Er selbst ist eher genervt Ein Jahr danach: Internet-Hit mit «BBC-Dad» begeistert noch heute

von Dirk Godder, dpa

9.3.2018

Professor Robert Kelly sitzt bei einer Pressekonferenz mit seiner Frau Kim Jung-A und ihren Kindern James und Marion an der Universität.
Professor Robert Kelly sitzt bei einer Pressekonferenz mit seiner Frau Kim Jung-A und ihren Kindern James und Marion an der Universität.
Ha Kyung-Min/Newsis/dpa

Sein Interview-Auftritt vor einem Jahr machte Robert Kelly zum «BBC-Dad». Die TV-Szenen, in den die beiden Kinder des Korea-Experten während eines Video-Interviews ins Zimmer kommen, begeistern viele Menschen noch heute.

Den 10. März 2017 wird Robert Kelly wohl nie mehr vergessen – weil er und seine Familie danach unerwartet zu Internet-Berühmtheiten wurden. Der 43 Sekunden lange YouTube-Clip des skurrilen Moments, als seine kleinen Kinder während eines Video-Interviews des britischen Senders BBC plötzlich hinter ihm ins Zimmer hereinplatzen und den Korea-Experten unterbrechen, wurde mittlerweile etwa 27 Millionen Mal abgerufen. Längst ist der US-Amerikaner Kelly «der BBC-Dad».

Unangenehme Seiten

Dem Mittvierziger, einem Professor an der National-Universität von Pusan, war die lustige Szene in dem Moment zunächst sichtlich peinlich – er entschuldigte sich mehrmals bei dem BBC-Moderator. Später reagierten er und seine Frau Kim Jung A amüsiert auf die Kommentare aus aller Welt. Mittlerweile bekennt Kelly jedoch, dass seine Berühmtheit auch unangenehme Seiten habe.

«Es ist nur irgendwie lächerlich, dass ich als jemand, der sich mit Nordkorea und der Sicherheit in Asien beschäftigt, berühmt wegen meiner Kinder bin», sagte er im Dezember in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». In Südkorea wird er auf der Strasse oft wegen des Internet-Hits angesprochen.

Mittlerweile eher genervt

Der Hochschulprofessor scheint mittlerweile eher genervt und gibt nur noch ungern Interviews, wenn es um die Folgen dieses einen Vorfalls gehen soll und nicht um seine Fachkenntnisse. Er werde überschwemmt mit Fragen, «es kostet jetzt einfach zu viel Zeit». Dabei warten die Menschen geradezu darauf, dass die Kelly-Familie wieder in Aktion tritt.

Als der Wissenschaftler im Februar den gemeinsamen Einlauf süd- und nordkoreanischer Athleten bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang auf Sky News kommentierte, schienen viele Zuschauer weniger auf seine Äusserungen gespannt zu sein als auf das, was hinter ihm passieren könnte. In einem Twitter-Beitrag meinte etwa der britische Redakteur David Jones, es sei fast unmöglich, Kelly-Interviews zu verfolgen, ohne auf die Tür hinter ihm fokussiert zu sein.

So lief das vor einem Jahr ab

Was machte die Kellys über Nacht «zur berühmtesten Familie der Welt», wie es einige Tage nach dem Interview derselbe BBC-Moderator im Gespräch mit den Eltern formulierte. Für die Zuschauer war es wie eine ungestellte Reality-Show: Kelly ist gerade dabei, von zuhause am Computer ein Fernsehinterview zur Amtsenthebung der damaligen südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye zu geben, als seine vierjährige Tochter Marion hereinschneit. Kelly versucht vergeblich, die quirlige Tochter beiseite zu schieben, immer die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Kurz danach wirbelt auch noch Baby James in einem Laufstuhl hinein. Und dann kommt Kellys Frau hinzu und bugsiert hastig die Kinder hinaus. Das Interview ist zu diesem Zeitpunkt so gut wie gelaufen, obwohl der Moderator noch eine Frage hinterherschiebt. Hinter der geschlossenen Tür ist Kindergeschrei zu hören.

Berühmt wurde die Szene nicht nur wegen der slapstick-artigen Szenen, sondern auch wegen der zahlreichen Kommentare und Spekulationen. So stellten die Eltern Kelly später klar, dass der Vorfall nicht gestellt gewesen sei, dass der Professor unter dem Sakko eine Hose getragen habe und dass es kein Kindermädchen gewesen sei, das die Kids wieder aus dem Zimmer geschafft habe.

Kellys Ehefrau sagte, sie habe im Wohnzimmer gesessen, um den TV-Auftritt ihres Mannes mit dem Smartphone aufzunehmen. Auf einmal seien die Kinder losgezogen – erst als sie ihre Tochter im Fernsehen sah, habe sie verstanden, dass die Tür diesmal – anders als bei früheren Video-Interviews – nicht abgeschlossen war.

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