Interview Bülent Ceylan: «Wenn man einmal Blut leckt, will man einfach mehr»

tsch

29.3.2018

Er ist ein Comedian, der die ganz grossen Hallen füllt: Bülent Ceylan. Nun wagt sich der Mannheimer mit «Verpiss Dich, Schneewittchen!» auf neues Terrain. 

Mit seinen Comedy-Programmen «Kronk», «Haardrock» und «Lassmalache» füllte Bülent Ceylan bereits riesige Eventhallen mit abertausenden Plätzen. Nun soll es ein Millionen-Publikum werden, das der Deutschtürke aus Mannheim unterhalten will. Wie? Indem er den Sprung auf die grosse Leinwand wagt. Natürlich ist es eine Komödie - und er hat die Hauptrolle: In «Verpiss Dich, Schneewittchen!» (Kinostart: 29.03.) spielt der 42-Jährige mit der langen Mähne eine Putzhilfe, die unbedingt Rockstar werden möchte. Wie sich für Schauspieldebüt vorbereitete und welche Schweizer Kollegen er verehrt, verrät er im Interview.

«Bluewin»: Hätten Sie sich zu Beginn Ihrer Karriere, vor 20 Jahren, vorstellen können, einmal eine Kinohauptrolle zu übernehmen?

Bülent Ceylan: Das hätte ich so definitiv nicht gedacht. Da wäre ich froh gewesen, wenn überhaupt mal Zuschauer gekommen wären (lacht) – mein grösster Traum damals war es einfach, eine Kleinkunstbühne mit 100 Zuschauern füllen zu können.

Na, das haben Sie ja geschafft.

Ja, und darüber bin ich auch unglaublich glücklich. Dafür habe ich aber auch hart gearbeitet. Zwar kam da noch ein wenig Glück dazu, aber vor allem viel Ehrgeiz und Fleiss. Auf den Kinofilm bin ich deswegen auch ganz besonders stolz. Denn ich denke, es ist ein Film, für den ich mich weder jetzt noch in zehn Jahren schämen muss.

Wie haben Sie sich denn auf Ihre Filmrolle vorbereitet?

Sehr intensiv – ich hatte einen Schauspielcoach, damit alles authentisch und gut rüberkommt. Denn der Film hat so viel: Witz, eine gute Geschichte und Emotionen. Daher musste ich auch mal aus meiner Komfortzone ausbrechen.

Inwiefern?

Naja, es ist schon ein riesiger Unterschied von Bühne zu Leinwand. Aber mein Charakter hat es mir recht einfach gemacht, denn Sammy ähnelt Bülent doch sehr. Er ist ein sympathischer Kerl. Allerdings ist Sammy ein wenig frecher als ich. Ausserdem haben wir beide ganz unten angefangen. Zwar habe ich nie bei einer Castingshow mitgemacht, aber es ist in der Musikbranche ja auch ein wenig schwieriger, Rockstar zu werden. Was uns aber definitiv eint, ist dieser Ehrgeiz. Deswegen konnte ich mich gut in die Rolle hineinversetzen.

Was ist denn der grösste Unterschied zwischen einer Performance auf der Bühne und der auf der Leinwand?

Vor allem Gestik und Mimik sind auf der Bühne viel grösser – müssen sie ja sein. Je nachdem wie gross die Halle ist, musst du ja auch ganz hinten alle erreichen. Der Gegensatz dazu oder auch zum Fernsehen ist, dass dein Gesicht auf einer Kinoleinwand riesig ist. Jedes Zucken, jede Augenbraue ist unglaublich gross, und du musst, um authentisch zu spielen, dein Spiel viel feiner ausarbeiten. Man muss dir ansehen können, was dir im Kopf rumschwirrt. Da reicht es nicht, einfach nur den Text zu lernen – da muss man wirklich fühlen, was man spielt. Dabei hat mir der Schauspielcoach sehr geholfen.

Das klingt ja schon nach einer Menge Druck – wie aufgeregt waren Sie denn vor dem ersten Drehtag?

Sehr aufgeregt! Das sind Profischauspieler, die da mit mir gedreht haben. Keine Anfänger wie ich, und dann lastet da schon ein gewisser Druck auf einem. Wenn man alleine an Josefine Preuss denkt – die hat schon als Kind mit der Schauspielerei angefangen. Und dann komm' ich.

Das war bestimmt für beide interessant.

(lacht) Ja, auf jeden Fall. Aber sie hat mir im Laufe der Dreharbeiten ein Riesen-Kompliment gemacht.

Ach ja?

Ja, sie ging am Anfang davon aus, dass sie sich nicht so anstrengen muss, da ich ja «nur» ein Komiker bin und kein Schauspieler. (lacht) Nach zwei Wochen Dreh hat sie aber gesagt, dass sie sich wohl wirklich anstrengen muss. Weil ich offenbar doch kein so schlechter Schauspieler bin.

Klingt fast, als wollten Sie dauerhaft bei der Schauspielerei bleiben.

Wer weiss? Ich find es halt toll, dass mir ein gewisses Potenzial nachgesagt wird, und wenn man da einmal Blut leckt, will man einfach mehr. Ich würde auf jeden Fall gerne noch mehr Filme machen, klar.

Haben Sie denn Befürchtungen, dass das Publikum den Film nicht ernst genug nimmt, weil es Sie nur als Comedian kennt?

Man muss es so sehen: Ich habe genug professionelle Schauspieler an meiner Seite. Es ist ja nicht nur mein Kinofilm – und vor allem für meine Kollegen hoffe ich, dass der Film ein Erfolg wird!

Sie haben in Hamburg, Köln und München gedreht und auch Erfahrungen mit den Menschen in den verschiedenen Städten auf Ihren Tourneen gemacht – gibt es da grosse Unterschiede?

Klar, es gibt einfach Mentalitäten. Aber letzten Endes wollen sie einfach alle lachen und Spass haben. Live merke ich schnell, was regional funktioniert und was nicht. Im Rhein-Main-Neckar-Gebiet habe ich es natürlich einfacher. Ich freue mich aber auch sehr auf die Resonanz aus anderen Bundesländern. Ach ja – in München ist im Übrigen mal ein Testscreening zum Film gemacht worden.

Wie lief das?

Da war der Film noch gar nicht so richtig fertig und lief vor 300 Münchnern. Da die sich gekringelt haben vor Lachen, wusste ich, dass der Film wohl überall funktionieren würde.

Auch im Ausland? Wie wird der Film wohl in der Schweiz ankommen?

Langsam, aber gut! (lacht). Ich hab' ja auch in der Schweiz echt eine tolle Fanbase und hoffe einfach, dass er dort auch gut funktioniert. Aber das Thema ist ja nicht regional begrenzt – jeder, der gerne Musik macht, möchte Rockstar werden, denke ich.

Welchen Schweizer Komiker schätzen Sie besonders?

Definitiv Emil Steinberger.

Warum gerade ihn?

Weil ich ihn liebe. Als Kind habe ich ihn imitiert – also ich habe damals alles, was ich im Fernsehen gesehen habe, auf Videokassette aufgenommen und war schon mit neun Jahren völlig fasziniert von ihm.

Haben Sie ihn mal kennengelernt?

Leider nicht, aber ich durfte einmal mit ihm telefonieren. Bei der Gelegenheit konnte ich ihm sagen, dass ich ein ganz grosser Bewunderer bin. Zwar ist er ein ganz anderer Schlag von Kabarettist, aber er war für mich eine ganz grosse Inspiration.

Haben Sie sonst noch Kollegen aus der Schweiz, deren Karriere Sie verfolgen?

Marco Rima! Den mag ich auch sehr. Marco Rima ist ein Komiker, der echt grossartig ist.

Können Sie sich denn vorstellen, ein ganzes Programm auf Schweizerdeutsch durchzuziehen?

(lacht) Na ja, ich kann mir vieles vorstellen. Mal luege! Ein wenig reizt es mich ja schon, aber ich denke, das wird zu anstrengend – für beide Seiten. Kaja Yanar lebt ja in der Schweiz und hat eine Schweizer Freundin. Er hat sein Programm ein wenig auf das Publikum angepasst – ihm fällt das aber auch leichter. Dennoch zieht auch er nicht das ganze Programm auf Schweizerdeutsch durch. Ich bin ja auch immer nur zwei bis dreimal pro Jahr in der Schweiz – viel zu wenig!

Nun aber zurück zum Film: Warum sollte man unbedingt «Verpiss Dich, Schneewittchen!» sehen?

Weil es ein Film für die ganze Familie ist. Aus dem Film geht man einfach zusammen raus, und alle haben gelacht: die Oma, der Papa und natürlich auch die Kleinen. Aber der Film hat auch Botschaften: dass man zusammenhalten soll, dass man seinen Traum verwirklichen kann. Der Film macht nicht nur Spass, sondern er motiviert auch. Ausserdem hat er ein Happy End.

Das ist ja immer gut!

Ja, denn ich hasse Filme ohne Happy End. In der Hinsicht denke ich einfach schlagermässig. (lacht) Also ich brauche kein «Friede, Freude, Eierkuchen», aber ich mag es, wenn man Spass im Kino hat, und das ist bei diesem Film der Fall. Ausserdem ist er kurzweilig. Kein Film, bei dem man hofft, dass er bald vorbei ist, sondern sich eher wundert, wie schnell die Zeit doch vergangen ist.

Wenn man nach dem Film wieder an Sie herantreten würde und Sie für eine Rolle engagieren möchte – welches Genre würde Sie am meisten reizen?

So'n richtig geiler Actionfilm. Eddie-Murphy-Style, also mit viel Witz. Das wäre was, wo ich direkt dabei wäre!

«Verpiss Dich, Schneewittchen!» startet am Donnerstag, 29. März, in den Schweizer Kinos.

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