Stefan Heuss: Tüftler Wenn einem das Caquelon um die Ohren fliegt

Von Carlotta Henggeler

8.5.2020

Ein nicht stinkendes Fondue-Caqeulon oder ein Freejazz-Ukulele-Automat: Tüftler Stefan Heuss kennt keine Grenzen. «Bluewin» sprach mit Stefan Heuss über seine neue TV-Werkstatt und warum er von seiner Show «Die grössten Schweizer Patente» träumt.

Stefan Heuss hat als Einziger bei SRF die Lizenz für krasse Experimente im Fernsehstudio. Dabei haut es dem ehemaligen «Giacobbo/Müller»-Sidekick auch mal eine Eigenkonstruktion mit lautem Getöse um die Ohren. 

Jetzt tüftelt der Sohn eines Frankiermaschinenhändlers in seiner eigenen «Werkstatt Heuss» herum.

Sie sind Tüftler, werden auch als modernen Daniel Düsentrieb betitelt. Wie beschreiben Sie sich?

Ich versuche, mit meinen Gerätschaften mechanische Lebenshilfen anzubieten. Manchmal hilft schon der richtige Hack, um dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen.

Welche Berufsbezeichnung steht auf Ihrer Steuererklärung?

Komiker.

Ist Ihnen schon mal eine Konstruktion um die Ohren geflogen?

Ja. Für die Sendung «Giacobbo/Müller» konstruierte ich ein «nicht stinkendes Fondue-Caquelon». Der Witz war, dass sich das Caquelon um die eigene Achse gedreht hat und man die Gabel mittels einer komplizierten Mechanik in einer hermetischen Glocke fernsteuern konnte.

Wow, was für eine Erfindung.

Ja, es war ein ambitiöses Projekt und am Vorabend der Sendung gab es noch eine Nachtschicht, um alles fertig zu bekommen. Ich war schon etwas müde und bin an den Gashebel des Fondue-Drehmotors gestossen. Das Fondue-Caquelon begann wie verrückt zu rotieren, löste sich aus der Halterung, schoss über meinen Kopf und zerdepperte mit dem ganzen Inhalt an der Wand. Mein Atelier war innert Sekunden verwüstet.

Was hält Ihre Familie von Ihrem besonderen Beruf?

Sie finden es interessant, aber für sie ist es Alltag. Im Gegensatz zu anderen Kindern weiss meine Tochter, was ich mache, wenn ich arbeiten gehe. Aber wenn ich (ich betone: für rein berufliche Zwecke) immer neues Material zur späteren Verarbeitung anschleppe, finden sie das nicht ganz so cool.

Welches Projekt möchten Sie noch gerne realisieren?

Ich möchte auch mal ein eigenes Problem lösen: In meiner Liveshow «Die grössten Schweizer Patente» haben wir immer einen sehr aufwendigen Aufbau. Diesen Aufbau mache ich eigentlich gerne, aber nach der Vorstellung alles wieder aufzuräumen, ist sehr mühsam. Bis jetzt habe ich da aber noch keine bessere Lösung gefunden.

Woher stammen Ihre Ideen?

Manchmal im Baumarkt, manchmal beim Brainstorming, aber die besten Ideen kommen mir beim Pausemachen, wenn man an gar nichts denkt.

Welche Idee eines Tüftlers finden Sie am spektakulärsten?

Es gab mal einen Tüftler, der an seinen Lehnstuhl Hunderte von Heliumballons geknüpft hat und damit dann auch wirklich losgeflogen ist. Leider sehr unkontrolliert. Er ist Richtung Flughafen gedriftet und hat den Flugverkehr lahmgelegt.

Die beste Erfindung ever?

Der legendäre Hackbraten meiner Grossmutter.

Und die sinnloseste?

Schwierig zu sagen, ich habe ein ganzes Lager davon. Aber vielleicht Festtagsmenüs für Katzen?

Sind Sie in einem Tüftler-Verein?

Nein, aber das ist eine gute Idee. Ich kenne viele, die Interessantes zusammenschrauben oder kleben.

Sie waren Teil von «Giacobbo/Müller». Werden Sie heute noch darauf angesprochen?

Ja, das ist immer noch präsent.

Das Format hat fünf Folgen. Könnten Sie sich weitere Episoden vorstellen?

Ja, auf jeden Fall. Das ist noch ein grosses Feld, das man beackern könnte. Und man braucht ja auch ein wenig Zeit, bis man herausgefunden hat, was in so einem Format alles Platz hat.

Die Schweiz ist ein Tüftler-Land. Können Sie sich erklären, woher das kommt?

Ich denke, unsere natürlichen Ressourcen in der Schweiz sind begrenzt, da muss man sich einfach etwas einfallen lassen. Aber vielleicht treibt uns auch einfach das schlechte Wetter in die Bastelkeller.

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