Kolumne am Mittag Schneiden Sie sich eine Scheibe Schweighöfer ab

Von Fabian Tschamper

22.2.2021

Matthias Schweighöfer nimmt an der Premiere von «You Are Wanted» teil, einer Serie beim Streamingdienst Amazon Prime.
Matthias Schweighöfer nimmt an der Premiere von «You Are Wanted» teil, einer Serie beim Streamingdienst Amazon Prime.
Getty

Unzählige deutsche Schauspieler haben es in Hollywood geschafft, in den vergangenen Jahren hat sich auch Matthias Schweighöfer dazugesellt. Dabei fliegt er gemütlich unter dem Radar – im Gegensatz zu gerade einem Kollegen.

Wer ist dieser Schweighöfer eigentlich? Wie kam er dazu, schon neben Danny Glover oder Colin Firth vor der Kamera gestanden zu haben? Und noch eine Frage tut sich dabei auf: Warum liest man nie was über den Deutschen?

Matthias Schweighöfer taucht hier und da mal auf. Sei es bei seinen Kumpels Joko und Klaas oder anderen deutschen TV-Formaten. Seine Auftritte sind immer sympathisch, sein Lachen ansteckend. Schauspielern ist auch bei Weitem nicht das einzige Talent, das der 39-Jährige besitzt: Er arbeitet als Synchronsprecher («Playmobil: Der Film»), als Filmregisseur und -produzent und nicht zuletzt ist er auch Sänger.

Wer im Showbusiness weiterkommen will, der darf sich nicht zu ernst nehmen. Das weiss Schweighöfer und nimmt sich darum im Musikvideo zu «Lauf» gleich selbst auf die Schippe: Er spiele gleich ein Konzert, sagt er. Und will einem Passanten seine neue CD andrehen. Wie kann man ihn nicht gernhaben?

Damit haben wir beantwortet, was den Schweighöfer ausmacht. Das dürfte mitunter auch der Grund dafür sein, wieso sich Hollywood ein bisschen in den umgänglichen Typen verguckt hat.

2009 spielte er im Thriller «Night Train» eine Nebenrolle. Dabei stand er mit Danny Glover vor der Kamera. Und erst 2018, als der Untergang des russischen Atom-U-Boots K-141 Kursk im gleichnamigen Film festgehalten wurde, teilte er sich Zeit auf der Leinwand mit dem Oscarpreisträger Colin Firth («The King's Speech»). Das sind Referenzen, die sich sehen lassen.

Und doch fliegt der Schweighöfer in der Öffentlichkeit weiterhin geschmeidig unter dem Radar. Nur schon wenn man mal die letzten News über den Schauspieler googelt, kommt da höchstens sein neuester Film «Army of the Dead» zum Vorschein. Der soll Mitte Mai bei Netflix landen und ist ein weiterer riesiger Schritt für ihn: Es ist eine Hauptrolle, sein Gegenüber ist Dave Bautista («Guardians of the Galaxy») und der Regisseur ist kein geringerer als Zack Snyder («Man of Steel», «Justice League»).

Ab und an liest sich auch was zu seiner Beziehung mit Schauspielkollegin Ruby O. Fee. Aber das geht dann mehr in die Richtung von: Oh, schau da, Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee haben ein süsses Bild gepostet. Das war's.

Schweighöfer schafft mit seiner Karriere, was sein Fast-Namensvetter Til Schweiger nicht zustande gebracht hat. Der Til ist zwar auch im einen oder anderen Hollywood-Kracher zu sehen – zum Beispiel in Tarantinos «Inglourious Basterds» –, doch man liest eben auch viel «unvorteilhafte» Presse über den Mann: Wie damals, als er Elyas M'Barek angeblich die Fresse poliert hat oder als er die fremdenfeindlichen Aussagen von Xavier Naidoo verteidigt hat.

Die Ironie geht wohl an niemandem vorbei: Der Schweiger sollte öfter schweigen. Und eigentlich wollte ich jetzt noch ein gescheites Wortspiel zu «Schweighöfer» machen. So im Sinne von: Schweigen ist manchmal höflicher. Ich lass es allerdings lieber.

Mein Punkt ist folgender: Schweiger sollte sich wahrscheinlich eine Scheibe Schweighöfer abschneiden.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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