrte Sache
- ein Widersacher
Ah, das Streben nach etwas Grösserem. Auch eine beliebte Grundlage für Hollywood-Produktionen. Hierbei will die ehrgeizige Person natürlich eine begehrte Sache erreichen, stösst dabei aber auf einen oder mehrere Widersacher – und lässt womöglich die Moral irgendwo auf der Strecke liegen. So beispielsweise im John-Grisham-Roman «Die Firma», in welchem ein junger Anwalt in einer Top-Kanzlei unbedingt ganz nach oben will – doch wie gesagt, zu welchem Preis?
Der Rahmen einer solchen Geschichte muss aber keineswegs immer einer der Gier sein, sehr wohl gibt es auch positiven Ehrgeiz. So im Klassiker «Der Club der toten Dichter» mit dem unsterblichen Robin Williams. Seine Figur des Professors versucht darin, seine Schüler zu inspirieren, den eigenen Weg zu gehen und nicht den, der die Gesellschaft von ihnen verlangt. Es ist der Ehrgeiz, sich selbst zu verwirklichen, Williams' Charakter tut dies mithilfe von Poesie – «oh Captain, mein Captain».
Dies war Teil fünf einer sechsteiligen Serie über die verschiedenen dramaturgischen Situationen, die jeder Geschichte seit Anbeginn der Menschheit zugrundeliegen. Der letzte Teil folgt heute in einer Woche.