Auf der Suche nach neuem Sinn Auf der Suche nach neuem Sinn: Wenn das Alter dazwischenfunkt

tsch

4.4.2018

Alt werden ist nicht schwer, alt sein dagegen sehr: Steve aus Blackpool, Bob aus Seattle und Herr Yamada aus Tokio können ein Lied davon singen. Jacqueline Zünd hat sie für die Dokumentation «Almost there» besucht.

Die drei auf verschiedenen Kontinenten lebenden Männer könnten verschiedener kaum sein. Was sie eint, ist der langsam anbrechende Lebensabend und die Angst vor der Nutzlosigkeit. Die alternden Herren sehnen sich nach Erfüllung im Leben - Erfüllung, die sie einst besassen und die doch irgendwann verloren ging.

Jacqueline Zünd porträtiert sie auf ihrem Weg zurück in ein glückliches Leben - ihre jeweiligen Methoden gestalten sich dabei höchst ungewöhnlich. Im Rahmen von «CH: Filmszene» auf SRF 1 nähert sich der aussergewöhnliche Dokumentarfilm zu später Stunde den Sehnsüchten seiner Helden.

Gesucht: Neuer Grund zum Aufstehen

Möglicherweise ist dies der Antrieb, der das Menschsein ausmacht: Das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas leisten zu können. Zauberwort Sinnstiftung: Denn ein jeder benötigt etwas, das ihn im und zum Leben motiviert. Dinge wie Beruf, Familie und Hobbys können Erfüllung bringen. Doch was ist, wenn diese Inhalte irgendwann verschwinden oder einfach nicht mehr genügen?

Gründe zum Unglücklichsein gibt es viele, insbesondere im Alter sind viele Menschen überfordert mit ihrer veränderten Lebenssituation und der neu gewonnenen Zeit. Sie sehnen sich nach der Stabilität der Arbeitswelt, nach familiärer Ordnung und Ähnlichem zurück. Was tun, wenn einem die emotionalen Stützpfeiler genommen werden?

Jeder sucht ein neues Glück

Regisseurin Jacqueline Zünd traf drei Männer, die ihre ganz eigenen Antworten gefunden haben. Steve feierte früher als Dragqueen und Stand-up-Comedian grosse Erfolge, heute bietet ihm seine triste britische Heimat keine Perspektive mehr. Er entschliesst sich, nach Spanien auszuwandern und ein neues Lebenskapitel aufzuschlagen. Und tatsächlich: In Benidorm findet er wieder ein dankbares Publikum, in Form von britischen Touristen in seinem Alter.

Der US-Amerikaner Bob träumte davon, mit seiner Partnerin per Wohnmobil durch die Staaten zu reisen. Die Beziehung ging in die Brüche, doch der Traum ist geblieben. Ohne Plan macht er sich auf den Weg durch die kalifornische Wüste, auf der Suche nach sich selbst. Der Weg ist bekanntlich das Ziel: Losfahren, bloss nicht einrosten.

Herrn Yamada zieht es nicht mehr in die Welt hinaus. Doch trotz vielfältiger Freizeitbeschäftigungen mangelt es dem Japaner an etwas, das ihn erfüllt. Sein Altersglück findet auch er letztendlich vor neuem Publikum: Das Vorlesen von Kinderbüchern bringt ihm wieder Erfüllung.

Jacqueline Zünd gelingt das Kunststück von spektakulär unspektakulären Dingen in poetischen Bildern zu berichten. Voller Wärme und Zartheit erzählt sie von würdevollem Altern, Rastlosigkeit und den verschiedenen Etappen des Lebens - vom Loslaufen und vom Ankommen.

«Almost there» läuft am Donnerstag, 5. April, um 00.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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