Wuchtbrumme und Stinkefinger Wuchtbrumme und Stinkefinger: Sie machen Zibbz beim ESC Konkurrenz

von Carola Frentzen, dpa, und Irene Widmer, sda

3.5.2018

Am Dienstag beginnt in Lissabon der Eurovision Song Contest. Die Schweizer Kandidaten Zibbz hatten Lospech und müssen zum ersten, dem stärkeren Halbfinal antreten. Das Geschwisterpaar trägts mit Fassung: «Toi, toi, toi, sait de Hund zum Löi», meint Bruder Stee.

Von den 19 Erst-Halbfinalisten qualifizieren sich zehn für den Final vom Samstag, 12. Mai. Zibbz müssten also neun Konkurrenten schlagen. Allerdings stehen im 1. Halbfinal nur zwei Länderbeiträge, die auf den Wettlisten hinter den Schweizern rangieren: Island und Albanien. Dagegen glänzen fünf der direkten Gegner von Zibbz bei den Buchmachern unter den Top Ten.

Unter ihnen ist die israelische Wuchtbrumme Netta Barzilai, deren höchst bemerkenswerter Song «Toy» die Wetten dominiert - eine Mixtur aus Gangnam-Style (K-Pop), Elektro und Hip-Hop, Thema #MeToo («I'm not your oy/you stupid boy»).

Das grelle Video mit dem exaltierten Auftakt «Ree, ouch, hey, hm, la» wurde auf YouTube über 17 Millionen Mal geklickt. Zum Vergleich: Der offizielle Clip des Schweizer Beitrags «Stones» - ein Song gegen Mobbing - bringt es auf etwas über eine halbe Million.

Gute Chancen werden neben Israel auch Estland eingeräumt, das mit klassischem Opern-Pop an den Start geht. Als Anwärter auf den Sieg wird zudem der funky Elektrosound-Song «Lie to me» von Mikolaus Josef aus Tschechien gehandelt; der Interpret scheint nach einem Probenunfall wieder startklar. Und Zypern hat bei den ersten Proben mit einem Beyoncé-reifen Auftritt überzeugt. Allesamt starke Halbfinal-Gegner von Zibbz (lesen Sie hier auch unser Interview).

Tenor: Lass dich nicht unterkriegen!

Insgesamt 43 Länder nehmen an der 63. Ausgabe des Wettbewerbs teil. Netta ist dabei nicht die Einzige, deren Text von Belang sein will. Die Italiener Ermal Meta & Fabrizio Moro singen in «Non mi avete fatto niente» von den Terroranschlägen von Kairo, Barcelona, Nizza, Paris und New York und davon, sich nicht unterkriegen zu lassen: «Perché tutto va oltre le vostre inutili guerre» - weil alles eure nutzlosen Kriege überdauern wird. Einen «musikalischen Stinkefinger» nennt der Schweizer ESC-Experte mit dem Pseudonym «Windmaschinchen» die Nummer treffend.

Auch die querschnittgelähmte Julia Samoylova aus Russland, die letztes Jahr wegen eines politisch motivierten Gerangels zwischen Russland und der Ukraine um ihre Teilnahme betrogen wurde, lässt sich nicht unterkriegen. Russland hat heuer seinen oft verbissenen Kampfeswillen beiseite gelegt und sie mit einem zweiten Versuch entschädigt.

Samoylova singt den Song «I Won't Break» auf einer Art Vulkan, der ihren Rollstuhl verbirgt. Ihre brüchige Stimme wird von Background-Sängerinnen gestützt. Zwei Balletttänzer lenken optisch ab. Kein Siegertitel, aber ein schönes Beispiel für «Dabeisein ist alles». Genau das, was die portugiesischen Veranstalter mit dem Slogan «All Aboard!» ausdrücken wollen.

Auftritt des herzkranken Vorjahressiegers 

Dass der Musikwettbewerb in Portugal stattfindet, hat das Land Salvador Sobral zu verdanken, der mit seinem Song «Amar pelos dois» in Kiew 2017 den Sieg holte. Wenige Monate danach musste der 28-Jährige wegen eines schweren Herzleidens eine längere Pause anmelden. Seit September lag er im Spital und wartete auf ein Spenderorgan. Erst im Dezember gab es endlich Entwarnung: Kurz vor Weihnachten wurde dem Künstler ein neues Herz transplantiert.

In den vergangenen Wochen zeigte er sich erstmals wieder der Öffentlichkeit, postete auf Facebook ein Foto, das ihn bei der Verleihung des portugiesischen Verdienstordens zeigt, sowie ein Video, in dem er am Klavier den Fleetwood-Mac-Klassiker «Landslide» singt. Darunter steht: «Salvador hat es vermisst, für euch Musik zu machen.»

Das darf er nun beim ESC-Finale als Pausen-Act auch wieder live auf der Bühne, und zwar zusammen mit einem ganz Grossen: der brasilianischen Musiklegende Caetano Veloso (75).

Der erste ESC-Halbfinal läuft am Dienstag, 8. Mai, ab 21 Uhr auf SRF 2. Der zweite Halbfinal folgt am Donnerstag, 10. Mai, zur gleichen Zeit auf dem gleichen Kanal. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Zibbz: Die Schweizer ESC-Hoffnung
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