Plattform verbreitet Fake News Neil Young geht gegen Spotify auf die Barrikaden

SDA/fts

25.1.2022

Neil Young stellt dem Streamingdienst Spotify ein Ultimatum: er oder Joe Rogans Podcast.
Neil Young stellt dem Streamingdienst Spotify ein Ultimatum: er oder Joe Rogans Podcast.
Getty Images

Neil Young hat genug von Spotify: Entweder verschwindet seine Musik von der Plattform oder ein Podcast, der Corona-Fake-News verbreitet. Was ist los beim Streamingdienst?

SDA/fts

25.1.2022

Weil sie Falschinformationen über Corona-Impfstoffe verbreitet haben soll, hat der kanadische Rockstar Neil Young der Audio-Plattform Spotify mit einem Boykott gedroht. Wie das Branchenblatt «Variety» berichtet, veröffentlichte der 76-Jährige einen offenen Brief auf seiner Website, der später wieder offline genommen wurde.

Auch das Musikmagazin «Rolling Stone», die Musikplattform «Pitchfork» und das Nachrichtenportal «USA Today» berichteten über den Brief.

Demnach schrieb Young, dass er seine Musik nicht mehr auf Spotify haben wolle, und forderte sein Management und seine Plattenfirma auf, den schwedischen Streamingdienst umgehend darüber zu informieren. «Ich tue dies, weil Spotify falsche Informationen über Impfstoffe verbreitet – und damit möglicherweise den Tod derjenigen verursacht, die den von ihnen verbreiteten Desinformationen glauben», wurde Neil Young zitiert.

Der Ärger des Musikers richtet sich den Medienberichten zufolge gegen den Podcast des US-Comedians Joe Rogan, der für das Verharmlosen des Coronavirus und das Verbreiten von Verschwörungstheorien in der Kritik steht: «Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.» Rogans Podcast war laut «Variety» der meistgehörte Podcast im vergangenen Jahr weltweit.

Spotify immer wieder in der Kritik

Die Plattform kämpft schon länger mit negativen Schlagzeilen. So gibt Spotify rechtsextremen Bands und Podcasts ein Sprachrohr, das sogar für Werbung verwendet werden kann. Wie «Belltower» berichtet, gebe es mehrere öffentliche Playlists mit dem Wort «Rechtsrock» im Titel. Auch verwendeten diese Bands Nazi-Symbolik wie die schwarze Sonne. Die Band «Hetzjäger» beispielsweise nutzt die Abkürzung «HJ» für ihre Gruppe, was früher für die Hitlerjugend stand.

Das Problem ist genreübergreifend, so befänden sich auch etliche Titel des Rechtsrap-Labels «Neuer Deutscher Standard» (NDS) immer noch auf Spotify.

Für weitere Diskussionen sorgt auch die Diskografie von R. Kelly, die auf der Musikplattform zu finden ist. Der Sänger sah sich bereits vor 20 Jahren mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert und wurde letzten September schuldig gesprochen.

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Doch damit nicht genug

Erst vergangenen Dezember sorgte Spotify-CEO Daniel Ek für Schlagzeilen, weil er laut Medienberichten knapp 105 Millionen Franken in die deutsche Firma Helsing investiert hat. Das Münchner Start-up entwickelt Kriegstechnik.

Genauer gesagt programmiert Helsing eine Software mit einer künstlichen Intelligenz, die Muster in Daten aus Kameras, Wärmebildern, Radardaten und Sensoren ausmacht. Die herausgefilterten und analysierten Daten kann das Militär heranziehen, um feindliche Gruppierungen und die Einsatzlage besser einzuschätzen.

Der Schwede selbst bezeichnete seine Investition als «ambitioniert, ethisch und von einer Mission getrieben, eine blühende Gesellschaft zu bauen». Eine ethische Investition in Kriegstechnik? Nun gut.

Spotify geizt mit dem Geld für Künstler*innen

Obwohl die Musikplattform die grösste und meistgenutzte der Welt ist, bekommen Künstler*innen weniger Geld als bei allen anderen Streamingdiensten: Die amerikanischen Services Tidal und Deezer zahlen 0.0091 beziehungsweise 0.0040 Rappen pro Stream eines Songs. Apple Music zahlt im Schnitt 0.0051 Rappen und Spotify gibt den unzähligen Künstler*innen auf der Plattform 0.0029 Rappen pro gestreamter Titel.