TV-Kritik «Bumann, der Restauranttester»: Ganz grosses (Kasperli-)Theater!

Von TV-Experte Gion Mathias Cavelty

10.9.2019

Daniel Bumann ist wieder da mit einer neuen Staffel. Dem kritischsten aller Restauranttester wird nun aber selbst auf den Zahn gefühlt: TV-Experte Gion Cavelty nimmt sich das Format um den Walliser zur Brust.

Ich bin ein grosser Bumann-Fan – jede Sendung ist Dorfschwank pur, voll mit köstlichen Kasperlitheater-Dialogen (und Bumanns hemdsärmlig-handgelismetes Walliser-Tiitsch ist natürlich zum Schiessen!). Ein Beispiel aus der Auftaktsendung:

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1. Szene:

(Daniel Bumann betritt zum ersten Mal das offensichtlich komplett gästefreie Restaurant Sternen in Egerkingen und trifft auf den Wirt Stephan)

Bumann: «Sali Stephan! Jetzt berchunsch grad es rots Gsicht, gäll? – Und das do? Wer isch är?»

Wirt Stephan: «Das isch mini Frau.»

(Aus der Konservendose dröhnt schallendes Gelächter)

Bumann (zum Wirte-Ehepaar): «Und Gäscht heider öi echli?»

(Aus der Konservendose dröhnt schallendes Gelächter)

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Das Detail mit dem Gelächter ab Konserve habe ich erfunden, aber es würde perfekt passen (nur so als kleiner Tipp an die Macher der Sendung).

Die grosse Kunst von Restauranttester Bumann: das perfekte Beherrschen der rhetorischen Frage. Beispiele:

- «Häsch mi nid erwartet?»

- «Dü seisch, Riz Kasimir chunnt sehr güet aa, und trotzdem isch s Restaurant leer?»

- «Bisch dü güet betted, finanziell? Geits diär super?»

- «Wieso tüesch dü jetz so zittere, Schatz Gottes?»

Ein absoluter Meister der subtilen Didaktik, dieser Bumann! (Mit Vorliebe beantwortet er seine Fragen, wie rhetorisch auch immer, übrigens am liebsten selbst.)

Von der unterirdischen Suppe ganz zu schweigen

Schnell wird klar: Die Mission «Rettung des Sternen in Egerkingen» gestaltet sich äusserst schwierig. Ein Blick in die Küche offenbart den erwarteten Total-Horror: der Koch (von Berufs wegen eigentlich Schlosser) ist völlig überfordert und muss die Rezepte in einem Kochbuch nachschlagen; die Fertig-Salatsauce kommt aus einem riesigen Plastikkanister; et cetera.

«Da hilft dr Herrgott öi nitta», stöhnt Bumann mit gequältem Gesichtsausdruck in die Kamera, nachdem ihm das bestellte «Solodurner Wysüppli» serviert wurde (eine in der Tat traurige Pfütze).

«Meine Güte! Dä chasch jetz wirkli nid bringe», meint er pathetisch zu den «Crevetten spanische Art», «Nei, nei, nei, nei, nei, nei, nei, nei, nei, also nei!» (sic)



«Dass das so schlimm isch – das het ich mir niemals la träume», lautet sein Fazit nach der Degustation. «Jetzt mach ich das 10 Jahr, und das isch mit Abschtand – mit Abschtand! – die Krönig vu däm, was ich bis jetz erläbt han. Das isch underirdisch! Underirdisch!»

(Ein weiterer passender Moment für schallendes Gelächter aus der Konservendose)

Tränen und Zynismus

Ein hinzugezogener, auf Gastrobetriebe spezialisierter Treuhänder beschreibt die Lage des Sternen wie folgt: «Patient noch nicht klinisch tot – aber Intensivstation mit künstlicher Beatmung.» Tatsächlich macht Stephan bloss 700 Franken Tagesumsatz, müsste im Minimum aber einen solchen von 1800 Franken erzielen – die offenen Rechnungen belaufen sich auf 65'000 Franken (geschäftlich) und 66'000 Franken (privat).

Bumanns Rat an Stephan: «Keine Chance! Kei-NE Chance! Schliess ab! Sofort züemache, dass jo keine meh cha cho!»

Dann fordert er von Stephan den Schlüssel zum Restaurant und schliesst von innen die Tür ab. Rumms!

Der Anblick des vor laufender Kamera gedemütigten Wirts und seiner mit den Nerven komplett am Ende stehenden Frau bricht einem fast das Herz.

Der dramatische Höhepunkt des Stücks ist erreicht; wie es ausgeht, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur eine besonders hübsche Szene sei noch erwähnt: Bumann zeigt Stephan in der Küche, wie man einen seiner Meinung nach gelungenen Tomaten-Salat macht und beschliesst die Demonstration mit dem oscarreifen Satz:

«Där Brunz, wo dü da als Salat verchöifsch – her mit dem blitzartig üf! Das isch din Undergang!»

(Nicht enden wollendes Gelächter ab Konserve)

«Bumann, der Restauranttester» lief am Montag, 9. September, um 20.15 Uhr auf 3+. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Und hier noch die Bilder des Tages
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