«Ich will nicht ins Finale»Russe ist in chinesischer Talentshow «gefangen»
Von Fabian Tschamper
29.4.2021
Singen kann er, doch er will es nicht. Das russische Model Vladislav Ivanov bereute seine Teilnahme an einer chinesischen Boygroup-Talentshow am TV und wollte raus. Die Zuschauer machten ihm aber einen Strich durch die Rechnung.
Von Fabian Tschamper
29.04.2021, 23:30
Fabian Tschamper
Der 27-jährige Russe mit dem Spitznamen «Lelush» qualifizierte sich beim Casting für eine Talentshow, die nach Boygroup-Material sucht. Schnell bereute er aber seine Entscheidung teilzunehmen – und wollte so bald wie möglich nach Hause geschickt werden.
Da die Sendung aber von den Zuschauern diktiert wird, sahnte der Sänger widerwillig immer genug Stimmen ab, um in die nächste Runde gewählt zu werden. Erst im Finale der Sendung wurde er nun erlöst – nach drei langen Monaten.
Frühzeitig verlassen durfte er die Show nicht, da es vertraglich festgehalten war. Sollte er es dennoch tun, müsste er eine saftige Busse zahlen. Ivanov bettelte die Zuschauer an, ihn doch nach Hause zu schicken – er trat sogar absichtlich schlecht auf. Doch es half alles nichts.
Die Chinesen feiern den Pessimismus
«Liebt mich nicht, das bringt euch nichts», versuchte der Russe, sich schlecht zu machen. Sein halbherziger russischer Rap stand in starkem Kontrast zu den poppigen Hymnen seiner Kontrahenten. «Bitte lasst mich nicht ins Finale einziehen, ich bin müde», sagte er in einer Episode. Dies schreibt der «Guardian».
«Ich hoffe, die Jury unterstützt mich nicht. Alle anderen wollen die Note A, ich will ein F, denn das steht für Freiheit.»
Sein Wunsch wurde nicht erhört. Nach drei Monaten und zehn Episoden der Talentshow verlor er schliesslich erst im Finale und durfte nach Hause fahren. Warum das chinesische Publikum ihn in die nächsten Runden wählte, könnte auf die sogenannte «Sang-Kultur» zurückzuführen sein, wie der «Guardian» berichtet. Diese sei ein Konzept der Millennials, das eine pessimistische Lebenseinstellung zelebriert.