Kolumne «Der Bestatter» tritt zum richtigen Zeitpunkt ab

Cilgia Grass

24.1.2019

Nicht mehr of gemeinsam an Tatorten anzutreffen: Luc (Mike Müller, Mitte), Fabio (Reto Stalder) und Anna-Maria (Barbara Terpoorten).
Nicht mehr of gemeinsam an Tatorten anzutreffen: Luc (Mike Müller, Mitte), Fabio (Reto Stalder) und Anna-Maria (Barbara Terpoorten).
SRF/Sava Hlavacek

Derzeit läuft die siebte und letzte Staffel von «Der Bestatter». Auch wenn die Serie uns viele Lacher und gute TV-Momente beschert hat: Der Abschied passt. Eine Kolumne.

Eine alte Cowboy-Weisheit besagt: Wenn das Pferd stirbt, steig ab. Greenhorn-Übersetzung: Versuche nicht, mit Dingen weiterzumachen, die vorbei sind. Als ich mir am Mittwochabend im Replay die neueste Folge von «Der Bestatter» angeschaut habe – am Dienstag hatte ich anderes vor –, kam mir dieser Spruch wieder in den Sinn. Denn so schwer mir der Abschied von Mike Müller und Co. fällt: Ich finde den Entscheid, die Serie einzustellen, richtig.

Alles schon gehabt

Auch wenn «Der Bestatter» für SRF immer noch Traumquoten generiert (am Dienstag lag der Marktanteil wieder bei fast 40 Prozent): Das Ganze hat sich totgelaufen. Anna-Maria hat einen anderen lieber als Luc? Kommt uns bekannt vor. Fabio und Erika müssen für Luc einspringen, weil er lieber Kommissar spielt? Yup, kennen wir. Luc hört nicht auf Anna-Maria und bringt sich in Gefahr? Auch nichts Neues. Was früher sehr charmant war, ist nach sieben Staffeln dann einfach mal gut.

Fabio (Reto Salder) und Erika (Suly Röthlisberger) müssen mal wieder ohne Luc zurechtkommen.
Fabio (Reto Salder) und Erika (Suly Röthlisberger) müssen mal wieder ohne Luc zurechtkommen.
SRF/Sava Hlavacek

Kommt dazu, dass die folgenübergreifende Geschichte diesmal so vorhersehbar erzählt ist, dass man alles vorausahnt. In der letzten Folge rätselte man nur noch, ob nun der Vater oder die Mutter der mordenden Zwillinge in der Urne steckt, die Luc und Anna-Maria in deren Wohnung gefunden haben. Die Vorschau auf die Folge von nächster Woche klärte dann auch diese Frage. Ob man wollte oder nicht. Danke vielmals.

Zu Ende schauen ist Pflicht

Trotzdem: Ich schaue weiter «Bestatter». Bis zum bitteren Ende. Denn mit ihrer Selbstironie und ihrem komödiantischen Talent bringt mich die Truppe nach wie vor zum Lachen. Luc und Semmelweis zusammen in einer WG? Grandios. Fabio und Erika, die in bunten «Übergwändli» ihr neues Beerdigungsinstitut streichen? Köstlich, I love Teletubbies! Als Bonus gab es in der letzten Folge SRF-Moderatorin Susanne Kunz als Junkie zu sehen – Tanga-Blitzer inklusive. Ein Schenkelklopfer.

Gab den Junkie: SRF-Moderatorin Susanne Kunz.
Gab den Junkie: SRF-Moderatorin Susanne Kunz.
SRF/Sava Hlavacek

Doerig hat Potenzial für eine eigene Serie

Und dann wäre da noch Kommissarin Giovanolis rechte Hand Reto Doerig. Ihn könnte man durchaus in einem Spin-off gross rausbringen. So wie damals den Stockinger von «Kommissar Rex», der beim ORF eine eigene Serie bekam. «Ich wäre natürlich selbstverständlich dabei bei einem Spin-off. Aber Fabio hätte genauso einen Spin-off verdient. Oder Erika», sagte Samuel Streiff 2017, als ich ihn bei einem Dreh im Brügglifeld in Aarau auf dieses Thema ansprach.

Auch wenn SRF angeblich keine Pläne für einen Spin-off hat, ich sehe die Serie vor mir. Sie trägt den Titel «De Doerig». Doerig ist inzwischen Hauptkommissar geworden, weil Anna-Maria Giovanoli sich in einen Ashram in Indien zurückgezogen hat, um mithilfe eines Gurus ihren schlechten Männergeschmack zu überwinden. Ihm zur Seite steht ein junger Polizist, der noch grün hinter den Ohren und leicht tollpatschig veranlagt ist. Daher vergeigt er auch jeden Fall.

Reto Doerig (Samuel Streiff, Mitte) musste in der letzten «Bestatter»-Folge mit dem Lover seiner Tochter Vanessa (Chantal Dubs) frühstücken. Was beide noch nicht wissen: Max (Jonas Götzinger) ist ein Mörder.
Reto Doerig (Samuel Streiff, Mitte) musste in der letzten «Bestatter»-Folge mit dem Lover seiner Tochter Vanessa (Chantal Dubs) frühstücken. Was beide noch nicht wissen: Max (Jonas Götzinger) ist ein Mörder.
SRF/Sava Hlavacek

Privat wohnt Doerig inzwischen fix mit seiner Tochter zusammen, die bereits die nächsten drei dubiosen Freunde angeschleppt hat, und überlegt, seinen Fernseher und seine Stereoanlage zu versetzen, um mit einem der Kerle auf die nächste Weltreise zu gehen. Doerig selbst hat auf Tinder eine Frau kennengelernt, die aber in der ersten Folge des Spin-offs auf seinem Polizeiposten landet, weil sie eine Trickbetrügerin ist. Zum Glück kann er sich bei Gerichtsmediziner Semmelweis ausweinen, der sich zur Abwechslung gern einmal mit jemand Lebendem unterhält.

Und Luc? Der kommt im Spin-off nicht vor. Er ist nach Indien gereist, um Anna-Maria einen Heiratsantrag zu machen. Dummerweise hat er sich mit seinem Auto verfahren, ist in der Pampa gelandet und kann dort die Strassenschilder nicht lesen. Fabio und Erika, die als Trauzeugen mitgereist sind, sind leider auch keine Hilfe. Also tschüss zäme, macheds guet!

«Der Bestatter» lief am Dienstag, 22. Januar, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Die nächste Folge sehen Sie am Dienstag, 29. Januar, zur gleichen Zeit auf dem gleichen Kanal. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Folgen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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