Filmpreise Vier kleine Revolutionen bei den Oscars 2021

Von Fabian Tschamper

16.3.2021

So viele Premieren gab es an den Oscars noch nie. Ein multikultureller Erstling hängt sich an den nächsten und mittendrin: Glenn Close, die schlechteste und zugleich beste?

Von Fabian Tschamper

16.3.2021

Es ist unglaublich, als Filmfan – und zugegebenermassen -nerd – den Start der Karriere eines jungen Schauspielers mitzuverfolgen und das Gefühl zu haben: Ja, dieser junge Mann hat Talent. So ging es mir mit Steven Yeun. Der 37-jährige Amerikaner mit koreanischen Wurzeln schaffte seinen Durchbruch 2010 mit der Endzeit-Serie «The Walking Dead». Damals die Lieblingsfigur vieler Zuschauer, ich persönlich wusste: Sollte Glenn (Yeuns Charakter) sterben, dann schaue ich diese Serie nicht mehr weiter – und so kam's dann auch.

Nun, zehn Jahre später, ist Steven Yeun der erste Koreaner, geboren in den USA, der in der Kategorie «Bester Hauptdarsteller» nominiert wurde. Dies für das Drama «Minari», er spielt dort einen jungen Familienvater, der mit seiner Mutter, Frau und Kind in den 1980ern in das ländliche Arkansas zieht. Die koreanisch-amerikanische Familie möchte dort eine Farm bewirtschaften und eine neue Existenz aufbauen. Herzerwärmendes Kino und eine verdiente Nomination für Yeun!

Vom Klischee zum Oscar?

Riz Ahmed, ein Name, den wohl die wenigsten kennen, darf sich auch über eine Nomination in der Kategorie «Bester Hauptdarsteller» freuen. Er ist der erste Muslim überhaupt, dem dies gelungen ist. Seine Karriere begann fast zur selben Zeit wie die von Steven Yeun, doch bei ihm war eine solche Ehre nicht absehbar. Ahmed spielte 2010 in der britischen Komödie «Four Lions» eine Figur in einer islamistischen Terrorzelle in Sheffield, England. Unvergessen und zum Schreien komisch war da die Szene, in der sein Charakter zwölf Flaschen Bleichmittel kaufen geht.

2021 wird Riz Ahmed allerdings für seine Rolle im Drama «Sound of Metal» geehrt. Dort rockt Ruben Stone (Ahmed) mit seiner Freundin in der Band «Backgammon», sie reisen von Gig zu Gig, müssen ihren Traum aber schon bald aufgeben, da der leidenschaftliche Musiker plötzlich sein Gehör verliert – eine unglaublich inspirierende Geschichte nimmt ihren Lauf. Ahmed mauserte sich vom Klischee zum respektablen Charakterdarsteller.

Der generationenübergreifende Hopkins

Die lebende Legende Anthony Hopkins – seine Karriere startete 1967, nun, 2021 ist er wieder nominiert für einen Oscar. Dies für die Hauptrolle in «The Father», in welchem er an der Seite von Olivia Colman einen demenzkranken Vater spielt. Hopkins ist in seiner Kategorie von jungem Talent umgeben, nur Gary Oldman blickt ebenfalls auf eine lange Karriere zurück – Hopkins war dennoch schon 20 Jahre vor ihm aktiv.

Der 83-Jährige ist der älteste Oscar-Nominierte überhaupt – und eine goldene Statuette hat er bereits: Für seine Figur Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» erhielt der britische Schauspieler 1992 den Oscar.

Die Frage, was er am Schauspiel am meisten möge, beantwortete Hopkins einst mit: «Ich liebe die Stunde im Make-up. Da hat man Zeit nachzudenken, einen Tee zu trinken. Es ist der beste Teil meines Tages! Es tupft dich jemand ab, ich mag das. Dann geht man raus und sagt Sachen – und die bezahlen dich dafür.» Gesprochen wie ein wahrer Veteran.

Und da war ja noch Glenn Close

Acht Oscar-Nominierungen hat Glenn Close bis jetzt eingesteckt, gewonnen hat sie leider noch keinen. Auch dieses Jahr besteht eine Chance, allerdings ist jene bedeutend weniger wahrscheinlich, als eine andere Nominierung: Close ist nämlich für dieselbe Rolle im Filmdrama «Hillbilly Elegy» ebenfalls für eine Goldene Himbeere nominiert. Die Auszeichnung wird jedes Jahr für die schlechtesten Performances vergeben.

Die Amerikanerin ist damit nur gerade eine von drei Darstellern, die dies geschafft haben. Die anderen beiden sind Amy Irving für «Barbra Streisand's Yentl» und James Coco für «Only When I Laugh» in den Jahren 1982 und 1984.

Die 93. Ausgabe der Oscars findet am 25. April statt.